Neues Warnsigal: Nun steht auch die globale Renditekurve Kopf
Sichtbare Warnsignale vor einer Rezession gibt es seit kurzem auch vom globalen Staatsanleihemarkt. Erstmals sei mindestens zwei Jahrzehnten steht die Renditekurve Kopf. Damit begibt sich diese Zinskurve in prominente "Gesellschaft".
Bei Anleihen mit Fälligkeit in zehn Jahren oder mehr liegt die Rendite laut Bloomberg-Indizes durchschnittlich nun unter dem Niveau von Kurzläufern, die in ein bis drei Jahren fällig werden. Das gab es noch nie in dem Bloomberg-Datensatz, der bis Anfang des Jahrtausends zurückreicht, berichtet die Nachrichtenagentur.
Pessimistische Rentenanleger
Die Umkehrung der Renditekurve wird in der Regel als Vorbote einer Rezession angesehen. Sie impliziert, dass Anleger aus Pessimismus über die wirtschaftlichen Aussichten Geld in längerfristige Anleihen umschichten. Und dieser Pessimismus grassiert, da Notenbanken in aller Welt eine weitere Straffung der Geldpolitik signalisieren, mit der sie die Inflation in den Griff bekommen wollen.
Zentralbanker, “die von Inflationsängsten gelähmt sind”, werden die Zinsen noch länger in der restriktiven Zone verankern, erwartet Prashant Newnaha, Stratege bei TD Securities in Singapur. “Dies wird ein wichtiger Katalysator für die weitere Abflachung der Kurve sein.”
Auch die Präsidentin der Europäischen Zentralbank rechnet mit der Notwendigkeit fortgesetzter Zinserhöhungen. Sie wäre “überrascht”, wenn die Inflation im Euroraum schon jetzt nachließe, sagte Christine Lagarde am Montag vor dem Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments (Institutional Money berichtete). Auch vier Fed-Notenbanker wiesen zum Wochenbeginn darauf hin, dass die Zinsen weiter heraufgesetzt werden müssen.
Zahlreiche Warnungen
Laut den Volkswirten der Deutschen Bank könnte sich Deutschland bereits in einer Rezession befinden. Für die USA dürfte es Mitte nächsten Jahres soweit sein, prognostiziert ein Team unter Leitung von Chefvolkswirt David Folkerts-Landau in London.
Einher mit der Umkehrung der globalen Renditekurve geht die Erholung des Rentenmarkts. Dabei sorgt für Auftrieb, dass eine nachlassende Konjunktur die Notenbanken veranlassen wird, ihre Zinserhöhungen zu verlangsamen oder sogar zu stoppen. Das Bondbarometer Global Aggregate Index hat im November ca. fünf Prozent zugelegt und steuert damit auf den größten Monatsgewinn seit 2008 zu.
Bei deutschen Bundesanleihen hat die Umkehrung der Renditekurve unlängst das extremste Niveau seit 30 Jahren erreicht (Institutional Money berichtete). (aa)
Langlaufende globale Anleihen bringen derzeit weniger Rendite als Kurzläufer