Forstwirtschaft hat das Potential zum Megatrend
Mit einer Investition in Wälder sind Anleger nachhaltig vor Inflation geschützt und kommen dem Ziel der CO2-Reduktion einen großen Schritt näher. Was sind die Risiken und wie kann man sicher investieren? Damit befasst sich der skandinavische Asset Manager Evli in einem aktuellen Blog-Eintrag.
Jedes Jahr werden weltweit zirka 35 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen. Wälder leisten einen wertvollen Beitrag zur Neutralisierung dieser Emissionen. Sie werden von Anlegern nicht nur wegen ihrer Wertbeständigkeit geschätzt, sondern auch wegen ihrer Fähigkeit, CO2 zu absorbieren. Ein weiteres Merkmal, das Investitionen in die Forstwirtschaft derzeit besonders interessant macht: Ihr Wertzuwachs lag in den letzten 60 Jahren in jedem Zehnjahreszeitraum kontinuierlich über der Inflationsrate.
Die Kapitalbindung für zehn bis 15 Jahre mag zunächst abschreckend wirken
In einem Umfeld erhöhter Inflation zahlt sie sich jedoch auf lange Sicht aus. Der direkte Erwerb von Waldflächen ist jedoch für die meisten Investoren nicht realisierbar, und ein Aktienportfolio, das aus Aktien der holzverarbeitenden oder Verpackungsindustrie besteht, bietet eine zu geringe Risikostreuung zur Diversifizierung eines Portfolios.
Fondsinvestments sind zu präferieren
Sowohl für institutionelle als auch private Investoren kann ein Investment in einen weltweit diversifizierten Fonds, der wiederum Direktbeteiligungen erwirbt, sinnvoller sein. Die Auslagerung der Waldbewirtschaftung an Experten verringert das Risiko von Wertverlusten durch Feuer oder Schädlingsbefall. Dort, wo Wald als Kapitalanlage bewirtschaftet wird, treten deutlich weniger Schäden auf als in öffentlichen Wäldern. Brandschneisen und engagierte Feuerlöschteams schützen den Wert der Bäume. Die Anpflanzung schädlings- und trockenheitsresistenter Arten erleichtert das Überleben in niederschlagsarmen Zeiten.
Sharpe Ratio-Vorteile
Wald als Anlageklasse hat eine deutlich bessere Sharpe Ratio als der größte und am weitesten entwickelte Aktienmarktder Welt. Finanziell werden die Anleger mit einem attraktiven Risiko-Rendite-Verhältnis belohnt. Der amerikanische NCREIF Timberland Property Index ist die weltweit verwendete Benchmark für die Performance von Forstimmobilien. Über dreißig Jahre verzeichnete der Index einen durchschnittlichen jährlichen Wertzuwachs von fast neun Prozent bei einer durchschnittlichen Volatilität von ebenfalls fast neun Prozent. Zum Vergleich: Eine Anlage in US-Aktien erbrachte eine Rendite von 10,5 Prozent pro Jahr. Die durchschnittliche Volatilität lag jedoch bei 17 Prozent pro Jahr. Wald als Anlageklasse hat also eine deutlich bessere Sharpe Ratio als der größte und am weitesten entwickelte Aktienmarkt.
Vergleich von Risiko und Rendite
NCREIF Timberland Property Index versus S&P 500 Index (30 Jahre, 1992-2021)
*Die Sharpe Ratio geht von einem risikofreien Zinssatz von 2,29 Prozent aus, der der durchschnittlichen Rendite von 3-monatigen US-T-Bills im Zeitraum von 1992 bis 2021 entspricht.
Quellen: Standard & Poor's, NCREIF, US Treasury
Wichtigster Renditefaktor ist das biologische Wachstum der Bäume
Die Wachstumsraten in Lateinamerika, Australasien und sogar in den USA sind höher als in Europa, insbesondere in Skandinavien. Die potenziell höheren Renditen bedeuten, dass Investoren, die vernünftig in Wälder investieren wollen, eine globale Perspektive verfolgen müssen.
