Nach dem Kursrutsch: Über das Potenzial von US-Staatsanleihen
Der Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank geht der Frage nach, ob Anleger die derzeit attraktiv wirkenden Zinsen bei länger laufenden US Treasuries zur Aufstockung nutzen, oder lieber im eigenen Währungsraum investieren sollten.

Seit der Zinssenkung der amerikanischen Zentralbank im September, gab es bei langlaufenden US-Staatsanleihen eine Reaktion, die die wenigsten Analysten und Marktteilnehmer erwartet hätten: Statt weiter zu sinken, stiegen die Renditen zehnjähriger Anleihen um fast 100 Basispunkte von 3,3 auf aktuell 4,3 Prozent.
Bedenkt man, dass die Zentralbank eigentlich einen längeren Zinssenkungszyklus einleiten möchte und die Zinssenkungen mit einem sich allmählich abschwächenden Arbeitsmarkt und zunehmenden Konjunktursorgen begründet hat, ist dies zumindest ungewöhnlich. Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank erklärt dazu: „Wenn bei Anleihen die Zinsen steigen, dann fallen ihre Kurse. Findige Marktteilnehmer fragen sich nun, ob sich hier Opportunitäten auftun könnten - insbesondere in den USA.“ Zum Vergleich: Deutsche zehnjährige Staatsanleihen würden derzeit mit 2,3 Prozent rentieren, ihre US-Pendants mit den genannten 4,3 Prozent.
Behring rät bei US Treasuries trotz der verlockenden Zinsen zur Vorsicht: „Am US-Rentenmarkt hat der uneingeschränkte Glaube an eine längere Zinssenkungsphase in den USA Risse bekommen. Die Inflationserwartungen seit dem Zinsschritt im September sind sogar wieder gestiegen, was die Fed unter Zugzwang setzen könnte.“
Ein weiterer Treiber hinter den gestiegenen Inflationserwartungen, seien die großzügigen Wahlversprechen beider politischer Lager. Immerhin: Die Neuverschuldung der USA erreiche bereits dieses Jahr mit sieben Prozent des BIP einen historischen Höchststand. Viele Marktteilnehmer befürchteten daher, dass sich das hohe Schuldenniveau langfristig auf die Bonität und somit auf die Stabilität der Anleihen auswirken könnte – insbesondere die der länger laufenden. Für Behring ist das Grund genug für eine gesunde Skepsis: „Ein Abgesang auf die USA oder den US-Dollar wäre falsch, große Opportunitäten für Anleger auf der US-Dollar-Anleihenseite sehen wir aber auch nicht.“
Währungsverluste können den Zinsvorteil (über)kompensieren
Ein weiterer Grund für seine Zurückhaltung sei das Währungsrisiko. Angesichts der hohen Verschuldung in den USA dürfte ein schwächerer US-Dollar das Ertragspotential für Euro Anleger in US-Fremdwährungsanleihen zusätzlich drücken. Anlagen in Fremdwährungen, insbesondere im US-Dollar, seien daher aktuell wenig attraktiv, so Marko Behring: „Wer von der laufenden Zinssenkungphantasie profitieren möchte, sollten sich lieber in der Heimatwährung umsehen und von US-Dollar-Staatsanleihen, noch dazu so kurz vor den Wahlen, die Finger lassen.“ (aa)