Logo von Institutional Money
| Märkte

Milde Rezession und große Fallhöhe wittert Vates Invest

Die Märkte haben das Jahr 2023 auf einem Hochpunkt beendet – und strafen damit die vorauslaufenden Makroindikatoren ab. „Das Thema Rezession wurde 2023 komplett ausgepreist aus den Kursen“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer von Vates Invest.

Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest
Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest© Vates Invest GmbH

Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest, gibt aber zu bedenken, dass die Märkte trotz Auspreisung der Rezession damit doch eine gewaltige Fallhöhe aufgebaut hätten. Selbst eine milde Rezession könnte die Kurse stark fallen lassen.

Widersprüchliches entdeckt
An den Aktienmärkten ist die Stimmung weiterhin positiv und steht damit im Widerspruch zu vorauslaufenden Konjunkturindikatoren wie zum Beispiel der inversen Zinsstruktur oder dem Häusermarkt in den USA. „Die Frage ist ja nur, wie sich das 2024 auflösen könnte“, so Bente. „Natürlich kann es sein, dass „this time it‘s different“ gilt und wirklich alles anders ist – und anders bewertet werden muss.“ Der Aktienmarkt hätte dann Recht und Konjunkturindikatoren wie die Zinsstruktur, die einen herausragenden Track Record als Frühindikator hat, irren dieses Mal.

Gefährliche temporäre Abkoppelungen
„Häufiger in der Vergangenheit kam es allerdings vor, dass der Aktienmarkt aus verschiedenen Gründen in die ein oder andere Richtung übertrieben hat, sich am Ende des Tages aber nicht von der makroökonomischen, konjunkturellen Realität dauerhaft entkoppeln konnte“, sagt Bente. „Und je länger und je heftiger er sich zuvor entkoppelt hatte, desto größer wurde die Fallhöhe, wenn es dann doch zu dem realwirtschaftlichen Event einer Rezession kam.“

Das sicherlich bekannteste Beispiel waren die späten 1990er-Jahre
Damals schien es so, als hätte sich die Realität der Aktienbewertungen komplett verändert. Viele hatten damals angenommen, dass es dieses Mal anders sei und klassische Bewertungsmodelle nichts mehr zählten. „Damals ging es um Unternehmensgewinne und deren Einschätzung in Zeiten des neu entstehenden Internets“, sagt Bente.

Unternehmen sollten ganz anders betrachtet und bewertet werden als in der gesamten Historie davor. „So wurde eine enorme Fallhöhe aufgebaut und die recht milde Rezession von 2001, die eigentlich einen so heftigen Bärenmarkt rein realwirtschaftlich gar nicht gerechtfertigt hätte, hat dann zum Platzen dieser Blase geführt“, so Bente. „Der folgende Bärenmarkt war einer der heftigsten in der Geschichte.“ Nicht weil die Rezession so heftig war, sondern weil die zuvor aufgebaute Fallhöhe so außerordentlich war.

In keiner Weise mit der derzeitigen Situation vergleichbar
„Wir haben keine solch ausgeprägte Euphorie und Kursexzesse, jedoch waren die Anstiege 2023 ungewöhnlich groß für vorrezessive Umfelder“, sagt Bente. „Insofern sollten die späten 1990er nicht eins zu eins verglichen werden mit der aktuellen Situation.“ Aber sie sind der Beleg dafür, dass es durchaus Marktumfelder gibt, in denen sich die Aktienmärkte zeitweise von der fundamentalen Realität entkoppeln, früher oder später aber immer wieder von der fundamentalen Realität eingeholt werden.

Reimt sich die Geschichte?
„Insofern wäre das der Punkt, an dem sich die Geschichte nicht exakt wiederholen, aber doch reimen könnte“, sagt Bente. „Dass uns dieses Mal vielleicht auch eine milde Rezession bevorsteht, aber die Aktienmarktreaktionen nach unten heftig ausfallen könnten – eben wegen der aufgebauten Fallhöhe.“ (kb)

Dieses Seite teilen