Logo von Institutional Money
| Märkte

Mark Dowding über die wichtigsten Markttreiber

In den USA zerrt der Shutdown an den Nerven und belastet die Finanzen, sowohl die des Staates als auch die seiner Angestellten. Aber auch in Europa gibt es Entwicklungen, die institutionelle Investoren genau beobachten sollten, wie einem Kommentar von BlueBay Asset Mangement zu entnehmen ist.

Mark Dowding, RBC Bluebay Asset Management
Mark Dowding, RBC Bluebay Asset Management© Tom Birtchnell / Institutional Money

Erst eskalierten Ende letzter Woche die Handelsängste, weil Trump mit 100-prozentigen Zöllen auf China drohte, dann klangen in den letzten Tagen versöhnlichere Töne an, als Trump seinen Fokus auf Speiseölimporte verengte. Die Handelsdebatte mit China scheint die Entwicklungen des ganzen Jahres widerzuspiegeln. Diese Ansicht vertritt Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, in einer aktuellen Markteinschätzung.

Gegenseitige Abhängigkeiten
Vor diesem Hintergrund wird eine Debatte über die mittelfristige Entflechtung von Lieferketten und den Weg hin zu einer bipolaren Weltwirtschaft geführt. Kurzfristig bestehen jedoch bedeutende gegenseitige Abhängigkeiten, und die USA sind weiterhin auf chinesische Importe wichtiger Mineralien angewiesen. Trump dürfte deshalb nach Einschätzung von Dowding einen pragmatischen Kurs anstreben, um die US-Wirtschaft und die Finanzmärkte nicht übermäßig zu belasten. In anderen Bereichen sieht der US-Präsident Chancen, mit Zöllen politische Veränderungen herbeizuführen – etwa im Ukrainekonflikt. Hier dürfte er für sich selbst größeren Handlungsspielraum sehen.

Nachdem Trump eines seiner Ziele, nämlich die Beendigung des Gaza-Konflikts, zumindest vorläufig erreicht hat, könnte er seine Bemühungen um einen Durchbruch mit Russland verdoppeln. Im Weißen Haus herrscht Einigkeit, dass Putin kaum noch seine Ziele wird erreichen können, wenn es gelingt, den Geldfluss zu stoppen.

Shutdown zehrt am Nervenkostüm
In den USA dauert derweil der Regierungs-Shutdown an, sodass Investoren vorerst keine Wirtschaftsdaten erhalten. Die US-Regierung hat Maßnahmen geprüft, um Bundespolizisten aus Mitteln des Pentagon und durch andere Mittel zu bezahlen. Die wirtschaftliche Belastung durch den Shutdown dürfte sich weiter verschärfen, und damit den Druck steigen, bis Ende des Monats eine Einigung zu erzielen – insbesondere, wenn zum zweiten Mal in Folge keine Gehälter ausgezahlt werden.

Zinssenkungszyklus nähert sich langsam seinem Ende
Zusätzliche Abwärtsrisiken in Verbindung mit wirtschaftlicher Unsicherheit bedeuten, dass die Fed sehr wahrscheinlich Ende dieses Monats eine Zinssenkung um 25 Basispunkte vornehmen wird. Wahrscheinlich ist auch eine weitere Senkung im Dezember.

"Inzwischen sind wir aber skeptischer geworden, was mögliche Zinssenkungen der Fed im Jahr 2026 angeht. Der Ausblick für die Wirtschaft ist bisher immer noch robust. Für eine eindeutige Positionierung ist es allerdings noch zu früh", merkt Dowding an.

Grande Nation versinkt im Schuldensumpf
In Frankreich hat sich der wieder ernannte Premierminister Lecornu nun die mehrheitliche Unterstützung des französischen Parlaments gesichert und damit nur eine Woche nach seinem Rücktrittsgesuch seine Position gefestigt. Durch die Streichung der von Macron vorgeschlagenen Rentenreform konnte er den Weg für eine Einigung über den Haushalt ebnen – auch wenn dies eindeutig zu einer deutlich geringeren Haushaltskonsolidierung führen wird als erhofft. Das Haushaltsdefizit Frankreichs wird bei etwa fünf Prozent des BIP bleiben.

