Schwellenländeranleihen: Zollspannungen und taktische Umschichtungen
Während man bei William Blair Investment Management die mittel- und langfristigen Aussichten für Schwellenländeranleihen (EMD) weiterhin konstruktiv einschätzt, hat man seine kurzfristige Einschätzung für diese Anlageklasse herabgestuft, berichtet Marco Ruijer, Portfoliomanager im EMD-Team.

"Die Aussichten auf weltweite Vergeltungsmaßnahmen gegen die jüngsten Zölle von US-Präsident Donald Trump stellen ein erhebliches Risiko für die Weltwirtschaft dar. Während die tatsächlichen Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer abzuschätzen sind, sind wir der Meinung, dass Unsicherheit und Instabilität die Perspektiven kurzfristig weiter eintrüben werden", sagt Marco Ruijer, Portfoliomanager im Team für Schwellenländeranleihen von William Blair Investment Management.
In den USA würden höhere Zölle auf Importe wahrscheinlich zu einem vorübergehenden Inflationsanstieg führen und die diskretionären Verbraucherausgaben sowie die Wirtschaftstätigkeit unter Druck setzen. Bei William Blair IM würde man zwar nicht erwarten, dass die Fed zunächst auf den vorübergehenden Inflationsdruck reagiert, doch wäre der Weg zu einer geldpolitischen Lockerung ungewiss.
Weltweit könnten sich höhere Zölle negativ auf den Handel auswirken
Länder, die große Handelsüberschüsse mit den Vereinigten Staaten haben, würden wahrscheinlich die größten Auswirkungen auf ihre Volkswirtschaften spüren. China und in geringerem Maße auch Europa dürften besonders betroffen sein. In diesen Ländern erwarten wir erhebliche fiskal- und geldpolitische Reaktionen, um die Auswirkungen der von der US-Regierung verhängten höheren Zölle auszugleichen. Wir rechnen auch mit starken Vergeltungsmaßnahmen, da die Zölle gegen die Verpflichtungen der Welthandelsorganisation (WTO) verstoßen könnten, was zusätzliche Risiken für den globalen Handel mit sich bringt.
Schwellenländer besser positioniert
Ruijer: "Wir glauben, dass die Schwellenländer besser positioniert sind, um einem globalen Handelskrieg standzuhalten, als die Industrieländer, da das Universum angesichts des in den letzten Jahren beobachteten erheblichen Wachstums des Intra-Emerging Markets-Handels weniger direkt betroffen sein dürfte. China beispielsweise wird wahrscheinlich fiskalische und geldpolitische Anreize setzen, seine Währung abschwächen und weiterhin Exporte aus den Vereinigten Staaten umlenken. Auf die Schwellenländer entfällt inzwischen fast die Hälfte der chinesischen Exporte, und wir erwarten, dass der Handel zwischen China, den Schwellenländern und anderen Industrieländern zunehmen wird."
Herausforderndes Marktumfeld
Trotz des konstruktiven fundamentalen Hintergrunds in den Schwellenländern ist man bei William Blair der Ansicht, dass die politische Unsicherheit in den USA, ein drohender Handelskrieg und ungelöste geopolitische Konflikte in den nächsten Monaten zu einem schwierigen Marktumfeld führen werden. Infolgedessen hat man in seinen Portfolios eine defensivere Haltung eingenommen. Dennoch wird man nach Möglichkeiten zur Neupositionierung Ausschau halten, da die Marktvolatilität Chancen für langfristige Anleger bietet.
Bewertungen sind in letzter Zeit attraktiver geworden
Dies geschah, nachdem sich die Kreditspreads dezimiert hatten. Ruijer führt aus: "Wir bevorzugen Länder, die besser in der Lage sind, steigenden Handelszöllen zu widerstehen, und bevorzugen weiterhin Länder mit einem leichteren Zugang zu multilateralen und bilateralen Finanzierungen."
Nachfolgend sind einige von William Blairs größten aktiven Hartwährungspositionen nach Beta-Segmenten aufgeschlüsselt, anhand derer das Haus sein Risikobudget zuordnet.
(kb)