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Morgan Stanley IM: Über die Risiken einer steileren Zinskurve

Institutionelle Investoren sollten sich nicht die Frage stellen, warum die Anleiherenditen steigen – sondern warum die Renditekurve steiler wird, meint der Chief Investment Officer der Portfolio Solutions Group von Morgan Stanley Investment Management (MSIM).

Jim Caron, Morgan Stanley IM
Jim Caron, Morgan Stanley IM© Morgan Stanley Investment Management

„Zu Beginn des Jahres 2025 sind die Anleiherenditen das große Thema. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sind seit ihrem Tiefpunkt am 16. September 2024 um 100 Basispunkte per Stand Mitte Januar gestiegen Bei 30-jährigen US-Papieren nähern sie sich Niveaus wie seit 2023 nicht mehr, als sie bei 5,15 Prozent lagen. Für Anleger aber ist der wichtigste Faktor, welche Renditen steigen – und welche nicht wirklich stark nach oben zeigen", schreibt Jim Caron, Chief Investment Officer der Portfolio Solutions Group von Morgan Stanley Investment Management, in einer aktuellen Analyse.

Die kurzfristigen Renditen sind relativ niedrig geblieben. Am langen Ende der Zinskurve steigen sie hingegen. "Mit anderen Worten: Wir sehen keinen allgemeinen Anstieg der Renditen, aber die Renditekurve wird steiler", betont Caron.

Mehrere Faktoren sorgen für steilere Kurve
Die Verantwortlichen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erwarten, dass sie die Zinssätze 2025 nur zweimal auf ein Niveau von rund vier Prozent senken. Das sei weniger, als die Marktteilnehmer zuvor eingepreist hatten. Dies ist aber laut Caron nicht die ganze Geschichte: Die Laufzeitprämie steigt.

Die Fed verfüge weiterhin über Spielraum, mit Zinssenkungen fortzufahren und damit die kurzfristigen Renditen zu begrenzen. Gleichzeitig aber üben ein höheres Wachstumspotenzial und damit einhergehend eine höhere Inflation Aufwärtsdruck auf die Renditen am langen Ende aus – und die Kurve wird steiler. Hinzu kommt laut Caron die Besorgnis über die Haushaltsdefizite, die ebenfalls die Laufzeitprämie erhöhen und die Renditen ansteigen lassen könnte.

Negative Folgen möglich
Wird sich dieser Anstieg der Anleiherenditen nun negativ auf Aktien und Kreditspreads auswirken? Caron beantwortet diese Frage wie folgt: "Das hängt davon ab, welche Renditen aus welchen Gründen steigen. Wenn die Konjunktur in den USA robust bleibt, beispielsweise mit einem Wachstum von 2 bis 2,5 Prozent, was in etwa dem Potenzial entspricht, dann können Aktien weiter höher tendieren. Denn es kommt mehr auf die Erträge und den Preis an. Solange das Ertragswachstum auf breiter Basis ebenso stabil bleibt wie die Margen und der freie Cashflow sowie die Rentabilität sich robust zeigen, dann ist das Umfeld immer noch positiv. Das Risiko besteht darin, dass ein Anstieg der Renditen und ein stärkerer US-Dollar die finanziellen Bedingungen verschärfen und damit die Kreditaufnahme verringert sowie Ausgaben und Konsum einschränkt."

Kritische Grenze
Die Marktteilnehmer versuchen herauszufinden, bis zu welchem Niveau die zehnjährigen Renditen ansteigen können, bevor die Situation kippt. Viele denken, dies geschieht bei 4,5 Prozent. Caron ist eher der Meinung, dass der Wert näher bei 5,0 Prozent liegt – auch wenn es natürlich darauf ankommt, wie schnell die Renditen steigen und aus welchen Gründen.

Wenn es zum Beispiel mit dem Defizit und der Verschuldung zusammenhängt, könnte dies einen negativen Vertrauensschock auslösen. Wenn sich hingegen die Anleiherenditen stabilisieren und nicht mehr nach oben tendieren, werden dies die Aktienbewertungen nach Meinung von Caron tolerieren können.

Keine Rezession, wenige Defaults
Mit Blick auf Anleihen und Kreditspreads geht Caron davon aus, dass es keine Rezession gibt. Daher sollten die Ausfallraten niedrig bleiben. In diesem Szenario machen höhere Renditen Anleihen attraktiver.

Der Anleihemarkt sollte aus zwei Gründen Käufer anziehen. Erstens kann die potenzielle Rendite von Anleihen bei Renditeniveaus von 4,75 Prozent oder 5 Prozent bei zehnjährigen US-Staatspapieren mit Aktienrenditen konkurrieren.

Zweitens können Anleihen höherer Qualität bei entsprechenden Renditeniveaus eine gute Absicherung für risikoreichere Anlagen und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. "Daher denken wir, dass sich die Anleiherenditen in einer gewissen Spanne bewegen und die Märkte nicht in Mitleidenschaft ziehen werden", merkt Caron an, um abschließend anzufügen: "Denn ist nicht eine steilere Renditekurve mit einer guten wirtschaftlichen Entwicklung verbunden? Sie ist das Gegenstück zu den flachen und invertierten Kurven, die im Jahr 2024 mit Schwäche assoziiert wurden. Sicher: Für Risikoanlagen könnte der Renditeanstieg eine Belastung darstellen. Vielleicht signalisiert die Renditekurve aber ein höheres Wachstum und eine geringere Inflationsdynamik – genau das werden wir beobachten.“ (aa)

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