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Ist Infrastruktur der neue sichere Hafen für Investoren?

Die globalen Volkswirtschaften sind auf gut funktionierende Infrastrukturnetze angewiesen, um den Waren- und Personenverkehr zu erleichtern, Handel und Kommunikation zu ermöglichen und sicherzustellen, dass grundlegende Dienstleistungen reibungslos funktionieren.

Charlotte Dewynter, Head of Infrastructure bei der Union Bancaire Privée (UBP)
Charlotte Dewynter, Head of Infrastructure bei der Union Bancaire Privée (UBP)© Union Bancaire Privée (UBP)

„Da sich das Bevölkerungswachstum beschleunigt und wir vor Herausforderungen wie der Dekarbonisierung und Digitalisierung stehen, steigt der Bedarf an der Aufrüstung, Modernisierung und dem Austausch von Infrastruktur weltweit rasant an und übersteigt bei weitem die Fähigkeit der Regierungen, diesen Bedarf zu finanzieren“, schreibt Charlotte Dewynter, Head of Infrastructure bei der Union Bancaire Privée (UBP), in einer aktuellen Untersuchung. Dies ebne den Weg für privates Kapital und ermögliche es institutionellen und vermögenden Anlegern, in diese Anlageklasse zu investieren.

Einzigartige Exposition gegenüber Risikofaktoren
Aus Sicht der UBP sollten professionelle Investoren der Anlageklasse Infrastruktur höher Beachtung schenken, da sie aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften als unabhängiger Performance-Motor im Portfolio fungieren kann. „Infrastruktur ist weder ein Ersatz für Aktien noch für festverzinsliche Wertpapiere: Sie ist eine eigene Anlageklasse mit eigenen Merkmalen“, betonen die Experten der UBP. Infrastrukturinvestitionen ermöglichen ein Engagement in Vermögenswerten mit allgemein unelastischer Nachfrage und stetigen Erträgen, bieten Schutz vor Inflation und eine geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen. Diese einzigartigen Merkmale fehlten oft in anderen Anlagestrategien. „Auch wenn jeder Anleger eine eigene Vorstellung davon hat, was eine Anlage als sicheren Hafen qualifiziert, weisen Infrastrukturinvestitionen in dieser Hinsicht sehr gefragte Merkmale auf, die den Allokationsrahmen und die Qualität eines Portfolios verbessern können“, sind die Experten von UBP überzeugt.

Zukunftstrends sorgen für attraktives Umfeld
Als Eckpfeiler der modernen Gesellschaft erleben wir derzeit einen Wandel hin zu neuen Arten von Infrastrukturen, die auf die Bedürfnisse künftiger Generationen ausgerichtet sind. Dieses einzigartige Umfeld bietet insbesondere aufgrund der Transformation bei Energie und Digitalisierung eine attraktive Anlagechance, die Stabilität und Wachstum vereint. „Von den datengesteuerten Anforderungen der Digitalisierung, die erhebliche Investitionen in die Datenspeicherung und den Datentransport erfordern, bis hin zur Verlagerung hin zur Elektrifizierung, die durch die Dekarbonisierungsziele und den Übergang zu erneuerbaren Energiequellen vorangetrieben wird, entwickeln sich Infrastrukturinvestitionen rasch weiter und bieten weitere Wachstumsmöglichkeiten, da die Gesellschaften nach umweltfreundlicheren, effizienteren und intelligenteren Anlagen streben“, erläutert Charlotte Dewynter.

