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Fidelity: Warum Renten bei der Klimawandelbekämpfung entscheidend sind

Nach Ansicht einer hochrangigen Fidelity-Expertin ist der Anleihenmarkt aus Nachhaltigkeitssicht noch immer ein schlafender Riese, der aber beim Kampf gegen den Klimawandel eine zentrale Rolle spielen könnte.

Annika Milz, Leiterin institutionelles Geschäft Deutschland und Co-Head des europäischen institutionellen Geschäftes bei Fidelity International
Annika Milz, Leiterin institutionelles Geschäft Deutschland und Co-Head des europäischen institutionellen Geschäftes bei Fidelity International
© Fidelity

Der Klimawandel hat verheerende Folgen für unseren Planeten. Aber auch für die langfristige Rentabilität und Nachhaltigkeit von Unternehmen stellt er ein Risiko dar. Anleiheinvestoren können dazu beitragen, den Übergang zu einer Welt mit Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu beschleunigen, erinnert Annika Milz, Leiterin institutionelles Geschäft Deutschland und Co-Head des europäischen institutionellen Geschäftes bei Fidelity International, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag.

Um klimaneutral zu werden, müssen einem Bericht von McKinsey zufolge bis 2050 pro Jahr schätzungsweise bis zu 3,5 Billionen US-Dollar zusätzlich in Energieinfrastruktur und nachhaltige Landnutzungssysteme investiert werden. Beim Schließen dieser Finanzierungslücke könnte der Anleihemarkt eine wichtige Rolle einnehmen. Denn in mancherlei Hinsicht verfügen Fixed-Income-Investoren über bessere Instrumente als Aktien-Investoren, um positive Veränderungen anzustoßen, erklärt Milz.

Zum einen ist der Anleihemarkt größer als der Aktienmarkt. Nach Schätzungen des US-amerikanischen Wirtschaftsverbandes SIFMA belief sich das Volumen der globalen Bond-Märkte Ende 2020 auf 123,5 Billionen US-Dollar. Die weltweiten Aktienmärkte brachten es hingegen auf 105,8 Billionen US-Dollar.

Hinzu kommt, dass Unternehmen häufiger und mehr Kapital über Neuemissionen an den Anleihemärkten aufnehmen als an den Aktienmärkten. Das begünstigt Milz zufolge engere Beziehungen zwischen Anleiheinvestoren und den Entscheidungsträgern der Emittenten.

Außerdem emittieren Länder, Gebietskörperschaften und supranationale Institutionen sowie private Unternehmen ausschließlich Anleihen. Und nicht-börsennotierte Unternehmen sind für wesentlich mehr Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Auch können Anleger ihr Kapital an den Anleihenmärkten gezielter einsetzen. So können sie Wertpapiere erwerben, die bestimmte Projekte finanzieren - etwa durch grüne Anleihen.

Wie sich Klimarisiken berücksichtigen lassen
Wir würden laut Einschätzung von Milz den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Welt nur schaffen, wenn wir rund um den Globus die gesamte Wirtschaft einbeziehen. Es kann Milz zufolge verlockend sein, in eine Klimastrategie mit systematischem Ausschlussverfahren oder in einen nachhaltigen passiven Index zu investieren, der die Emittenten mit dem geringsten CO2-Ausstoß auswählt.

Diese Möglichkeiten sind für viele Anleger zweckmäßig, haben aber Grenzen. Denn Bemühungen zur CO2-Reduktion können sie nicht berücksichtigen. Zudem können passive Anlagen nur historische Daten nutzen und somit nicht die Ausrichtung eines Unternehmens miteinbeziehen.

Ein passiver Ansatz kann überdies zu einem Verlust an Diversifizierung führen, da Branchen ausgeschlossen werden. So klammert eine Benchmark, die mit dem Pariser Klimaabkommen kompatibel ist, Unternehmen aus, die mehr als die Hälfte ihres Umsatzes aus der Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffen erzielen. Lassen umweltbewusste Investoren Branchen mit höheren Emissionen links liegen, werden diese Finanzmittel von Investoren erhalten, die den Klimaschutz nicht priorisieren. Auf diese Weise wird es nicht gelingen, die Emissionen zu reduzieren, warnt Milz.

Eine transformative Anlagestrategie mit dem Ziel einer CO2-Reduktion sollte laut der Fidelity-Expertin vielmehr zwei Arten von Unternehmen Kapital bereitstellen: Denen, die schon heute vorbildlichen Klimaschutz betreiben und denen, die auf einem guten Weg dorthin sind.

Großes Verbesserungspotenzial
Fortescue Metals gilt laut Milz hierfür als ein gutes Beispiel: Der australische Bergbauriese würde bei einem Anlageansatz basierend auf ESG-Ausschlussfaktoren unberücksichtigt bleiben. Dabei hat er einen realistischen Plan für den Übergang zu Netto-Null-Emissionen und ein attraktives Anlageprofil. Fortescue ist der viertgrößte Eisenerzproduzent der Welt und plant bis 2030 kohlenstoffneutral zu sein. Er bringt zehn Prozent seines Nettogewinns in eine Tochtergesellschaft ein, die sich auf grüne Energie und Industrie spezialisiert. Zudem hat Fortescue ein hohes Rating und keine Nettoverbindlichkeiten.

Aktive Klimainvestments sind zeitaufwändig und rechercheintensiv. Einen positiven Wandel zu bewirken und die Chance langfristig eine Mehrrendite zu erzielen, können diese Nachteile jedoch aufwiegen. Mit Unternehmen aus CO2-intensiven Branchen oder solchen, die beim Netto-Null-Übergang hinterherhinken, sollte ein aktiver Dialog geführt werden. Schließlich gehört es zu den Aufgaben eines Vermögensverwalters, Emittenten zu ehrgeizigen Zielen bei der Bekämpfung des Klimawandels zu motivieren, meint Milz.

Anleger, die eine Netto-Null-Strategie mit zukunftsorientiertem Rahmen und positivem Engagement in ihre Portfolios integrieren, schaffen damit nicht nur Werte für alle Beteiligten. Sie erzielen auch höhere nachhaltige Renditen. Die weltweiten Kapitalmärkte werden kaum florieren, wenn Verluste infolge des Klimawandels Zahlungsausfälle nach sich ziehen. Der Anleihemarkt ist Milz zufolge prädestiniert dafür, den Wandel voranzutreiben, und immer mehr Anleger erkennen das Potenzial dieses schlafenden Riesen. (aa)

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