Euro schwach: Gold in Euro auf neuem Allzeithoch
Der Goldpreis startete in das neue Jahr mit einem neuen Allzeithoch bei 2.637 Euro je Feinunze, nachdem der Euro zum US-Dollar auf 1,018 US-Dollar, und somit fast auf die Parität, gefallen war. Diesen dramatischen Einbruch des Euro hatte die Solit Gruppe in den letzten Monaten schon prognostiziert.

Normalerweise gibt es eine hohe negative Korrelation des US-Dollars zum Goldpreis beziehungsweise diametral entgegengesetzt eine hohe positive Korrelation des Euro zum Goldpreis in US-Dollar. "Diesmal entzog sich der Goldpreis jedoch völlig dem Sog der starken US-Dollarrallye und konnte zuletzt sogar bis auf 2.700 US-Dollar ansteigen", analysiert Markus Blaschzok, Chefanalyst der Solit Gruppe. Es wäre wahrscheinlicher gewesen, dass der Goldpreis in diesem Umfeld der Dollarstärke und steigender Marktzinsen erneut das Tief bei 2.500 US-Dollar testet oder gar unterschreiten würde anstatt anzusteigen. Selbst der Terminmarkt konnte sich zuletzt etwas bereinigen, was eine starke fundamentale Nachfrage belegt."
Starke physische Nachfrage
Markus Blaschzok vermutet daher, dass die verdeckten physischen Käufe am OTC-Markt aktuell unvermindert weitergehen, was die künftigen Reporte des World Gold Councils (WGC) in den nächsten Monaten belegen könnten. Die Nachfrage nach physischem Gold war zum Jahresende bis ins neue Jahr hinein bisher zumindest unvermindert stark. Es besteht die Möglichkeit, dass die Dollarstärke den Goldpreis mit einer Zeitverzögerung trifft, weshalb man den kurzfristigen Aufwärtstrend bei 2.600 US-Dollar im Auge behalten sollte – ein Durchbruch dieses Trends würde einen weiteren Preisrutsch auf unter 2.500 US-Dollar nach sich ziehen.
Trotz Dollarrallye und Einbruch des Euro hielt sich der Goldpreis in US-Dollar stark
Dem Einbruch des Euro folgte gar ein Ausbruch des Goldpreises in Euro über den Widerstand bei 2.600 Euro. Hier bleibt es abzuwarten, ob dieser Ausbruch nachhaltig ist. Ein Rückfall unter 2.600 Euro wäre ein erstes Indiz für eine erneute Korrektur des Goldpreises, doch solange der Preis darüber handelt, bleibt das Chartbild für Gold in Euro bullisch, meint Blaschzok.
Neues Verhalten des Goldpreises
Gold verzeichnete 2024 einen beeindruckenden Preisanstieg von 25,5 Prozent, getrieben durch eine hohe Nachfrage von Zentralbanken und Investoren, die sich gegen eine Abwertung der Fiat-Währungen absichern möchten. Diese Entwicklung war bemerkenswert, da sie trotz steigender Renditen, eines starken US-Dollars, abnehmender Liquidität und schrumpfenden Zentralbankbilanzen, ein Fehlen von Krisenherden, sowie haussierender Aktien- und Kryptomärkte stattfand. Der Goldpreis zeigte dabei ein neues Verhalten, wobei alle alten Korrelationen und Muster, die Jahrzehnte galten, ihre Gültigkeit verloren.
Die Prognose für 2025 bleibt positiv
Ein potentieller Rücksetzer auf 2.400 US-Dollar - 2.450 US-Dollar läge im Rahmen einer gesunden Marktkorrektur, so Markus Blaschzok weiter. Dies könne als Kaufgelegenheit angesehen werden. Ein Anstieg über 3.000 US-Dollar sei möglich, allerdings nach dem Rekordjahr 2024 nur dann, wenn die Notenbanken weitere Liquidität ins Geldsystem pumpten. Risiken für den Goldpreis bestünden dann, wenn Renditen weiter stiegen, die Liquidität abnehme und es womöglich zu einer kurzzeitig deflationären Rezession käme.
Fazit
Gold bleibt laut Blaschzok ein Kauf aufgrund gestiegener Zentralbankkäufe, geopolitischer Spannungen und der unsicheren US-Schuldenlage sowie der schlechten Aussichten für die europäische Volkswirtschaften.
Silberpreis stark über 30 US-Dollar trotz Dollarrallye
Der CoT-(Commitments of Trader)-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die CoT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. "Die CoT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt", gibt Blaschzok zu bedenken.
Marktbereinigung möglich
Die Terminmarktdaten für Silber sind relativ neutral, was eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den überkauften Daten für Gold darstellt. Diese bessere Bereinigung unterstreicht die bisherige Stärke des Silberpreises. Sollte der Goldpreis jedoch auf 2.500 US-Dollar korrigieren – was aktuell noch immer wahrscheinlich ist –, könnte der Silberpreis ebenfalls auf 26 US-Dollar zurückfallen. Ein Rückgang auf dieses Niveau würde den Markt weiter bereinigen und ein gutes antizyklisches Kauf-Setup schaffen. Aktuell sind die Daten neutral, und es ist zu früh, um bullisch zu sein. Die Marke von 26 US-Dollar wird nach diesen CoT-Daten zunehmend interessant für einen antizyklischen Einstieg, sollte es zu einem weiteren Rücksetzer kommen.
Bereinigte Terminmärkte
Der Terminmarkt für Silber bereinigte sich in den letzten Wochen besser als der Terminmarkt für Gold. Die großen vier Händler an der Comex haben ihre Shortposition auf Silber in den letzten Wochen nach den Preisrückgängen erfolgreich verringert. Der Terminmarkt hat sich in den letzten Wochen und Monaten schön bereinigt, während der Silberpreis von 35 US-Dollar im Hoch auf unter 30 US-Dollar gefallen war. Berücksichtigt man die Dollarstärke, so ist die Stärke des Silberpreises ebenso beeindruckend wie die Stärke des Goldpreises.
Trotzdem ist der Terminmarkt bisher erst zu einem Drittel bereinigt und der Goldmarkt noch eher im Verkaufsbereich, weshalb man demütig sein und eine Fortsetzung der Korrektur in den nächsten Wochen und Monaten zumindest auf dem Schirm haben sollt, meint Blaschzok. (kb)