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Geopolitik: Trump will mit den USA zurück ins vorletzte Jahrhundert

Die USA verlassen die regelbasierte Weltordnung der Nachkriegszeit, und es erfolgt eine Rückkehr zu fragilem System globaler Einflusssphären. Die Neuausrichtung der US-Politik legitimiert faktisch Russland und China, findet man beim Feri Cognitive Finance Institute.

Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute
Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute© Feri

Der Amtsantritt von Donald Trump als 47. US-Präsident sorgt weltweit für Unruhe. Schon in seiner Antrittsrede betont Trump amerikanischen Expansionsdrang und skizziert eine radikale US-Agenda, die auch fernere Regionen wie Grönland und Panama einschließt. Offenbar will Trump die aktuelle Weltordnung durch ein System strategischer Einflusssphären ersetzen. Dieser Ansatz ist nicht nur äußerst brisant – er stärkt indirekt auch die Position erklärter US-Gegner wie Russland und China. Trump forciert damit einen gefährlichen Bruch der „Global Governance“ – mit weltweit gravierenden Folgen. Für Unternehmer und Investoren resultieren daraus neue strategische Risiken, wie Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, warnt.

Global Governance seit Jahren unter Druck
Schon seit einigen Jahren stehe die globale Nachkriegsordnung stark unter Druck. Akteure wie China und Russland verfolgten eine klar revisionistische Agenda und machten territoriale Ansprüche geltend. Während Russland völkerrechtswidrig die Ukraine als „Teil des eigenen Staatsgebiets“ bezeichnete, erklärte China die Insel Taiwan zur „abtrünnigen Provinz“ und plane deren „Wiedervereinigung“. Beides seien globale Konfliktherde mit hohem Eskalationspotential, wie der Krieg in der Ukraine deutlich zeige. In beiden Fällen erweise sich das Völkerrecht als unwirksam, da mächtige Autokraten dessen Regeln schlicht ignorieren. Dieser rapide Verfall der bisherigen Weltordnung sei gefährlich, denn er gebe Akteuren wie Russland oder China starke Anreize für politische oder sogar militärische Aggression.

Trumps Rückfall ins vorletzte Jahrhundert
Dieser Abkehr von einer regelbasierten Weltordnung werde sich nun unter Trump 2.0 auch die USA anschließen, so Dr. Rapp weiter. "Schon im Moment der Amtsübernahme hat Trump harte US-Ansprüche auf Rückgabe des Panamakanals erhoben. Zudem will Trump strategische Kontrolle über Grönland, das völkerrechtlich zu Dänemark gehört. Diese Ziele sind zwar – aus rein machtpolitischer Sicht – nicht völlig unsinnig, da beide Gebiete für die USA enormen strategischen Wert besitzen. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass Trump durch solche Gebietsforderungen letztlich auch die offensive und neoimperiale Agenda von Russland und China legitimiert. Im Grunde will Trump damit zurück in die Welt des 19. Jahrhunderts. Offensichtlich schwebt ihm ein Szenario vor, wo Großmächte wie die USA sich einerseits von der Welt abschotten, gleichzeitig aber strategische Einflusszonen gezielt aufbauen oder verstärken."

Neue Risiken für Unternehmer und Investoren
Die scharfe Neuausrichtung der US-Politik unter Trump 2.0 und die absehbaren geopolitischen Konsequenzen manifestierten einen neuen globalen Risikofaktor, so Rapp. "Trumps notorische Sprunghaftigkeit erschwert zwar eine Vorausschau auf künftige Entwicklungen, dennoch sind wichtige Grundlinien der neuen US-Politik schon jetzt klar vorgezeichnet. Daraus folgt unmittelbar eine erhöhte geopolitische Risikoprämie, die von Unternehmern und Investoren zukünftig bei allen strategischen Überlegungen explizit berücksichtigt werden muss." (kb)

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