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Krypto-Wale verkaufen: Bitcoinpreis gerät strukturell unter Druck

Bitcoin ist erneut abgestürzt und jüngst erstmals seit Juni wieder unter 100.000 Dollar gefallen. Anders als im Oktober ist diesmal nicht übermäßige Hebelwirkung die Ursache – es sind massive Verkäufe langjähriger Anleger, die Milliardenwerte vom Markt abziehen.

© JinOdin / stock.adobe.com/KI-generiert

Bitcoin hat die in der Euphorie an der Wall Street und durch institutionelle Käufe erzielten Gewinne vollständig wieder abgegeben und ist am Dienstag (4.11.) erstmals seit Juni unter die Marke von 100.000 US-Dollar gefallen. Die älteste Kryptowährung verlor zeitweise bis zu 7,4 Prozent und liegt damit mehr als 20 Prozent unter ihrem Rekordhoch von vor einem Monat. Am Mittwochmorgen (5.11.) erholte sich der Kurs leicht.

Auch Ether sank um bis zu 3,9 Prozent, und mehrere sogenannte Altcoins verzeichneten ähnliche Rückgänge. Für viele dieser Token summieren sich die Jahresverluste inzwischen auf mehr als 50 Prozent.

Verkäufer am Kassamarkt statt Hebelwirkung
Im Gegensatz zu den Kettenreaktionen, die den Kurssturz im Oktober ausgelöst hatten, wird der aktuelle Rückgang laut "Bloomberg" nicht von übermäßiger Hebelung, sondern von anhaltenden Verkäufen am Kassamarkt bestimmt. Das markiert einen Wandel im Muster der vergangenen Monate, in denen starke Ausschläge meist durch plötzliche Liquidierungen an den Terminmärkten entstanden.

Nach Angaben von Markus Thielen, Chef von 10x Research, haben langjährige Bitcoin-Besitzer in den vergangenen vier Wochen rund 400.000 Bitcoin verkauft – das ist immerin ein Abfluss im Wert von rund 45 Milliarden Dollar, der den Markt aus dem Gleichgewicht gebracht habe.

Abnehmendes Handelsvolumen und verhaltene Futures
Die jüngsten Kursverluste gehen mit einer insgesamt verhaltenen Marktaktivität einher. Laut Daten der Analyseplattform Coinglass wurden in den vergangenen 24 Stunden etwa zwei Milliarden Dollar an Krypto-Positionen liquidiert – das ist deutlich weniger als die 19 Milliarden Dollar während des Crashs im Oktober.

Das offene Interesse an Bitcoin-Futures bleibt niedrig, während Optionshändler zunehmend auf fallende Kurse setzen – vor allem über Put-Kontrakte mit einem Ausübungspreis rund um 80.000 Dollar.

Gewinnmitnahmen und schwindende Überzeugung
Neue Daten zeigen zudem, dass über 319.000 Bitcoin im vergangenen Monat reaktiviert wurden – vor allem solche, die zwischen sechs und zwölf Monaten gehalten wurden. Dies deute auf erhebliche Gewinnmitnahmen seit Mitte Juli hin, erklärte Vetle Lunde, Analyseleiter bei K33 Research. Ein Teil davon gehe zwar auf interne Transfers zurück, doch vieles spiegle tatsächliche Verkäufe wider.

"Wenn der Crash im Oktober von erzwungenen Verkäufen geprägt war, zeigt der jetzige Rückgang etwas Ernüchterndes – nämlich schwindende Überzeugung", sagte Thielen. Das wachsende Ungleichgewicht zwischen langjährigen Verkäufern und neuen Käufern bestimme zunehmend die Marktstimmung – und die Richtung des Preistrends.

Verkaufswelle könnte anhalten
Thielen warnt, dass die Verkaufswelle bis weit ins Frühjahr anhalten könnte. Während des Bärenmarkts 2021 bis 2022 hätten Großanleger über fast ein Jahr hinweg mehr als eine Million Bitcoin veräußert – ein Ausmaß, das sich wiederholen könnte.

"Wenn sich das in ähnlichem Tempo entwickelt", sagte er, "könnte diese Situation noch weitere sechs Monate andauern". (mb/Bloomberg)

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