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Mark Dowding über das riskante Spiel der US-Administration

Der US-Haushalt beschäftigt nach wie vor die Marktteilnehmer. Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, sieht das voraussichtliche Defizit ebenfalls kritisch. Er sagt aber auch: Warnungen gibt es bereits seit vielen Jahren, passiert ist bislang nichts.

Mark Dowding, RBC Bluebay Asset Management
Mark Dowding, RBC Bluebay Asset Management© Tom Birtchnell / Institutional Money

"Die Renditen von Staatsanleihen stiegen in der vergangenen Woche weiter an. Grund dafür waren die Sorgen über die steigende Staatsverschuldung und die von den Marktteilnehmern wahrgenommene Ambivalenz der US-Politiker in Bezug auf die Schuldenproblematik", rekapituliert Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, die wohl wichtigste Marktentwicklung der vergangenen Tage.

US-Präsident Donald Trumps Gesetzesentwurf ist laut Dowding noch ein gutes Stück von der Abstimmung im Kongress und im Senat entfernt: "Die finanzpolitischen Falken scheinen aber unter Druck zu stehen, sich den Vorschlägen anzuschließen. Denn sie befürchten, sich den Zorn ihrer Partei zuzuziehen, wenn sie sich gegen Trumps Wünsche stellen."

Neue Belastungen für den US-Staatshaushalt
Die geplanten Kürzungen beim Gesundheitsprogramm Medicaid scheinen weniger aggressiv auszufallen als ursprünglich geplant. Eine Erhöhung der Abzüge für staatliche und lokale Steuern scheint ebenfalls vereinbart worden zu sein. Dass sich die Trump-Administration bereits auf Steuersenkungen festgelegt hat und bei der Verringerung der Bundesausgaben kaum greifbare Fortschritte erzielt hat – ungeachtet des Trubels um die Abteilung für Regierungseffizienz (Department of Government Efficiency, DOGE) –, bedeutet ein Risiko für die Defizitprognosen.

"Ironischerweise scheint die jüngste Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Moody's die Wahrscheinlichkeit eines Budget-Deals noch erhöht zu haben", merkt Dowding an.

Der Rentenmarkt sieht es anders
Nach den negativen Nachrichten über die Zollpolitik scheint die Regierung entschlossen zu sein, positive Schlagzeilen zu machen. Ein fiskalisch lockerer Haushalt kann als wachstumsfördernd vermarktet werden. Außerdem wird sicher auch argumentiert, dass sich ein Großteil des Steuersenkungspakets durch den erzielten Wachstumsschub selbst finanzieren wird.

Diese Denkweise stößt Dowding zufolge jedoch auf zunehmende Skepsis bei den Anlegern am Anleihemarkt, die sich über einen alarmierenden Anstieg der Verschuldung und immer größere Aufwendungen für den Schuldendienst sorgen.

"Nach unserer Analyse wird das US-Defizit selbst bei jährlichen Zolleinnahmen von rund 300 Milliarden US-Dollar und einer durchschnittlichen Wachstumsrate von zwei Prozent bei rund sieben Prozent bleiben. Sollten die Zolleinnahmen ausbleiben oder das Wirtschaftswachstum enttäuschen, dann besteht die Gefahr eines noch höheren Defizits. Die Haushaltsergebnisse hängen außerdem von der Entwicklung der Renditen ab", merkt Dowding an.

Es drohen weiter steigende Renditen am langen Ende
All dies zeigt laut Dowding, dass es wenig bringt, über zu weit in die Zukunft reichende Ereignisse zu spekulieren: "Und die Schwarzmaler und Anleihenwächter warnen seit vielen Jahren, ohne dass der Himmel einstürzte."

Aus dieser Perspektive mag es Dowding zufolge rational erscheinen, dass die Trump-Administration die Proteste des Anleihemarktes vorerst ignoriert: "Das Risiko besteht jedoch darin, dass die Renditen langlaufender Papiere weiter steigen, bis sie Unterstützung durch eine neue Käuferschicht finden."

"Crowding out" der anderen Art
US-Privatanleger könnten durch Renditen von sechs Prozent oder sieben Prozent angelockt werden. Das bedeutet jedoch, dass sie sich von anderen Vermögenswerten abwenden. Auf diese Art und Weise könnte der Verdrängungseffekt durch steigende Staatsschulden eine ernsthafte Herausforderung für andere Finanzanlagen darstellen.

Mit der Zeit könnte es politisch wünschenswert werden, das Defizit zu verringern, um die Renditen für langfristige Anleihen zu senken und die Hypothekenzinsen zu stützen. Von diesem Wendepunkt sind wir laut Dowding jedoch wohl weit entfernt.

Die politischen Entscheidungsträger scheinen sich damit zufrieden zu geben, Ruhe zu bewahren und weiterzumachen – auch wenn viele in der Regierung grundsätzlich verstehen, dass der US-Haushalt an diesem Punkt des Konjunkturzyklus ausgeglichen sein sollte und kein so eklatantes Defizit aufweisen darf.

"Im Grunde genommen hat Washington dem Anleihemarkt den Fehdehandschuh hingeworfen. Die Zeit wird zeigen, ob die US-Regierung genügend Kapital anzieht, um die Renditen zu stabilisieren, oder ob die Risiken eines Marktumschwungs zunehmen könnten", erklärt Dowding abschließend. (aa)

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