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Joachim Nagel über die aktuelle Geld- und Zinspolitik

Der Bundesbankchef und EZB-Rat bestätigt in einem Podcast den EZB-Ausblick und betont, dass sich die EZB auch bei der nächsten Sitzung alle Optionen offen halten wird.

Dr. Joachim Nagel, Bundesbank
Dr. Joachim Nagel, Bundesbank© Alex Kraus / Bloomberg

Die Wirtschaftsdaten der Eurozone weichen laut Bundesbankchef Joachim Nagel nicht von den Prognosen der Europäischen Zentralbank ab, trotzdem halten sich die Währungshüter alle Optionen offen. Das berichtet Bloomberg News.

Es habe “überhaupt keinen Anlass” gegeben, die Zinsen in der vergangenen Woche zu ändern, als die EZB den Einlagensatz zum dritten Mal in Folge bei 2,0 Prozent beließ, sagte Nagel in einer am Montag veröffentlichten Folge des Podcasts "Table Today".

"Wir halten uns alle Optionalitäten offen"
“Seit dem letzten Entscheid oder auch seit den letzten Projektionszahlen aus dem September hatten sich ja die Zahlen nicht grundlegend verändert”, so das EZB-Ratsmitglied. “Wir werden uns dann im Dezember die neuen Projektionen (...) anschauen und werden dann eben in dieser Sitzung auf der Basis dieser neuen Daten entscheiden. Also: Wir halten uns alle Optionalitäten offen und ich denke, das ist vor dem Hintergrund der vielen Unsicherheiten auch der angemessenste Weg einer Politik der ruhigen Hand.”

Geldpolitik der ruhigen Hand
Nach acht aufeinanderfolgenden Zinssenkungen um jeweils einen Viertelpunkt innerhalb eines Jahres haben die EZB-Vertreter die Zinssätze seit Juni unverändert gelassen. Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte am Donnerstag, die EZB sei “in einer guten Position” und betonte, sie werde alles Notwendige tun, damit dies auch so bleibe.

Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung
Obwohl die Inflation um die Zwei-Prozent-Zielmarke pendelt, scheint die Wirtschaft bisher widerstandsfähiger gegen höhere US-Zölle und geopolitische Spannungen, als befürchtet. Die Expansion von 0,2 Prozent im dritten Quartal übertraf die Erwartungen, und besser als erwartet ausgefallene Einkaufsmanagerindizes deuten auf einen guten Start in die letzten drei Monate des Jahres 2025 hin.

Dennoch befürchten einige taubenhafte EZB-Mitglieder, dass das Wachstum schwächer ausfallen könnte als erhofft. Dies würde das Risiko eines länger anhaltenden Unterschreitens des Zwei-Prozent-Inflationsziels erhöhen. Die EZB sieht die Verbraucherpreise im Jahr 2026 um 1,7 Prozent und im Jahr 2027 um 1,9 Prozent steigen. Daten der vergangenen Woche zeigten jedoch, dass der zugrunde liegende Preisdruck und die Dienstleistungsinflation hartnäckiger blieben als erwartet.

Positive Sicht auf die deutsche Wirtschaft
Nagel äußerte sich positiv zur Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und sagte, sie könne “nun auf einen moderaten Wachstumspfad einschwenken”. Dieser werde durch höhere Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung verstärkt.

“Wir werden sicherlich im nächsten Jahr mehr Wachstum sehen”, sagte er. “Wenn dann die Ausgaben in Zukunftsinvestitionen richtig gesetzt sind, dann kann aus diesem zarten Pflänzlein auch deutlich mehr werden und die Wirtschaft kann deutlicher an Fahrt aufnehmen und es kann mehr daraus entstehen.” (aa)

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