Große Ertragsunterschiede zwischen den einzelnen US-Konsum-Titeln
Der University of Michigan Consumer Sentiment Survey Index erreichte im September einen Wert von 101,4. Das ist der zweithöchste Wert, der seit 2004 gemessen wurde. Interessanterweise entwickeln sich die börsenotierten Konsumwerte ganz unterschiedlich, stellt etf.com fest.
So ist etwa der diskretionäre Konsum jener Sektor, der zu den Top-Performern unter den Branchen 2018 zählt. Year-to-date liegt etwa der 15,9 Milliarden US-Dollar schwere Consumer Discretionary Select Sector SPDR Fund (XLY) mit einer Rendite von 17,7 Prozent in den USA vorne.
Top-performende US Consumer Discretionary ETFs
Ticker | Fondsbezeichnung | Return YTD |
RETL | Direxion Daily Retail Bull 3x Shares | 33,8 Prozent |
UCC | ProShares Ultra Consumer Services | 30,6 Prozent |
IBUY | Amplify Online Retail | 28,6 Prozent |
RTH | VanEck Vectors Retail ETF | 19,8 Prozent |
PEZ | Invesco DWA Consumer Cyclicals Momentum ETF | 17,9 Prozent |
Quelle: etf.com
Gravierende Performanceunterschiede zwischen dikretionärem und US-Basiskonsum
MSCi definiert den diskretionären Konsum als jenen, der mit der wirtschaftlichen Zyklik schwankt. Dazu zählen Autos, langlebige Haushaltsgüter, Kleidung, Restaurants, Medienprodukte und der Einzelhandel. Aufgrund des starken Wirtschaftswachstums in den USA haben diese zyklischen Konsumwerte gut profitiert. Daneben bestehen aber sehr wohl Konsum-Valoren, die es alles andere als leicht hatten. Dies ist der Basiskonsum (Consumer Staples), abzulesen am 9,5 Milliarden US-Dollat schweren Consumer Staples Select Sector SPDR Fund (XLP). Das entspricht einer negativen Performance in 2018 von 2,1 Prozent year-to-date, womit der Basiskonsum einer der am schwächsten Sektoren bis dato in 2018 ist.
Top-Performende US Consumer Staples ETFs
Der Basispkonsumsektor umfasst Werte, die konjunkturrobuster sind. Dazu zählen Nahrungsmittelhersteller und -verkäifer, Getränke-und Tabakhersteller, kurzlebige Verbrauchsgüter im Hausalt und Produkte des täglichen Bedarfs.
Ticker | Fondsbezeichnung | Return YTD |
PSCC | Invesco S&P SmallCap Consumer Staples ETF | 14,0 Prozent |
PSL | Invesco DWA Consumer Staples Momentum ETF | 12,1 Prozent |
SZK | ProShares UltraShort Consumer Goods | 6,1 Prozent |
FXG | First Trust Consumer Staples AlphaDEX Fund | 0,6 Prozent |
RHS | Invesco S&P 500 Equal Weight Consumer Staples ETF | -0,4 Prozent |
Quelle, etf.com
Was Analysten zum Performance-Gap zwischen Basis- und diskretionärem Konsum sagen
Die fast 20 Prozentpunkte Spread zwischen den Renditen der beiden Konsumsektoren fällt zwar deutlich aus, kommt aber für die Analysten nicht notwendigerweise überraschend. "Basiskonsumwerte werden meist als defensiv und zinssensitiv wahrgenommen", sagt Brian Jacobsen, Senior Investment-Stratege bei Wells Fargo Asset Management Multi-Assets Solutions Team. Basiskonsumaktien würden in dem aktuellen Markt im Rallye-Modus nun einmal hinterherhinken, so Jacobsen weiter. Andererseits seien diskretionäre Konsumtitel zyklischer. Starke ökonomische Daten hätten dem Sektor geholfen.
Totgesagte Retailer leben länger
Das stelle eine Umkehrung vom vergangenen Jahr dar, wo jeder Retailer, der nicht Amazon hieß, unter Druck stand. Die Ankündigung des Todes des Retail-Geschäfts habe sich als übertrieben herausgestellt, weswegen es zu einem Rebound gekommen sei.
Zinssensitivität
Nicht nur, dass die stärkere US-Wirtschaft Basiskonsum im Vergleich zu diskretionärem Konsum alt aussehen ließ, sorgten auch die steigenden US-Zinsen dafür, dass Basiskonsumtitel nicht wohlgelitten waren. Jacobsen weist darauf hin, dass gegenwärtig der Basiskonsum-Sektor mit 3,1 Prozent rentiert und damit hinter den Telekommunkationsfirmen und den Versorgern an dritter Stelle im Branchenvergleich steht. Das macht den Sektor anfällig für Zinserhöhungen.
Brian Yarbrough, leitender Aktienanalyst bei Edward Jones, der sowohl Basiskonsum- als auch diskretionäre Konsumtitel abdeckt, ist ebenfallsd er Ansicht, dass steigende Zinsen den Basiskonsumtiteln schaden. In den letzten Jahren in den USA, als der Zins fast abgeschafft schien, konnten jene, die einen steten Income-Strom schätzen beziehungsweise benötigen, auf defensive Werte aus dem Basiskonsum-Sektor als Rentenalternative setzen. Die große Nachfrage nach diesen Rentensurrogaten trieb Preise und Bewetungen in luftige Höhen. Laut Yarbrough seien eine Vielzahl dieser Aktien zum 22- bis 23-fachen Gewinn gehandelt worden, wo doch die historischen KGV-Durchshcnitte bei 16 bis 17 gelegen seien. Mit steigenden Zinsen und einer besser laufenden Wirtschaft wandten sich die Investoren von der Sicherheit ab und allkierten zum Teil in Richtung der diskretionären Titel.
Bestes Konsumklima seit 37 Jahren
Der Zufluss von Mitteln in diskretionäre Konsumaktien kommt zu einer Zeit, wo es mit niedriger Arbeitslosigkeit, Steuersenkungen und höheren Stundenlöhnen kaum besser laufen könnte. Der CEO von Target, Brian Cornell,meinte kürzlich, dass es sich gegenwärtig um das stärkste Konsumumfeld handle, dass er jemals in seiner 37-jährigen Karriere gesehen habe.
Schwingt das Pendel zu stark aus?
Es stellt sich die Frage, ob der Trend - weg vom Basiskonsum, hin zum diskretionären - weiter anhalten wird. Yarbrough meint, dass Investoren mit einem drei-bis fünfjährigen Anlagehorizont vorsichtiger bei diskretionären Konsumwerten vorgehen und eher nach Opportunitäten unter den Basiskonsumtiteln Ausschau halten sollten, die sich wieder zurückmelden werden. Vielleicht hat das Pendel zu stark in Richtung des diskretionären Konsums ausgeschlagen. Tatsächlich handeln heute Basiskonsumwerte wieder in der Nähe ihres langfristigen Bewertungsdurchschnitts. Das heißt noch nicht, dass sie vor eine Rallye stehen müssen, denn diese Aktien underperformen in Zeiten starken Wachstums. Solange diese Phase im Zyklus anhält, werden die Bäume für Basiskonsum nicht in den Himmel wachsen. (kb)