Family Offices erobern Berlin
Der Wohn-Investmentmarkt in Deutschland scheint langsam aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen. Diese Entwicklung wird verstärkt von eigenkapitalstarken Anlegergruppen vorangetrieben. Vor allem Family Offices nutzen die Gunst der Stunde in der Bundeshauptstadt – aus gutem Grund.
Angesichts der umfassenden Veränderungen auf dem deutschen Immobilienmarkt in den letzten Jahren – deutliche Zinserhöhungen, Inflationsdruck und verschärfte Regulierungsmaßnahmen, um nur einige zu nennen – sanken die Transaktionsvolumina teilweise deutlich." Investoren waren sehr zurückhaltend, die Kaufpreise gaben vielerorts spürbar nach. Doch nun deutet sich ein Erwachen des Marktes an, das vor allem von eigenkapitalstarken Family Offices getragen wird. Diese Investorengruppe nutzt die derzeitigen Rahmenbedingungen, die ihnen aufgrund gesunkener Kaufpreise und noch nicht vollständig eingepreister Zinssenkungen interessante Einstiegs- und Wachstumsmöglichkeiten bieten", weiß Peyvand Jafari, Gründer und Vorstandsvorsitzender der PREIG AG (Plutos Real Estate Investment Group). Er verantwortet die strategische Ausrichtung der Unternehmensgruppe. Die PREIG AG entwickelt nachhaltige Wohnimmobilienprojekte in Berlin für den eigenen Bestand.
Family Offices als zentrale Treiber des Erholungsprozesses
Family Offices und auch sogenannte High-Net-Worth Individuals (HNWI) sind für den deutschen Immobilienmarkt von zentraler Bedeutung, da sie über beachtliche Eigenkapitalreserven verfügen und häufig auf langfristige Wertsteigerungen setzen. Anders als institutionelle Investoren, die stärker auf schnelle Gewinnmitnahmen und kurzfristige Marktzyklen reagieren, verfolgen Family Offices eine eher nachhaltige und risikominimierte Investitionsstrategie. Sie fokussieren sich auf stabile Anlagen und suchen gezielt nach Werten, die sich in den kommenden Jahren kontinuierlich entwickeln.
Die jüngste Entwicklung in der Zinslandschaft kommt ihnen dabei zugute: Die ersten Zinssenkungsschritte sind bereits eingeleitet, werden aber noch nicht vollständig im Markt widergespiegelt. Family Offices nutzen dieses Zeitfenster, um Kapital zu strategisch attraktiven Konditionen anzulegen, bevor sich der Markt vollständig an die neuen Bedingungen anpasst und die Preise wieder entsprechend steigen.
Family Offices agieren dabei flexibel und investieren in verschiedene Assetklassen innerhalb des Wohnimmobilienmarktes. So sind klassische Mietwohnungen und Mehrfamilienhäuser ebenso interessant wie Altbauten und Immobilien in Stadtteilen, die stark reguliert oder schutzbedürftig sind.
Ruhige Hand und lange Sicht
Da diese Anlegergruppe häufig über langfristige Kapitalquellen verfügt, lassen sich auch managementintensivere Investments realisieren, die zunächst eine umfassende Modernisierung oder einen Ausbau der bestehenden Wohnfläche erfordern, bevor sich ein nachhaltiger Wertzuwachs zeigt. Diese langfristige Perspektive ist ein zentraler Faktor, der Family Offices aktuell vermehrt in den Markt treibt. Dafür arbeiten die Anleger häufig mit lokalen Partnern zusammen, die ihr Knowhow für die Wertsteigerung einbringen. Eine spannende Marktlage, von der beispielsweise Bestandshalter und Projektentwickler in Berliner Milieuschutzgebieten zuletzt in Form von konkretem Interesse dieser Anlegergruppe profitieren. Auf der Suche nach kompetenten Partnern vor Ort, ergaben sich so langfristige Partnerschaften.
