EZB kündigt wahrscheinlich neue Liquiditätsschritte an
Turbulente Finanzmärkte und viele überraschend schwache Konjunkturdaten verunsicherten die Marktteilnehmer zu Jahresanfang sehr. Ein Blick auf die von der Citigroup erhobenen „Economic Surprise Indizes“ zeigt, dass die Konjunkturdaten vor allem in der Eurozone in den letzten Wochen enttäuschten.
In den Schwellenländern und in den USA hingegen waren die Konjunkturdaten nur moderat negativ. DIes alles zeigt die folgende Grafik deutlich, schreibt Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management.
Seit dem zweiten Halbjahr 2018 überwiegen negative Überraschungen
„Economic Surprise Index” der Citigroup
Quellen: Thomson Reuters Datastream, Metzler; Stand: 15.1.2019
Italien strahlt aus
Die Konjunkturschwäche in der Eurozone ist zumindest teilweise mit der Lage in Italien erklärbar: Hier haben sich die allgemeinen Finanzierungsbedingungen infolge des Zinsschocks und der merklich gefallenen Aktienkurse massiv verschlechtert. Darüber hinaus fällt es schwer, gute Gründe für den Abschwung zu finden, meint Edgar Walk.
TLTRO 2.0 ante portas als Stimmungsaufheller?
Die EZB dürfte auf die derzeit gefühlte hohe Unsicherheit reagieren und nächsten Donnerstag versuchen, die Stimmung zu stabilisieren, um so eine weitere Verschlechterung der Konjunktur aufgrund sich selbst erfüllender Erwartungen zu vermeiden. Möglich wäre eine Ankündigung des EZB-Präsidenten Draghi schon am Donnerstag, dass die EZB in den kommenden Monaten neue langfristige Refinanzierungsgeschäfte (LTRO oder TLTRO) für die Geschäftsbanken bereitstellen wird. Nach Berechnungen von Goldman Sachs hatten die vergangenen langfristigen Refinanzierungsgeschäfte der EZB sehr ungleiche Effekte, sagt Walch: Das BIP in Italien sei um insgesamt zwei Prozent gestiegen, während sich für Deutschland kein statistisch signifikanter Wachstumseffekt habe nachweisen lassen. Vielleicht helfen auch schon erste Stabilisierungstendenzen der Konjunkturdaten, einen Stimmungsumschwung zu bewirken, wie etwa der ZEW-Index (Dienstag), die Einkaufsmanager-Indizes (Donnerstag) sowie der ifo-Index (Freitag).
Fiskal- statt EZB-Pulver als Ausweg?
Sollte sich die Konjunktur in der Eurozone nicht stabilisieren und der Abwärtstrend anhalten, gibt es keinen Spielraum mehr für eine antizyklische Geldpolitik der EZB – sie hat ihr Pulver nahezu vollständig verschossen, konstatiert Walk. Spielraum für einen größeren fiskalpolitischen Stimulus hätten nur Deutschland und die Niederlande. Laut Berechnungen der Bundesbank fiel die Staatsverschuldung in Deutschland im dritten Quartal auf nur noch 61 Prozent des BIP. Das heißt, Deutschland und die Niederlande müssten in diesem Fall ein größeres Konjunkturprogramm auflegen. Die Frage wäre dann nur, wie schnell sich die jeweilige Regierung darauf verständigen könnte.... (kb)
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