Wertzuwachs amerikanischer Waldflächen über der Inflationsrate
Die wichtigste Erkenntnis liefert jedoch eine historische Analyse der Rendite einer Investition in die Forstwirtschaft: Der Wertzuwachs amerikanischer Waldflächen lag in jedem Jahrzehnt seit 1960 stets über der Inflation im gleichen Zeitraum. In jedem Fall wurde die Inflation um 2,5 Prozent oder mehr übertroffen. Besonders ausgeprägt war dieser Effekt in den 1980er Jahren, also zu einer Zeit, als die Zentralbanken hohe Inflationsraten mit kräftigen Zinserhöhungen bekämpften.
Der Weg zu einer Netto-Null-Wirtschaft führt buchstäblich über den Wald
Den institutionellen Anlegern geht es um ein anderes Thema: Finanzielle Investitionen sollten in Projekte fließen, die positive Auswirkungen auf die Umwelt haben. Auf der Erde gibt es vier Milliarden Hektar Wald, die die Treibhausgasbilanz des Planeten erheblich verbessern. Es wird geschätzt, dass Wälder ein Drittel des Kohlendioxids binden, das jedes Jahr durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt wird. Der Weg zu einer Netto-Null-Wirtschaft führt also buchstäblich über den Wald. Gezielte Wiederaufforstung und die Anpflanzung schnell wachsender Arten in den warmen, niederschlagsreichen Regionen Neuseelands, Australiens oder Lateinamerikas werden eine große Wirkung haben. Die potentiellen Risiken anderer Rechtsordnungen können durch eine Fondsstruktur, die den Vorschriften des Heimatmarktes entspricht, gemildert werden.
Neue Renditechancen für Waldbesitzer durch CO2-Zertifikate
Kommerziell bewirtschaftete Wälder sind derzeit weltweit zwischen 300 und 400 Milliarden US-Dollar wert. Davon sind etwa 100 Milliarden im Besitz von institutionellen Anlegern, der Rest befindet sich im Besitz von Forstunternehmen, Privatpersonen und Gemeinden. Bei dieser Bewertung sind die neuen Möglichkeiten für Waldbesitzer, CO2-Zertifikate für die absorbierte Kohlenstoffmenge zu erhalten, noch nicht berücksichtigt. Der Handel mit solchen Zertifikaten fügt den Renditechancen einer Investition in Wälder eine neue Komponente hinzu. Die Anlageklasse könnte bis zu einer Billion Dollar wert sein, wenn sich die Kohlenstoffmärkte und -preise weiter entwickeln. Der Anstieg der aktuellen Renditen hat eine strukturelle und eine konjunkturelle Komponente. Es wird erwartet, dass die weltweite Nachfrage nach Holz bis 2050 um die Hälfte des derzeitigen Verbrauchs steigen wird. Holz ist ein begehrtes, ökologisches Baumaterial. Es wird auch für Verpackungsmaterial und in der Textilindustrie verwendet.
Langfristig ist Wald ein bewährter Wert, der die Inflation ausgleicht
Bäume wachsen unabhängig von Konjunkturzyklen, sind rezessionsresistent und ihre Besitzer können die Ernte bei ungünstigen Holzpreisen hinauszögern. Außerdem tragen Investitionen in Wälder aktiv dazu bei, Kohlenstoff auf Nettobasis zu absorbieren. Wenn die Unternehmen nächstes Jahr detaillierter über ihre Auswirkungen auf das Klima berichten müssen, könnte dies die Nachfrage nach Anlagen, die messbar CO2 reduzieren, dynamisch ankurbeln. Aber auch abgesehen von diesem Aspekt sollten Anleger internationale Investitionsmöglichkeiten in Wälder ernsthaft in Betracht ziehen. Das derzeitige Marktumfeld erfüllt wesentliche Voraussetzungen dafür, dass sich forstwirtschaftliche Investitionen zu einem Megatrend entwickeln können. (kb)