Auf politischer Ebene sind die Risiken in Frankreich somit etwas abgeklungen. Französische Staatsanleihen (OATs) könnten daher auf kurze Sicht einen Teil ihrer Verluste aus den letzten Wochen wieder wettmachen.

Frankreich drohen weitere Downgrades
Allerdings bleibt es laut Dowding sehr wahrscheinlich, dass S&P und/oder Moody’s die Bonität Frankreichs in den kommenden Wochen auf A herabstufen werden. Sofern sich die Spreads der zehnjährigen OATs auf deutlich unter 70 Basispunkte erholen, könnte das eine neue Gelegenheit sein, eine Short-Position auf französische Papiere einzugehen.

"Im Vergleich zu September hat sich die Stimmung am Anleihemarkt etwas verdüstert. Der Grund sind schlagzeilenträchtige Ereignisse einiger Emittenten. So hat etwa die Insolvenz von First Brands so manchen Private-Markets-Investor schockiert. Sie hatten sich von der Vorstellung leiten lassen, in stabile und risikoarme Anlageklasse zu investieren (deren Vermögenswerte praktischerweise nicht zum Marktwert bewertet werden). Doch seit einiger Zeit nehmen die Kreditausfälle bei Private Debt zu. Die Ausfallquote ist im zweiten Quartal dieses Jahres auf 5,5 Prozent gestiegen. Auffällig an den Kreditausfällen ist, dass sie jeweils mit schwächeren Kreditauflagen und einem geringeren Gläubigerschutz einhergingen", merkt Dowding an.

Dagegen bleibt das Umfeld an den Börsen positiver. Die Verschuldung von börsennotierten Unternehmen ist nach wie vor moderat. Zwar nehmen auch hier die Ausfälle zu, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus. Vor dem Hintergrund eines weiterhin günstigen wirtschaftlichen Umfelds und sinkender Zinsen in den USA dürfte das makroökonomische Umfeld dazu beitragen, die Kreditrisiken in den kommenden Monaten in Grenzen zu halten.

Die nächsten Tage werden spannend
Im Moment gibt es keinen klaren Marktkatalysator für die kommende Woche. Wahrscheinlich wird es weiterhin keine US-Wirtschaftsdaten geben, und die Fed wird sich auch wegen der Sperrfrist vor der nächsten Sitzung mit Äußerungen zurückhalten.

In Europa dürften sich die Wellen in Bezug auf Frankreich glätten. In Deutschland bleiben die Wirtschaftsdaten vorerst enttäuschend, da die Automobilindustrie weiterhin zu kämpfen hat und die Industrie noch nicht von den geplanten Ausgaben profitiert.

Hoffnung auf ein Ende der Politik der Selbstzerstörung
Ein Thema, das jedoch zunehmend Aufmerksamkeit erregt, ist der wachsende Wunsch, sich von einigen der selbstschädigenden Netto-Null-Klimaverpflichtungen in Europa zu lösen, die Industrie und Verbraucher gleichermaßen lähmen. Denn ein Großteil Europas bezahlt viermal so viel für Energie wie die Konkurrenz in Übersee.

"Selbst wenn die Erreichung der 2050-Zielmarke um zehn Jahre verschoben würde, wäre das schon eine willkommene Erleichterung. Angesichts der Tatsache, dass sich die Politik auf dem gesamten Kontinent nach rechts und in Richtung Populismus bewegt, scheint dies zunehmend wahrscheinlich. Bei Klimaaktivisten in Europa dürfte dieser Trend jedoch sicherlich nicht gut ankommen!", erklärt Dowding abschließend. (aa)

Dieses Seite teilen