Bini Smaghi: EZB sollte Zinserhöhungsplan ändern
Die EZB sollte die für Donnerstag geplante Zinserhöhung entweder verschieben oder zurückschrauben, um einen geldpolitischen Fehler zu vermeiden, der an 2011 erinnern würde, sagte das ehemalige Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi gegenüber der Börsen-Zeitung, wie Bloomberg News vermeldet.
Das Interview erschien am Vorabend einer Zinsentscheidung, für die Präsidentin Christine Lagarde eine Anhebung der Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt als “sehr, sehr wahrscheinlich” bezeichnete. Allerdings äußerte sie sich vor dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, der die globalen Märkte erschütterte und die Anleger dazu veranlasste, ihre Wetten auf eine Straffung der Geldpolitik mit Blick auf Sorgen über die Finanzstabilität zurückzunehmen.
Denkbare Verschiebung der Leitzinserhöhung durch die EZB
Eine Verschiebung um einen Monat oder nur 25 Basispunkte wären kein Problem, wenn das gut erklärt werde, soll Bini Smaghi der Börsen-Zeitung gesagt haben, wie Bloomberg News ausführt. Bini Smaghi weiter: Die finanzielle Ansteckung sei gleichbedeutend mit einer gewissen Verschärfung der monetären Bedingungen. An der Erhöhung um 50 Basispunkte festzuhalten, als ob nichts geschehen wäre, bedeute, eine härtere Gangart einzuschlagen als bisher angenommen.
Den Fehler von 2011, als es eine falsche Zinserhöhung gab, bitte nicht wiederholen!
Der ehemalige EZB-Notenbanker, der jetzt Chairman der Société Générale ist, zog eine Parallele zu der Situation vor zwölf Jahren, als die EZB die Zinssätze anhob, nur um den Schritt dann wieder rückgängig zu machen, als die Turbulenzen der Staatsverschuldung den Euroraum erfassten. “Die EZB sollte vermeiden, den Fehler von 2011 zu wiederholen, als sie die Zinsen weiter anhob, ohne die zunehmende Ansteckung durch die Umschuldung Griechenlands zu berücksichtigen”, sagte Bini Smaghi laut der Zeitung. “Das beschleunigte die Krise und führte schon nach einigen Monaten zu einer Kurswende.”
EZB bleibt wohl doch beim bisher Kommunizierten
Aus Kreisen erfuhr Bloomberg in dieser Woche, dass es zwar wahrscheinlich einen stärkeren Widerstand gegen die Anhebung des Einlagensatzes um einen halben Punkt geben wird, dass aber zum jetzigen Zeitpunkt wohl keine Mehrheit im EZB-Rat bereit ist, diese Pläne aufzugeben. (kb)