KI-Boom pusht Schwellenländeraktien: Längste Rally seit 1993
Die Aktienmärkte der Schwellenländer erleben ihren längsten Aufschwung seit über 30 Jahren. Getrieben wird der Boom von künstlicher Intelligenz, einem schwächeren Dollar – und wachsendem Optimismus nach neuen Handelsgesprächen zwischen China und den USA.

Der MSCI Emerging Markets Index hat im Oktober den zehnten Monat in Folge zugelegt – ein Lauf, der zuletzt 1993 gelungen war. Insgesamt liegt das Plus seit Jahresbeginn bei rund 30 Prozent. Am Freitag (31.10.) verlor der Index zwar 0,7 Prozent, schloss den Monat aber dennoch mit einem Gewinn von vier Prozent ab.
Mehrere Faktoren befeuern diese Rally: kräftige Kursgewinne bei asiatischen Technologieaktien mit KI-Bezug, ein schwächerer US-Dollar und der Wunsch vieler Investoren, ihr Kapital stärker außerhalb der USA zu diversifizieren. In China sorgt gezielte Konjunkturstützung für steigende Gewinnerwartungen, Kapitalzuflüsse und bessere Stimmung.
"Mehr als nur Banken und Rohstoffe"
"Schwellenländer-Aktien bestehen heute nicht mehr nur aus Banken, Rohstoffen und Telekommunikation", sagte Sammy Suzuki, Leiter für Emerging-Markets-Aktien bei Alliance Bernstein in New York. "Technologie-, Konsum- und Medizintitel mit höherem geistigem Eigentum haben inzwischen deutlich mehr Gewicht."
Zinssorgen bremsen kurzfristig
Am Freitag gerieten Schwellenländer-Anlagen allerdings unter "leichten Druck", so Brendan McKenna, EM-Ökonom und Devisenstratege bei Wells Fargo Securities. Grund sei die wachsende Unsicherheit, ob die US-Notenbank im Dezember tatsächlich die Zinsen senken werde.
Fed-Chef Jerome Powell hatte am Mittwoch nach der jüngsten Zinsentscheidung erklärt, es gebe "stark unterschiedliche Ansichten darüber, wie es im Dezember weitergehen soll". McKenna warnte: "Sollte die Fed im Dezember nicht senken oder es einen unvorhergesehenen Schock geben, könnten die Bewertungen der Schwellenländer rasch korrigieren – sie sind derzeit sehr hoch." Die neue Unsicherheit führe zu "moderaten Gewinnmitnahmen in bestimmten Anlageklassen".
Erstmals seit acht Jahren stärker als US-Aktien
Schwellenländer-Aktien schlagen US-Titel erstmals seit acht Jahren – und das veranlasst große Investmenthäuser wie Morgan Stanley, den Beginn einer mehrjährigen Rally vorherzusagen.
Auch Anleihen aus Schwellenländern entwickelten sich positiv: Der Bloomberg EM Sovereign Total Return Index für Dollar-Anleihen verbuchte den siebten Monatsgewinn in Folge. Dagegen gab der Index für EM-Währungen im Oktober leicht nach.
Handelsfrieden zwischen China und USA stützt Risikoappetit
Zusätzlichen Rückenwind erhielten Risikoanlagen durch die Entspannung im Handelsstreit zwischen China und den USA. "Auch wenn es bislang kaum neue Details gibt, haben der optimistische Ton von Präsident Donald Trump und die Ankündigung neuer Handelsabkommen geholfen, Unsicherheit zu verringern", schrieb Citigroup-Stratege Rohit Garg in einer Kundenmitteilung. "Das hat die globale Risikobereitschaft an den Aktienmärkten weiter angeheizt." (mb/Bloomberg)