Eine Anlageklasse mit vielen Qualitäten
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Anlageklasse Infrastruktur in wirtschaftlichen Rezessionen, Inflationsphasen, der Pandemie und geopolitischen Herausforderungen als widerstandsfähig und beständig erwiesen. Infrastrukturanlagen bieten Zugang zu stabilen Cashflows, die durch reale Vermögenswerte gestützt werden, und verbessern die Diversifizierung und Stabilität des Portfolios. Darüber hinaus bieten sie oft Inflationsschutz und langfristige Renditen. Obwohl die Infrastrukturanlagen vielfältig sind – von Start- und Landebahnen auf Flughäfen bis hin zu Unterwasserkabeln für die Kommunikation – gibt es mehrere wichtige Gemeinsamkeiten.
- Essenzielle Dienstleistungen: Infrastrukturanlagen bieten grundlegende Dienstleistungen, wie z.B. die Ermöglichung des nahtlosen Transports von Gütern und Personen, die Bereitstellung von Strom und Wasser und die Aufrechterhaltung der Konnektivität. Die Nachfrage ist weitgehend unelastisch, und sie genießen oft Schutz durch starke regulatorische Rahmenbedingungen.
- Reale Vermögenswerte mit langer wirtschaftlicher Lebensdauer: Diese Vermögenswerte sind auf eine Betriebsdauer von 20 bis 50 Jahren oder mehr und damit auf langfristige Stabilität und Widerstandsfähigkeit ausgelegt.
- Hohe Eintrittsbarrieren: Für den Bau von Infrastrukturanlagen sind erhebliche Kapitalinvestitionen erforderlich, und – einmal aufgebaut – gibt es kaum wirtschaftliche Anreize beziehungsweise keine behördliche Genehmigung, sie zu duplizieren.
- Vertraglich vereinbarte und inflationsgebundene Einnahmen: Infrastrukturanlagen profitieren in der Regel von langfristigen vertraglich vereinbarten oder regulierten Einnahmen, die Investoren Transparenz und Stabilität bei den Einkommensströmen bieten. Die Einnahmen werden häufig jährlich mit einer Formel indexiert, die die Inflation einbezieht, wodurch Inflation an Endnutzer weitergegeben werden kann.
- Geringe Volatilität: Die genannten Merkmale sorgen zusammen für eine hohe Widerstandsfähigkeit mit im Vergleich zu anderen Anlageklassen unkorrelierten Renditen.

Die Rolle der Infrastruktur im Portfolio verstehen
„Die Frage nach der Rolle von Infrastruktur in einem Anlageportfolio mag einfach erscheinen, ist aber alles andere als trivial, denn sofern keine Cash-Reserven vorgehalten werden, muss eine Allokation zulasten eines anderen Assets erfolgen“, schreiben die Autoren der Untersuchung. Investoren sollten sich daher fragen, welche Funktion Infrastruktur in einem Portfolio erfüllen soll. Die Anlageklasse könne zur Erzielung zuverlässiger Cashflows eingesetzt werden, die – je nach Anlagestruktur – als Dividenden oder Kupons ausgeschüttet werden. Diese Cashflows weisen in der Regel eine geringe Korrelation zum Konjunkturzyklus auf und sind oft an die Inflationsentwicklung gekoppelt, was diese Anlageklasse zu einer wirksamen Absicherung gegen Inflation macht. Infrastrukturanlagen zeichnen sich durch ihre Langfristigkeit und die unelastische Nachfrage nach den von ihnen erbrachten Dienstleistungen aus. Sie weisen in der Regel eine geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen auf. Daher könne Infrastruktur auch als echter Diversifikator in einem Portfolio dienen.

Wachstum der Anlageklasse, auch durch neue Investitionsformen
Infrastruktur war lange Zeit institutionellen Investoren vorbehalten. Das Aufkommen von Evergreen-Fonds mit offener Laufzeit ermöglicht es auch anderen, semi-institutionellen Investoren, sich in einer Assetklasse zu engagieren. Infrastruktur ist laut Pitchbook die zweitgrößte Assetklasse innerhalb der über Evergreen-Fonds in Private Markets verwalteten Vermögen in Höhe von rund 1,1 Billionen US-Dollar. Diese Vehikel bieten verschiedene Vorteile: Kapital wird einmalig abgerufen, und die Investoren haben sofortigen Zugang zu einem diversifizierten Portfolio, ohne dass sie dabei wegen des bei Private-Equity-Anlagen üblichen J-Curve-Effekts in der Anlaufphase auf positive Erträge verzichten zu müssen. „Auch wenn Evergreen-Fonds den Zugang zur Anlageklasse Infrastruktur erheblich verbessert haben, bleiben einige Strategien und Risikoprämien den traditionellen Beteiligungsformen vorbehalten“, erläutert Dewynter. Das wachsende Interesse an Infrastrukturanlagen machen die Experten der UBP auch an der jüngsten Welle an Übernahmen, mit der etablierte globale Vermögensverwalter ihre Infrastrukturkapazitäten schnell ausbauen wollen. Auch die Allokation in Infrastruktur Secondaries – früher eine absolute Nischenanlage – ist in bemerkenswerter Weise gestiegen und wird nun für eine größere Anzahl von Investoren interessant. (kb)

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