Family Offices haben Nachhaltigkeit im Blick
Darüber hinaus verfolgen viele Family Offices heute eine Anlagestrategie, die ökologische und soziale Kriterien stärker berücksichtigt. Durch Investitionen in energetische Sanierungen oder in Milieuschutzgebiete, in denen die soziale Durchmischung der Umgebung erhalten bleiben soll, können sie nicht nur Immobilienwerte steigern, sondern auch den Anforderungen eines zunehmend bewussteren Marktes entsprechen. Eine Ausrichtung auf ESG-Kriterien spielt hier eine Rolle, um nachhaltige Werte zu schaffen und die eigene Anlagephilosophie mit dem gesellschaftlichen Wandel in Einklang zu bringen. Family Offices haben aufgrund ihrer Kapitalstärke die Möglichkeit, diese Transformationen aktiv zu begleiten und so ein nachhaltiges und wertschöpfendes Portfolio aufzubauen.
Wachstumsmarkt Berlin
Besonders Berlin, als größter Wohnungsmarkt Deutschlands traditionell ein Magnet für Immobilienanleger, steht verstärkt im Fokus. Die Hauptstadt bietet derzeit aus mehreren Gründen außergewöhnliches Potential. Zum einen sorgt der umfangreiche Altbaubestand mit zum Teil jahrzehntealten Sanierungsrückstand für zahlreiche Möglichkeiten. Der energetische Modernisierungsbedarf, kombiniert mit politischen und wirtschaftlichen Anreizen, hat Altbauten zu einem vielversprechenden Investitionssegment gemacht. Angesichts der zunehmenden Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden kann eine Investition in eine umfassende Sanierung nicht nur erhebliche Wertzuwächse generieren, sondern auch die langfristige Nachfrage und Rentabilität sichern. Verschiedene Förderungen machen solche Investitionen darüber hinaus attraktiv.
Zum anderen bleibt die deutsche Hauptstadt ein wachsender Standort für Zuzug, was den langfristigen Bedarf an Wohnraum weiter anheizt. Trotz vieler Herausforderungen im Wohnungsbau gehen Prognosen davon aus, dass die Einwohnerzahl Berlins in den kommenden Jahren auf vier Millionen ansteigen wird. Jafari dazu: "Dieses Wachstum verleiht dem Immobilienmarkt Stabilität und eine dauerhafte Nachfragebasis, die ein bedeutendes Plus für Investoren darstellt. Während die Mieten in der Stadt stetig anziehen, bleibt der Druck auf den Wohnungsmarkt hoch – eine Entwicklung, die den Wert bestehender Immobilien weiter steigert."
In der gegenwärtigen Marktphase könnte sich eine Investition in Berlin als besonders vorteilhaft erweisen, wenn man strategisch gut positioniert vorgeht. Jafari führt aus: "Insbesondere die Milieuschutzgebiete der Stadt bieten Chancen, die viele Anleger in Erwägung ziehen. Diese Viertel sind historisch gewachsen und aufgrund der zentralen Lage inmitten der Stadt begehrt. Sie zeichnen sich durch ihren Gründerzeit-Altbaubestand aus, gleichzeitig unterliegen sie spezifischen Regularien, die eine maßvolle Sanierung und Modernisierung im Einklang mit sozialen und politischen Anforderungen fördern sollen. Investitionen in Milieuschutzgebieten können daher ein sensibles, aber lohnendes Unterfangen sein, das von Anlegern ein hohes Maß an Verantwortung, langfristigem Engagement und Know-how erfordern, das lokale Partner mitbringen."
The Time is now
Für die Family Offices, die jetzt aktiv werden, ist dies eine Zeit, die geschickt genutzt werden will. Wer die Vorzüge energetischer Sanierungen und die Wertsteigerungen historischer Gebäude mit den sozialen Bedürfnissen der Berliner Stadtviertel verbindet, kann in einem anspruchsvollen, aber zukunftsträchtigen Marktumfeld bestehen. Die Marktkonditionen könnten dafür kaum günstiger sein, um langfristig auf das Potenzial Berlins zu setzen, findet Jafari. (kb)