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Sauregurkenzeit - und jede Menge Krisen

Der kalendarische Sommer hat begonnen und die Menschen interessieren sich mehr für ihren Urlaub als für die Börse. Große Sprünge in die eine oder andere Richtung sind in den nächsten Wochen deshalb nicht zu erwarten. Zeit für Peter E. Huber, sich mit einigen relevanten Themen näher zu beschäftigen.

Fondsmanager und Börsenurgestein Peter E. Huber
Fondsmanager und Börsenurgestein Peter E. Huber© Taunus Trust

Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), feiert den Erfolg ihres heroischen Kampfes gegen die Geldentwertung. 2025 soll wieder die Zielmarke von 2,0 Prozent erreicht werden. Umso erstaunter war Peter E: Huber, Fondsmanager bei Taunus Trust, als er einen Brief von der Gemeinde erhielt, dass ab dem 1. Juli die Abwassergebühr pro Kubikmeter Frischwasserverbrauch von 2,50 Euro auf 3,41 Euro (+ 36,4 Prozent) steigen soll. Und bei der Grundsteuer soll der Hebesatz für bebaute Grundstücke, der 2024 von 750 auf 947 Prozent stieg, nächstes Jahr auf 1.275,7 Prozent angehoben werden. Ein satter Anstieg von 70 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Begründet wird dies mit allgemeinen Kostensteigerungen. Huber dazu: "Irgendwer versucht uns hier hinters Licht zu führen. Eine zweite Inflationswelle in den nächsten Jahren würde nicht verwundern!"

Schuldenkrise
Wir steuern über kurz oder lang auf eine veritable Schuldenkrise zu, ist Peter E. Huber überzeugt. "Das haben wir bereits mehrfach thematisiert. Mit gutem Beispiel voran gehen die Staaten, die weltweit trotz steigender Steuereinnahmen immer mehr Defizite einplanen. Das Problem lässt sich nur durch Finanzrepression entschärfen. Das heißt, man inflationiert die Schulden weg. Dies wird vor allem die Besitzer von Anleihen treffen, die sich derzeit mit einer mageren Rendite von 2,3 Prozent auf zehnjährige Bundesanleihen zufriedengeben. Relative Gewinner werden die Besitzer von Aktien sein, da die Firmen einen Teil der Belastungen über höhere Preise weitergeben können, die Unternehmensgewinne nominal also steigen werden."

Quelle sämtlicher Grafiken: Taunus Trust

Wirtschaftskrieg
"In unserer grenzenlosen Dummheit zetteln wir auf Betreiben unserer amerikanischen Freunde einen Handelskrieg mit China an, unserem (zweit-)wichtigsten Handelspartner. Strafzölle auf umweltfreundliche E-Autos sollen es richten. Damit sollen unerlaubte Subventionen durch die chinesische Regierung bestraft werden. Die Reaktion Chinas wird nicht lange auf sich warten lassen. Einen konkreten Nachweis für die Existenz solcher Subventionen sind unsere Politiker bisher aber schuldig geblieben. Dafür werden hier in Europa kräftig Subventionen verteilt. Nützen wird uns das nichts. Denn China kann auch ohne Subventionen deutlich billiger produzieren - man denke an niedrigere Kosten für Löhne, Energie und Material, Skaleneffekte durch den riesigen Binnenmarkt und den schnellen technischen Fortschritt", sagt Peter E. Huber.

Die soziale Marktwirtschaft und der freie Zugang zu den Weltmärkten hätten Deutschland als Exportnation stark gemacht und den heutigen Wohlstand gebracht. Protektionismus, Subventionen und immer mehr staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen (Bürokratie) führten nicht zu Freiheit und Wohlstand, sondern in den Sozialismus, ist der Fondsmanager überzeugt.

Klimakrise
Seit 1990 habe Europa die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen um 52 Prozent auf 3.138 Millionen Tonnen reduziert. In den USA gingen sie dagegen nur marginal zurück und in China stiegen sie um 283 Prozent auf 13.973 Mio. Tonnen. Statt dass sich die USA und China zu einer Klimaallianz verbündeten, um die drohende Katastrophe zu verhindern, zettelten zwei senile Machtpolitiker einen neuen kalten Krieg an. Europa werde das Weltklima nicht retten, weiß Huber.

Börsen
Seit Ende 1899 bis Anfang 2024 hat das Gewicht der US-Börse immer weiter zugenommen im Einklang mit der uneingeschränkten Dominanz der USA im politischen, wirtschaftlichen und militärischen Bereich. Peter E. Huber dazu: "Wir hatten eine unipolare Weltordnung. Diese beginnt sich aufzulösen. Eine Zeitenwende! Wir steuern auf eine multipolare Weltordnung zu mit den USA, dem Herausforderer China sowie Staaten wie Indien, Brasilien, Saudi-Arabien und Südafrika, die sich nicht vor den Karren einer der beiden Großmächte spannen lassen. Entsprechend müsste eigentlich die Dominanz der Wallstreet als Weltbörse und des US-Dollars als Weltleitwährung ihren Höhepunkt erreicht haben. Wir werden sehen!"

Gold
In den letzten 50 Jahren seit Bretton Woods konnte der Goldpreis immer deutlich zulegen, wenn die Börsenkurse kräftig nach unten rauschten. Diese negative Korrelation macht Gold zu einem wertvollen Bestandteil in einem ausgewogenen Portfolio. Während Privatanleger die hohen Preise für das gelbe Metall in letzter Zeit eher für Gewinnmitnahmen nutzten, waren die internationalen Notenbanken – allen voran die chinesische – auf der Käuferseite, während sie ihre Bestände an US-Treasury Bonds reduzierten. Huber hält in diesem Zusammenhang fest: "Während China seit Mai bei den Goldkäufen pausiert, beabsichtigen nach einer Umfrage des World Gold Council 29 Prozent der befragten Zentralbanken, ihre Goldreserven in den nächsten zwölf Monaten aufzustocken. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung. Das dürfte den Goldpreis weiter unterstützen, denn das von den Notenbanken aufgekaufte Material verschwindet langfristig in deren Tresoren."

(kb)

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