Mark Dowding über die Chance eines Plaza-Abkommens 2.0
Der Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management beleuchtet die jüngsten Entwicklungen am Renten- und Devisenmarkt und analysiert, ob ein "Plaza-Abkommen 2.0", das in diesem Fall "Mar-a-Lago-Abkommen" heißt, am Horizont erscheinen könnte.
„In den vergangenen Wochen ist die Volatilität an den Anleihen- und Aktienmärkten deutlich zurückgegangen. Man hat aber das Gefühl, dass die derzeitige Ruhe nicht von Dauer sein wird. Die Dynamik am Aktienmarkt hat in letzter Zeit nachgelassen. Es ist nicht klar, woher der Schub für die nächste Etappe einer Rallye kommen wird", schreibt Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, in seinem aktuellen Wochenkommentar.
Nur mehr ein Zinsschritt in den USA, da die Inflation hartnäckig ist
Dowding und sein Team gehen davon aus, dass die wahrscheinliche Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in der nächsten Woche die letzte im aktuellen Minizyklus sein wird. "Angenommen, die Währungshüter senken die Zinssätze am kommenden Mittwoch um 25 Basispunkte, dann wäre das eine Lockerung um insgesamt 100 Basispunkte in den vergangenen drei Monaten. Da die Wirtschaft über dem Trend wächst und kaum Anzeichen für eine Verlangsamung zeigt, scheint eine Pause durchaus gerechtfertigt", merkt Dowding an.
Die Inflationsrisiken könnten eher nach oben als nach unten gerichtet sein, wenn die Konjunktur weiter so gut läuft. Die Kerninflation ist im Sommer nicht mehr zurückgegangen. Es sieht so aus, als würde sie eher noch etwas steigen als sinken.
Steilere Zinskurve voraus?
Dowding ist der Meinung, dass langlaufende Anleihen in den kommenden Monaten mit bis zu 4,75 Prozent gehandelt werden sollten. Eine Versteilerung der Renditekurve sei Konsens unter den Marktteilnehmern. "Wir denken nach wie vor, dass dies die richtige Positionierung darstellt. Investoren erhalten keine Laufzeitprämie für den Besitz längerfristiger Anlagen. Das muss sich unserer Meinung nach in den kommenden Monaten ändern, da das aktuelle Marktumfeld durch ein übermäßiges Angebot an Staatsanleihen gekennzeichnet ist. Andernfalls wird sich die Finanzpolitik wohl nur weiter in eine immer verschwenderische Richtung bewegen", prognostiziert Dowding.
Greenback weiterhin stark
Bei den Devisen bevorzugt Dowding weiterhin den US-Dollar: "Generell sind wir der Meinung, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem sich bei den Währungen vor dem Hintergrund makroökonomischer und politischer Divergenzen mehr Chancen bieten als in der Vergangenheit."
Einerseits erwartet Dowding eine Abschwächung des Euro, des Schweizer Frankens, des chinesischen Renminbi und des Pfund Sterling. Andererseits ist Dowding gegenüber dem Yen, dem australischen Dollar und dem US-Dollar konstruktiver eingestellt. "Die Volatilität am Devisenmarkt ist nach wie vor relativ gering und könnte mit dem Amtsantritt von Donald Trump zunehmen. Es ist interessant, dass er sich eigentlich einen schwächeren US-Dollar wünscht, seine Politik aber wahrscheinlich genau das Gegenteil bewirken wird", hält Dowding fest.
Dies hat laut Dowding zu Gerüchten und Spekulationen geführt, er könnte ein Mar-a-Lago-Abkommen nach dem Vorbild des Plaza-Abkommens von 1985 anstreben, das den US-Dollar nach einer Phase übermäßiger Stärke schwächen sollte. "Dies könnte künftig ein Thema werden – aber aus unserer Sicht nur, wenn der US-Dollar gegenüber dem heutigen Stand um weitere zehn bis zwanzig Prozent an Wert gewonnen hat."
Die nächste Woche ist die letzte wirklich aktive Handelswoche im Jahr 2024. "Angesichts der bevorstehenden wichtigen Zentralbankentscheidungen ist es unserer Meinung nach aber noch nicht an der Zeit, abzuschalten", erklärt Dowding abschließend. (aa)