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MainFirst: Der Silberboom kommt erst noch!

Der Markt befindet sich aktuell in der vierten Goldrally innerhalb der vergangenen 100 Jahre. Warum der Goldkurs weiter steigen könnte, an welchem Punkt innerhalb der Rally wir uns befinden und warum Silber als nächstes stark profitieren könnte, verrät Cornel Bruhin von MainFirst.

Cornel Bruhin, MainFirst
Cornel Bruhin, MainFirst© MainFirst

Wenn von einer Marktrally die Rede ist, meinen viele Investoren die in den letzten Jahren dominante Tech-Rally. Tatsächlich befindet sich die Welt laut Cornel Bruhin, Portfoliomanager im Team Emerging Markets bei MainFirst, mitten in der vierten signifikanten Goldrally innerhalb der vergangenen 100 Jahre. "Die bisherigen drei Goldrallye lassen viele Ableitungen zu: Jede wurde ausgelöst durch eine Rotation der Anlagepräferenzen. Jedes Mal verlor der generelle Aktienmarkt im Zeitraum des Goldpreisanstiegs 50 Prozent oder mehr. Jeden Goldboom begleitete ein Preisanstieg des gesamten Rohstoffuniversums. Und durchschnittlich dauerte eine Rally acht Jahre", merkt Bruhin in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag an.

Lehren aus den ersten drei Goldrallys
Die erste Goldrally entfaltete sich nach dem Börsencrash von 1929: Der Gesamtmarkt stieg zunächst mit dem Hype für Auto- und Radioaktien, verlor dann bis 1932 mehr als 80 Prozent; bis 1937 blieb ein Verlust von 50 Prozent gegenüber 1929. In diesem Zeitraum stiegen Gold und Rohstoffe um circa 200 Prozent. "Die USA werteten den Goldpreis in den frühen 1930er-Jahren auf 35 US-Dollar auf und forderten von der Zivilbevölkerung, Goldbesitz dem Staat zu überlassen. Gold zu halten war illegal", erinnert Bruhin.

Die zweite Goldrally begann in den späten 1960er-Jahren: Es gab einen Börsenrausch mit Aktien wie IBM, Coca-Cola und Eastman Kodak. Von den Höchstständen 1972 fiel der Markt bis 1974 um fast 50 Prozent; Präsident Nixon löste die Goldpreisbindung des US-Dollars und im selben Zeitraum stieg der Goldpreis von 35 auf 185 US-Dollar. Bis 1980 kletterte der Goldpreis weiter – auf 850 US-Dollar, begleitet von einem Anstieg aller Rohstoffe: Der Bloomberg Commodity Index stieg von 1970 bis 1980 von 16 auf 160 an. Diese Entwicklung begleiteten hohe Inflationsraten und Phasen von Stagflation.

Goldrally Nummer drei folgte, als das Ende des Technologiebooms Anfang der 2000er-Jahre eine Rotation im Investorenverhalten brachte. Der Nasdaq verlor von Anfang 2000 bis 2002 fast 80 Prozent seines Wertes. Das Ausgangsniveau wurde erst 2015 erneut erreicht. Der Goldpreis stieg dagegen von 2001 bis 2012 von 250 auf 1.900 US-Dollar, begleitet von allen Rohstoffen: So katapultierte der Ölpreis von 18 US-Dollar pro Fass im Jahr 2001 auf 140 US-Dollar im Jahr 2008.

Preissteigerungen voraus: Andere Rohstoffe folgen dem Gold
Bruhin schaut in seinem Kommentar ins Jetzt: Wird der Start der aktuellen Goldrally rekapitulierend auf März 2020 gesetzt, würde sich die Marktrally noch in der Frühphase befinden. Ein Indiz dafür ist, dass verschiedene Rohstoffe noch nicht stark partizipiert haben. Anhand der Geschichte ist zu erwarten, dass sich das noch ändert. Aktuell hat der Silberpreis noch nicht einmal das Niveau von 1980 erreicht.

"Wichtig zu wissen ist: Bei jeder Goldrally lag das Verhältnis von Gold zu Silber beim Höchststand zwischen 15 und 45. Teilt man den Goldpreis durch den Silberpreis, handelt der Markt zuletzt bei knapp unter hundert. Dieses Verhältnis zeigt, dass wir uns nicht einmal annähernd in der Nähe eines Höchstpunktes befinden können. Historisch ist Silber ein Spätzünder und steigt zum Ende des Zyklus stärker als Gold", betont Bruhin.

Viele Faktoren sprechen für Silberknappheit
Zwar enthält die Erdkruste laut Bruhin achtmal mehr Silber als Gold, dennoch reicht die Silberproduktion nicht aus, um den Bedarf von Industrie und Anlegern zu decken. Rund ein Viertel des Silbers wird aktuell in Solarpaneele verbaut.

Die Nachfrage steigt: Samsung hat im vergangenen Jahr eine neue Batterie auf Silberbasis vorgestellt. Russland hat Silber, Palladium und Platin zu seinen Reservetools hinzugefügt. Indien und China steigern die Importe. In Shanghai ist eine Rohstoffbörse entstanden, vergleichbar zur New York Commodities Exchange (COMEX) oder der Londoner Metal Exchange (LME). Dort handelt der Silberpreis permanent mit einer Prämie von drei bis fünf Prozent über den anderen Börsen. Das führt dazu, dass vermehrt Silber nach China gelangt, während sich im Westen der Markt verengt. An der Comex und der LME haben die Lagerbestände kritische Tiefpunkte erreicht. Die Marktteilnehmer verlangen vermehrt nach physischer Lieferung. Das könnte mittelfristig einen Short Squeeze auslösen.

Institutionelle Anleger sind noch nicht stark in Silber investiert. Das größte Silberanlagetool, der iShares Silver Trust, hat seit Jahresbeginn Abflüsse zu verzeichnen, während der Silberpreis in diesem Zeitraum von 29 auf knapp 34 US-Dollar angestiegen ist. In diesem Bereich verläuft eine charttechnisch wichtige Linie.

"Sollte diese durchbrochen werden, könnte sich die Anstiegsgeschwindigkeit des Silberpreises beschleunigen. Da der Markt für Silber im Vergleich zu Gold relativ klein ist, können bereits geringe Nachfragesteigerung zu starken Kursausschlägen zu führen", prognostiziert Bruhin abschließend. (aa)

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