RBC BlueBay: Freude, Verzweiflung und alles dazwischen
Gerade noch schauten die Börsen auf die Verabschiedung des großen Gesetzesvorhabens der Trump-Regierung, schon naht eine wichtige Deadline: Am 9. Juli könnte sich entscheiden, wie es mit den US-Zollvorhaben weitergeht.
Angesichts dieser Risikofaktoren erscheinen die Märkte weiterhin sehr sorglos, warnt Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management. „Die Märkte zeigten sich in der vergangenen Woche weiterhin risikofreudig. In Washington lag das Hauptaugenmerk auf dem Gesetzesvorhaben der „Big Beautiful Bill“. Dessen Verabschiedung ist für die Regierung eine Erleichterung, wenn man bedenkt, wie viel Zeit und Energie sie darauf verwendet hat."
US-Haushaltsdefizit wohl bei sieben Prozent des BIP
Der Haushaltsentwurf wird wahrscheinlich zu einem Defizit von etwa sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts führen, selbst wenn man Zolleinnahmen in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar und ein relativ robustes Wirtschaftswachstum mit den entsprechenden Steuereinnahmen berücksichtigt. Da es keine Pläne für Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen gibt, werden jegliche Möglichkeiten zum Abbau des Defizits von der Entwicklung der Zinskosten für die Verschuldung und den Aussichten für die Wirtschaft abhängen.
Anleiherenditen im Fokus
Eine wesentliche Reduktion des Defizits, also unter fünf Prozent, scheint daher von einer deutlich niedrigeren Anleiherenditen abhängig zu sein. Dies erklärt zum Teil die beharrlichen Forderungen der Trump-Regierung nach Zinssenkungen durch die Fed. Dennoch steigen die Kosten für die US-Verschuldung vorerst, da alte Schuldtitel mit niedrigem Kupon durch Neuemissionen mit höherem Kupon ersetzt werden.
Wachstumsabschwächung in den USA wahrscheinlich
Für die US-Wirtschaft gibt es verschiedene Anzeichen, dass sich das Tempo des Wachstums abschwächt. Deshalb dürften die Rufe aus dem Weißen Haus nach Zinssenkungen im Laufe des Sommers noch lauter werden – bislang hat sich Jerome Powell dieser politischen Einmischung widersetzt.
Zum Thema Handel
Einige Signale sprechen dafür, dass die EU bereit ist, einen Kompromiss einzugehen, was eine Aufweichung der bisherigen Haltung wäre. Danach würde ein Handelsabkommen mit den USA einen allgemeinen Zoll von zehn Prozent vorsehen. Dowding dazu: "Wir haben den Eindruck, dass beide Seiten, eine Einigung erzielen wollen. Falls ein Abschluss zustande käme, könnten wir ähnliche Lösungen für Japan, Korea und andere wichtige Handelspartner erwarten."
Von den Unternehmen würde ein Ende der Zollunsicherheit sicherlich begrüßt werden
Trump bleibe jedoch eine unberechenbare Persönlichkeit, so Dowding. Unter diesem Gesichtspunkt gehe man auch in die kommende Woche mit einer gewissen Nervosität. Die US-Regierung dürfte festgestellt haben, dass sich ihre Drohungen und Schikanen gegenüber anderen überwiegend auszahlten.
Alles in allem geht es der US-Wirtschaft gut
Die Börsen stehen auf Rekordhochs, und man hat den Eindruck, dass „Daddy bekommt, was Daddy will“ – sogar in Bezug auf die „Big Beautiful Bill“. Deshalb könne man nicht ausschließen, dass Trump nicht doch versuchen werde, mehr Druck auszuüben, wenn ihm eine bestimmte Entwicklung nicht passe.
In der kommenden Woche markiert der 9. Juli einen wichtigen Stichtag
Die Frist für die Handelsgespräche ist ein Termin, den Anleger während der letzten drei Monate im Hinterkopf hatten – und ein potentielles Risiko-Event.
"Für Anleihen und Aktien könnte sich die zweite Jahreshälfte durchaus günstig entwickeln, falls die Wachstumszahlen überraschend positiv ausfallen, die Inflation unter Kontrolle bleibt, die Unternehmensgewinne stabil sind und die Zinsen sinken. Das ist allerdings nur ein mögliches Szenario. Auch weit weniger vorteilhafte Rahmenbedingungen bleiben denkbar. Dass die Anleger die Risiken im Markt scheinbar weitgehend ignorieren, macht uns nach wie vor nervös“, sagt Mark Dowding. (kb)