Peter E. Huber über Schuldenorgien und deren Folgen
Kaum sind die Wahlen vorbei, werden alle Versprechungen über den Haufen geworfen. Trotz Steuereinnahmen in Höhe von fast 1.000 Milliarden Euro pro Jahr plant man die Auflage gigantischer "Sondervermögen" für Infrastruktur und Kriegstüchtigkeit.

"Von der vollmundigen Ankündigung einer Politikwende durch Kanzlerkandidat Merz ist so gut wie nichts übriggeblieben", stellt Peter E. Huber, Fondsmanager bei Taunus Trust, fest. "Der Berg hat gekreist und ein Mäuslein geboren. Auch Frau von der Leyen möchte für die EU gewaltige Sondervermögen auflegen. Natürlich schuldenfinanziert, denn man hat ja keine Einnahmen. Damit schließt man sich dem Trend zu immer höheren Budgetdefiziten zahlreicher Industrieländer an", so sein Befund.
Quellen: Jeffries, Taunus Trust
Überhaupt hat man den Eindruck, dass die SPD die Wahl gewonnen hat
Dank der Brandmauer würden sie als Koalitionspartner gebraucht und das nutzten sie weidlich aus, so Huber weiter. Von Einschnitten in das wuchernde Sozialsystem sei keine Rede mehr. Stattdessen würden weitere Subventionen geplant (Förderprämien für Elektroautos, Senkung der Industriestrompreise, Senkung der MwSt in der Gastronomie etc). Deshalb würden noch so viele Schulden nicht ausreichen, um alle Probleme zu lösen. Der Kolumnist Harald Martenstein definiert sie so:“ Bundeswehr, Ukraine, die hohen Kosten der Migration, das kollabierende Bildungssystem, Infrastruktur, unbezahlbare Sozialleistungen, Altersversorgung, Altenpflege, Klimaschutz, zu hohe Steuern, zu teure Energie“. Die Liste könnte man noch um einiges erweitern, findet der Altmeister des Value-Investing.
Woher kommt das Geld?
Ein schöner Spruch aus dem Karneval bringt die Sache auf den Punkt. Wie will man diese gewaltigen Schuldenpakete finanzieren? Auf diese Frage bleiben die Schuldenmacher bisher jede Antwort schuldig. Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit haben bereits mit einem Renditeanstieg von 2,5 auf 2,8 Pozent reagiert. Wobei das Wort „Bundeswertpapiere“ inzwischen genauso an Blasphemie grenze wie die Bezeichnung „Sondervermögen“, gibt Peter E.Huber zu bedenken.
Hier kommt die Finanzrepression ins Spiel
Hubers Analyse: "Indem die EZB die kurzen Zinsen unter den Inflationsraten hält, werden die Staatsschulden entwertet. Das wird aber bei weitem nicht reichen. Es ist zu vermuten, dass die EZB als „lender of last resort“ wieder massiv Staatsschulden mit frisch geschöpftem Geld aufkaufen wird. Dies dürfte zu einem massiven Vertrauensverlust in die Geldwertstabilität führen, verbunden mit einem Melt-up-Boom in Sachwerten, primär Aktien und Gold."
Melt-up Boom: Ist er schon da?
Man könne sich mit Fug und Recht fragen, ob die derzeitige Aufwärtsbewegung bei europäischen Aktien und dem gelben Metall bereits Teil dieses Melt-up-Booms sei oder es vorher nochmals zu krisenhaften Erscheinungen aufgrund der fragilen geopolitischen Lage (Handelskonflikte, Kriege) komme. Dies ändere aber nichts an der Tatsache, dass Dividendenpapiere und Edelmetalle auf mittlere bis längere Sicht enorm von dieser Entwicklung bei den Staatsschulden profitieren und deutlich höher notieren würden.
Europäische Aktien
Sie könnten davon profitieren, dass sie in den letzten 25 Jahren gegenüber ihren amerikanischen Pendants massiv zurückgeblieben sind. Peter E. Huber dazu: "So hat der EuroStoxx 50-Index der führenden europäischen Blue Chips gerade einmal wieder den Stand von 5.500 Punkten aus dem Jahr 2000 erreicht. Außer Dividenden nichts gewesen! Ein Vierteljahrhundert ohne Wertzuwachs wird der Tatsache nicht gerecht, dass auch viele europäische Unternehmen ihre Wertschöpfung deutlich verbessert haben und damit heute deutlich unterbewertet sind."
Quelle: Refinitiv, Taunus Trust
Gespaltene Aktienkursentwicklung auch in Europa
Auch hier sei die Wertentwicklung maßgeblich durch eine überschaubare Anzahl von Wachstumswerten geprägt worden, während viele Unternehmen wegen struktureller Probleme weit unter ihren früheren Höchstkursen notierten (Banken, Maschinenbau, Chemie, Automobil, Stahl, Versorger etc). Doch gerade diese „Deep Value“-Aktien sollten besonders von einem schuldenfinanzierten Konjunkturaufschwung profitieren,meint Peter E. Huber. So komme das US-Investment- und Marktanalysehaus GMO zu dem Schluss, dass über die nächsten sieben Jahre internationale Deep Value-Aktien mit Abstand die höchsten Gewinnchancen böten - und eben nicht die heiß gelaufenen aktuellen Favoriten aus dem Technologiebereich. (kb)
Quelle: GMO
(kb)