Ist Larry Fink in der ESG-Frage ein "Kaiser ohne Kleider"?
Mit besinnlicher Weihnachtszeit dürfte es im Haus von Larry Fink diesmal nichts werden. Dazu ist der Druck auf den Blackrock-Chef zu groß. Denn seine Zukunft an der Spitze des größten Vermögensverwalters weltweit wird inzwischen von den unterschiedlichsten Marktteilnehmer in Frage gestellt.

© Ting Shen / Bloomberg
Jetzt hat sich auch noch Tariq Fancy in die Debatte um die Zukunft von Larry Fink als CEO von Blackrock eingeschaltet. Der frühere Nachhaltigkeitschef reiht sich ein in eine wachsende Riege von Marktteilnehmern, die Finks Rücktritt von seinem Chefposten wegen des Umgangs des Unternehmens mit dem ESG-Thema fordern. In einem Interview mit der britischen Tageszeitung "The Telegraph" bezeichnete Fancy seinen früheren Boss als "Kaiser ohne Kleider", weil der es versäumt habe, das Unternehmen in Fragen der Nachhaltigkeit angemessen zu führen.
Fink solle aufhören, sich vor dem notwendigen Kampf zu drücken und endlich aktiv in die ESG-Debatte eingreifen, um zu klären, was er eigentlich meine. Wenn er das nicht tun wolle, solle er zurücktreten. Denn am Ende gebe es keine Möglichkeit, so Fancy, "eine der beiden Seiten in der Debatte zufrieden zu stellen" in einer Zeit, da einerseits aktivistische Investorengruppen die Kritik an BlackRock wegen ESG-Versäumnissen verstärkt hätten, während andererseits rechtsgerichtete Politiker den Asset Manager wegen seiner Unterstützung von Nachhaltigkeitsthemen angreifen würden.
"Offensichtliche Heuchelei"
Fancy stand zwar nicht einmal zwei Jahre lang an der Spitze der ESG-Sparte von Blackrock, steht aber mit seiner Rücktrittsforderung keineswegs allein da. Bereits Anfang Dezember hatte die britische Aktivistengruppe Bluebell Capital Partners gefordert, Fink solle wegen seiner "offensichtlichen Heuchelei" in der Frage von Kohlekraftwerken von seinem Posten zurückziehen. Bluebell hält zwar gerade einmal 0,01 Prozent an Blackrock, ist aber bekannt dafür, dass es mit minimalem Einsatz auch schon andere Konzerne wie Danone, Vivendi oder Richemont erheblich unter Druck gesetzt hat.
Hinzu kommt, dass Blackrock gleichzeitig ins Kreuzfeuer der Politik geraten ist. Insbesondere republikanische Bundesstaaten werfen dem Asset Manager vor, den Energiesektor zu boykottieren und durch seine "woke" Investmentstrategie Nachhaltigkeitsziele über den Profit zu stellen. Anfang Dezember hat der Bundesstaat Florida zwei Milliarden US-Dollar aus seinen Blackrock-Investments abgezogen. Vergleichbare Schritte haben auch die Bundesstaaten Louisiana, Missouri, South Carolina und Utah unternommen oder zumindest angedroht. Texas hat den Asset Manager sogar auf eine schwarze Liste gesetzt mit der Begründung, er boykottiere die lokale Ölindustrie.
"Das Geld gehört unseren Kunden"
Unwidersprochen lässt Blackrock solcherlei Vorwürfe aber nicht stehen. Gegenüber "The Telegraph" erklärte ein Sprecher des Unternehmens, das Geld, das BlackRock verwalte, gehöre weder Tariq Fancy oder irgendjemand sonst, der eine politische Agenda verfolge. "Es gehört unseren Kunden", wird der Sprecher zitiert. "Wir werden dieses Geld auch weiterhin im Einklang mit deren langfristigen Zielen und Vorstellungen verwalten, nicht mit denen von Tariq Fancy." (hh)