Gaspreis fällt unter 50 Euro und den niedrigsten Stand seit 17 Monaten
Die Energiekrise lässt weiter nach: Am Erdgas-Terminmarkt sind die Preise erstmals seit 17 Monaten unter 50 Euro je Megawattstunde gefallen. Damit liegen sie mehr als 80 Prozent unter dem August-Hoch, als wegen des Ukraine-Kriegs und russischer Liefersperren Panik an den Energiemärkten ausbrach.

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Die Preisrallye, die die europäische Wirtschaft mit einem Kostentsunami von rund einer Billion Euro belastet hat, bröckelte angesichts des milden Winterwetters, das den Heizbedarf senkte, wegen der Energiesparanstrengungen und des großvolumigen Imports von Flüssiggas aus den USA und Katar.
Am Freitag wurde der Benchmark-Gaskontrakt (Bloomberg ID: TZT1 Commodity) mit der kürzesten Lieferzeit für zeitweise 48,775 Euro gehandelt und damit 6,2 Prozent unter dem Vortagesniveau. Ein so günstiges Preisniveau gab es seit dem 31. August 2021 innerhalb keiner Handelssitzung mehr. Seit dem Jahreswechsel hat der Kontrakt rund 35 Prozent nachgegeben.
Abgestürzt
Europas Erdgas-Benchmark-Kontrakt fiel mehr als 80 Prozent vom Rekordhoch
Analysten bezweifeln jedoch, dass der Preisrückgang noch lange anhalten wird
Da das Ende des Winters naht und der Heizbedarf zurückgeht, könnten die niedrigeren Preise dazu führen, dass Gas für die Stromerzeugung in Europa wirtschaftlicher ist als Alternativen wie Kohle. “Die Gaspreise sind in den Bereich des Brennstoffwechsels gefallen, was darauf hindeutet, dass es jetzt rentabler ist, die Gaskraftwerke mit dem höchsten Wirkungsgrad im Vergleich zu den Kohlekraftwerken mit dem niedrigsten Wirkungsgrad zu betreiben”, sagte Stefan Ulrich, Analyst bei BloombergNEF. Auch die Nachfrage aus Indien und China nimmt zu. Die Preise könnten auch steigen, wenn es vor dem Ende des Winters zu einer längeren Kälteperiode oder zu Versorgungsengpässen kommt.
Hohe Kosten durch LNG statt russischem Pipelinegas bleiben
Der Versorger Uniper SE hat in Aussicht gestellt, die Probleme durch die weggebrochenen russischen Gaslieferungen bis spätestens 2024 überwinden zu wollen. Die hohen Kosten der Ersatzbeschaffung blieben jedoch ein Problem, hieß es. Sollte es vor dem Ende des Winters zu einer längeren Kälteperiode oder zu weiteren Versorgungsunterbrechungen kommen, könnten die Preise indessen wieder anziehen. Zudem dürfte eine Nachfragebelebung in Asien die Konkurrenz um die vorhandenen LNG-Kapazitäten erhöhen - und damit den Preis.
Wiederholen sich die Preisprobleme?
Für die Wiederauffüllung der Gasspeicher für den nächsten Winter steht zudem kaum noch russisches Gas zur Verfügung. Derzeit liegt der Gesamtfüllstand der europäischen Speicher bei rund 65 Prozent. (kb)