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Peter E. Huber über die Welt im Umbruch und seinen teilweisen Rückzug

Peter E. Hubers Wahrnehmung zufolge gibt es zunehmend mehr weiße und schwarze Schwäne in der Welt. Er geht mit der gespaltenen Gesellschaft ins Gericht und lässt wissen, dass dies die letzte reguläre Ausgabe von Hubers Portfolio ist. Künftig werde er sich nur dann melden, wenn es Wichtiges gebe.

Peter E. Huber, wie ihn alle kennen und lieben: pointiert in seinen Ausagen.
Peter E. Huber, wie ihn alle kennen und lieben: pointiert in seinen Ausagen.© Taunus Trust

Unter einem weißen Schwan versteht man eine Entwicklung, die absehbar ist und gravierende Folgen für die Wirtschaft und Gesellschaft hat.

Weiße Schwäne sind beispielsweise
- Die Geburtenrate in Europa schrumpft, während die Bevölkerung in der Subsahara-Zone explodiert. Dies wird die Migrationsprobleme noch deutlich verschärfen.

- Der Konflikt zwischen der bisherigen Hegemonialmacht USA und dem Herausforderer China wird weiter eskalieren. Diese Auseinandersetzung kennt keine Gewinner. Beide verfolgen primär ihre eigenen Interessen. Besonders wird es Länder treffen, die abhängige Vasallen einer der beiden Großmächte sind. Staaten wie Indien, Brasilien und Saudi-Arabien, die sich nicht vor einen Karren spannen lassen, werden noch am besten fahren.

- Die Schuldenorgien fast aller Industriestaaten dienen schwerpunktmäßig der Aufblähung des Sozialstaates und der Aufrüstung unserer Armeen, die „kriegstüchtig“ gemacht werden müssen. Dringend notwendige Investitionen in die marode Infrastruktur (Verkehrsinfarkt in allen Bereichen), Klimaschutz oder Bildung kommen dafür zu kurz. Die Notenbanken werden wieder in großem Stil Staatsanleihen aufkaufen müssen, da sich nicht mehr genug Dumme finden lassen, die das finanzieren. Die Schulden werden weginflationiert (Finanzrepression) und eine Flucht in Sachwerte (Aktien, Gold) ist vorprogrammiert.

Schwarze Schwäne
- Das sind Ereignisse, die nicht vorhersehbar sind und eigentlich selten vorkommen, aber gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft und Gesellschaft haben. Die Covid-Pandemie 2020 und der Ukraine-Krieg seit 2022 fallen in diese Kategorie. Andere Beispiele könnten sein: Terroranschläge, Bürgerkriege, Naturkatastrophen, längere Unterbrechungen der Energieversorgung (Blackout), politische Umbrüche und anderes mehr.

Dies ist die letzte reguläre Ausgabe von Hubers Portfolio
"
Die starke Zunahme potentieller Risiken macht uns eine regelmäßige Herausgabe von Hubers Portfolio sehr schwer, denn wir haben den Anspruch, Sie als interessierten Investor nur mit Informationen zu versorgen, die eine längere Halbwertzeit als einige Monate haben. Wir werden uns deshalb künftig nur noch melden, wenn es etwas Bemerkenswertes zu kommentieren gibt", sagt Peter E. Huber.

Verzwickte Börsenlage
Der deutsche Aktienindex Dax konnte soeben ein neues Allzeithoch erreichen. Dies passt so gar nicht zur allgemeinen wirtschaftlichen Lage, wie sie sich zum Beispiel im Konsum- und Geschäftsklima manifestiert. Auch international sieht es eher mau aus. China fällt als jahrelange Welt-Konjunkturlokomotive wohl für längere Zeit aus. Und auch die Wirtschaftsentwicklung in den USA dürfte dies nicht ausgleichen können. Hubers Empfehlung lautet: "Wohin die Börsen in den nächsten Monaten tendieren, ist vor diesem Hintergrund völlig offen. Die erwarteten Zinssenkungen dürften in den Kursen bereits eingepreist sein. Am besten hält man ein gut diversifiziertes Depot aus Aktien, einige, kurzlaufende Anleihen bester Bonität und Gold und versucht nicht, den Markt zu timen. Die Anlagen sollten dabei so gewichtet sein, dass man auch eine stärkere Korrektur gut durchhalten kann."

Quelle: Taunus Trust zum 30.08.2024

Gespaltene Gesellschaft moniert
Am meisten Sorgen bereitet Peter E. Huber die zunehmende Spaltung der Gesellschaft: "Wenn demokratisch gewählte Parteien nicht mehr miteinander sprechen, ist dies eine Bankrotterklärung für die Demokratie. Der woke rot-grüne Mainstream grenzt alle Andersdenkenden aus und diffamiert sie als Nazis, Querdenker oder Reichsbürger. Die Superdemokraten, die für Toleranz und gegen Hass und Hetze auf die Straße gehen und dabei ihre Schilder hochrecken („Omas gegen rechts“, „Kill the AfD“, „AfD ist braun und stinkt nach Scheiße“) übersehen in ihrer Überheblichkeit, dass sie damit die rechten Ränder nur stärken und die AfD weiter voranbringen."

Die Spaltung der Gesellschaft ist kein deutsches Phänomen
In den USA stehen sich Demokraten und Republikaner zunehmend unversöhnlich gegenüber. Und auch in Frankreich und vielen anderen europäischen Ländern sehen wir dasselbe Phänomen.

Der Mainstream kann auch falsch liegen
Dass der Mainstream dabei nicht immer richtig liegt, mag folgende kleine Geschichte illustrieren. Sie ist einer Festschrift zum 60. Todestag von Hermann Hesse entnommen: „Zugleich war er, der heute ein Liebling der Intellektuellen genannt werden darf, damals ihr ärgster Feind. Sein am 3. November 1914 in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlichten Aufsatz "Oh Freunde, nicht diese Töne" wandte sich gegen die Kriegsbegeisterung deutscher Schriftsteller und Künstler, die schließlich in Nationalismus und Kriegshetze mündete." Das Ergebnis habe den jungen Hermann Hesse nachdrücklich geprägt: Freundschaften zerbrachen, Hassbriefe – öffentliche wie private – erreichten ihn. Er, der heute als Zeitgeist-Schriftsteller gilt, hatte es gewagt, sich gegen den Geist seiner Zeit zu stellen. gibt Peter E. Huber zu bedenken.

Abschied
"In diesem Sinne möchte ich mich ganz herzlich bei den vielen Lesern bedanken, deren Feedback mir in den letzten vier Jahren die Kraft gegeben haben, in einer schwierigen Zeit für echte Toleranz und eine gemeinsame friedliche Zukunft zu werben", schreibt Peter E. Huber zum Schluss.

Damit bleibt uns nur mehr die Hoffnung, dass sich bald Bemerkenswertes an den Märkten tut, sodass Huber wieder seine Stimme erhebt. (kb)

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