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Finanzplatz Deutschland: Mehrfach-Ruck ist dringend geboten!

Die Förderung des Finanzplatzes und insbesondere Frankfurts ist ein langjähriges Aktions- und Diskussionsthema. Aktuell stehen die Kapitalmarktunion und die Finanzierung der Klimatransformation im Fokus der Standortpolitik. In der jüngsten Monatsfrage äußerten sich die Investment Professionals dazu.

Ingo Mainert ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVA e.V.). Sie ist der Berufsverband der Kapitalmarktexperten in Deutschland.
Ingo Mainert ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVA e.V.). Sie ist der Berufsverband der Kapitalmarktexperten in Deutschland.© DVFA e.V.

Der Finanzplatz Deutschland hat nicht an Bedeutung gewonnen. Die Hälfte der Teilnehmer bei der DVFA-Monatsumfrage ist sogar der Ansicht, dass der Finanzplatz in den letzten zehn Jahren an Bedeutung verloren hat. Dies sei darauf zurückzuführen, dass große und attraktive Unternehmen wie Linde den Finanzplatz verlassen hätten und die Zahl der IPOs im Vergleich zu anderen Finanzplätzen tendenziell geringer sei. Zudem würden bestimmte Branchen, wie die Biotechnologie, andere Finanzplätze bevorzugen. Lediglich 22 Prozent der Teilnehmer sehen eine Zunahme und 28 Prozent sagen, dass die Bedeutung unverändert ist.

Volkswirtschaftliches Potential spiegelt sich nicht in der Größe des Marktes wider
In Bezug auf das volkswirtschaftliche Potenzial des deutschen Finanzmarktes zeigt die Umfrage, dass 73 Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass sich dies nicht in der Größe der Aktienmärkte widerspiegele. Bei den Anleihemärkten ist die Beurteilung dagegen ausgeglichener, wie die folgednen beiden Tortengrafiken illustrieren.


Quelle: DVFA

Noch kein Durchbruch für die Aktienkultur in Deutschland
Obwohl die Zahl der Aktionäre in Deutschland seit der Pandemie gestiegen ist, sehen die Investment Professionals keinen Durchbruch für die Aktienkultur. Nur vier Prozent der Teilnehmer beantworteten diese Frage mit ja, während 45 Prozent dies als kein eindeutiges Zeichen für einen Umschwung in der Aktienkultur betrachten. 51 Prozent beantworten die Frage mit einem klaren nein.

Umsetzungsprojekte im Rahmen der Kapitalmarktunion nicht greifbar
Die Umfrage zeigt auch, dass 83 Prozent der antwortenden DVFA-Mitglieder keine konkreten Umsetzungsprojekte im Rahmen der Kapitalmarktunion „vor Augen haben“. Auf dieses Abstraktheits-Phänomen hatte die DVFA auch schon kritisch in ihrem Sieben-Punkte-Plan „Zeit für die Umsetzung der Kapitalmarktunion ist reif“ im Mai 2021 hingewiesen.

Zukunftsförderungsgesetz wohl nicht nachhaltiger Stabilisator für gesetzliche Rente
In Bezug auf das Zukunftsförderungsgesetz und den Stiftungsfonds Generationenkapital sind nur elf Prozent der Teilnehmer der Ansicht, dass die gesetzliche Rente damit nachhaltig stabilisiert werden kann. Die Größe des Stiftungsfonds wird von vielen Kommentatoren als viel zu gering eingeschätzt. 39 Prozent beantworten die Frage mit nein, 50 Prozent sind der Ansicht, dass sich das heute noch nicht absehen lässt.

Investitionen in börsennotierte KMU immer schwieriger
Darüber hinaus sehen 52 Prozent Investitionen in kleine und mittlere börsennotierte Unternehmen als zunehmend schwierig an, da sie mit regulatorischen Anforderungen an die Handelsliquidität, unzureichenden ESG-Daten und eingeschränkter Research-Abdeckung konfrontiert sind. 18 Prozent antworten mit „keine Schwierigkeiten bei Investitionen in KMU“, und 30 Prozent können die Lage nicht beurteilen.

Paris eher als Frankfurt Profiteur des Brexits
Schließlich zeigt die Umfrage, dass 46 Prozent eher Paris als Profiteur des Brexits in der EU einschätzen, während 28 Prozent Frankfurt vorne sehen. Für 26 Prozent lässt sich eine Beurteilung noch nicht abgeben.

Zusammenfassung
Insgesamt zeigt das Meinungsbild, dass der Finanzplatz Deutschland an Bedeutung gewinnen muss, auch um die längerfristige klimatische Transformationsherausforderung finanziell zu gewährleisten. „Hier ist ein deutlicher und breiter Ruck notwendig und wünschenswert“, interpretiert Ingo Mainert – stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DVFA – die Gefühlslage der Mitglieder. (kb)

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