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Ray Dalio: "Wer jetzt Staatsanleihen kauft, ist verrückt!"

Der Gründer des berühmtesten Hedgefonds der Welt Bridgewater Associates, Ray Dalio, sagte in einem Interview, dass Investoren verrückt wären, jetzt und in den kommenden Jahren Staatsanleihen angesichts des Gelddruckens der Notenbanken zur Rettung der Weltwirtschaft zu kaufen.

Ray Dalio
Ray Dalio

© Jason Alden / Bloomberg

In dieser Periode - ähnlich jener zwischen 1930 und 1945 - wäre es wohl ziemlich verrückt, Anleihen zu halten, merkte Ray Dalio in einem Bloomberg Invest Talks Webcast letzte Woche an. Es gebe keine guten Gründe, Bonds zu kaufen, die keine Verzinsung böten beziehungsweise sogar eine negative Verzinsung aufwiesen, während gleichzeitig die Geldmenge deutlich ausgeweitet werde, so Dalio weiter.

Gelddrucken ohne Ende macht Bonds unattraktiv
Die Notenbanker würden alles daransetzen zu verhindern, dass sich die Corona-bedingte Rezession in eine Depression verwandle. So sei die Fed-Bilanzsumme seit Ende Februar bereits um fast 50 Prozent auf einen Rekordstand von sechs Billionen US-Dollar gewachsen, dazu kämen noch weitere Billionen an Staatsausgaben zur Stimulierung der Wirtschaft in den USA, Europa und Japan. Der Fed sei es jedenfalls gelungen, die US-Treasury-Renditen hinunterzudrücken.

20 Billionen-Loch wartet auf Schließung
Während Dalio also offensichtlich Anleihen nicht liebt, so glaubt er doch, dass die Regierungen aus allen fiskalischen Rohren feuern müssten, um den Corona-Kollaps an Einkommen und Ausgaben der Bürger zu kompensieren. Während sich die Ökonomen darüber streiten, wie lang und wie schmerzlich diese Rezession ausfallen wird, denkt Dalio anders: Es sei ein 20 Billionen US-Dollar großes Loch in der gloablen Wirtschaft, das geschlossen werden müsse. Es gebe keine andere Möglichkeit, denn wenn man das nicht tue, wären die Konsequenzen enorm.

2008 war nichts gegenüber heute
Zum Unterschied von der Finanzkrise 2008/09, wo die US-Regierung entscheiden musste, ob sie die Großbanken retten und den Hausbesitzern helfen wollte, sei der Umfang der Rettungsbemühungen heute ungleich größer. Nicht nur habe die Fed begonnen, erstmalig auch Junk Bonds zu kaufen, sondern die Regierung gebe Geld direkt an zig Millionen US-Bürger, deren Lebensumstände sich durch die Pandemie drastisch verschlechtert hätten, und an kleine Unternehmen als Kredit.

Ungleichheit nimmt zu
Wirtschaftseinbrüche dieser Größenordnung seien so dramatisch, dass es eine neue Weltordnung mit einer großen Ungleichheit zwischen Gewinnern und Verlieren gebe, auch innerhalb von Assetklassen. Dalio nannte Gold und bestimmte Aktien, speziell solche von Firmen mit starken Bilanzen, als Profiteure der Krise.

Paradigmenwechsel
Dalio, der Bridgewater 1975 gegründet hat, glaubt, dass die Wirtschaft ähnlich einer Maschine funktioniert. Ähnliche Ereignisse in der Geschichte würden daher ähnliche Resultate auch heute produzieren. Er baut diese Muster in Bridgewaters Modelle ein, die dem Unternehmen helfen, die Reaktion des Marktes auf neue Entwicklungen zu antizipieren. Ihm sei klar, dass ein Paradigmenwechsel nun stattfinde. Die Zeiten, wo Steuererleichterungen, niedrige Kreditkosten, Fusionen und Aktienrückkäufe die Vermögenspreise in luftige Höhen getrieben hätten, seien nicht wiederholbar in einem Umfeld steigender Staatsschulden und größerer Spannungen betreffend die Vermögensverteilung.

Pure Alpha II Hedgefonds verliert in ersten Quartal 2020 ein Fünftel
Dalios Flaggschifffonds gab in etwa ein Fünftel in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ab, nachdem man am falschen Fuß erwischt worden war, als der Sell-Off Ende Februar begann. Dalio schrieb in einer Mitteilung an seine Kunden, dass die Pandemie Bridegwater zum ungünstgsten Moment getroffen hätte, da die Portfolios auf einen weiteren Aufschwung an den Märkten ausgerichtet wären. (kb)

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