"Fallen Angels": Downgrade-Schätzungen viel höher als in Finanzkrise
Das Volumen der Unternehmensanleihen, die aufgrund des Coronavirus-Schocks in Europa in den Junk-Bereich abrutschen, könnte die in der letzten Finanzkrise verzeichnete Zahl deutlich übertreffen.
Citigroup erwartet mehr als 100 Milliarden Euro an so genannten gefallenen Engeln in diesem Jahr, und auch J.P. Morgan rechnet mit einem ähnlichen Volumen. Ihre Schätzungen übertreffen die von der Deutschen Bank berechnete Zahl von 76 Milliarden Euro, wenn der Markt den während der globalen Finanzkrise erreichten Spitzenwert an gefallenen Engel erreicht.
Gefallene Engel en masse
BBB-Anleihen vier Mal so volumensstark wie der gesamte High Yield-Markt
Anleihen mit einem Triple-B-Rating - ein bis drei Stufen über High Yield - kommen laut den Bloomberg-Barclays-Indizes auf ein mehr als viermal so großes Volumen wie der gesamte Hochzinsmarkt in Europa. Sollte es - wie prognostiziert - zu einer Welle von auf Junk-Niveau gefallenen Engeln kommen, werden zu viele Verkäufer Anleihen abstoßen, für die zu wenige Käufer da sind.
Hochzinsanleihemarkt bekommt wohl kräftig Zulauf
“Die Verstimmungen auf dem Hochzinsmarkt können während der COVID-19-Pandemie noch verstärkt werden, da die Geschwindigkeit und das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens dazu führen, dass eine große Anzahl von Unternehmensanleihen in den Hochzinsbereich rutscht”, schrieb Nicholas Harrison, ein Unternehmensanleihestratege bei RBC Capital Markets, in einer Mitteilung an die Kunden. RBC geht davon aus, dass rund 50 Milliarden Euro an Papieren einem „hohen Risiko“ ausgesetzt sind, 2020 in die “Ramschkategorie” abzurutschen.
Liquidation von Fallen Angel-Positionen drohen
Die Aussicht darauf, dass Investoren, die nur bonitätsstarke Anleihen halten dürfen, zwangsweise verkaufen müssen, hat den Anleihenindexanbieter IHS Markit und ICE Data Indices Ende März bewogen, mögliche durch Herabstufungen verursachte Abgänge um einen Monat zu verschieben. (kb)