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Ethik als Performancekiller: Norwegischer Staatsfonds wird umgebaut

Da soll noch einmal einer behaupten, Ethik in der Anlage kostet nicht Performance: Die Rendite von Norwegens Government Pension Fund Global fiel zwischen 2006 und 2016 um 1,1 Prozent oder ca. 1,3 Milliarden Euro geringer aufgrund der Divestment-Politik aus. Nun wird der Staatsfonds neu aufgestellt.

Gegenwärtig wird der Staatsfonds von Norges Bank Investment Management (NBIM), einem Teil der Norges Bank, gemanagt.

Als dieser Bericht vor einiger Zeit vorgestellt wurde, hieß es seitens des CEO Yngve Slyngstad (Bild links), man wolle diese Regeln nicht aufweichen, denn es besteht in Norwegen Konsens darüber, dass der Fonds kein Geld mit Unternehmen verdienen solle, die Menschen das Leben kosteten. Ausgeschlossen sind unter anderem Kohle-, Tabak- und Waffenproduzenten, aber auch Unternehmen, deren Verhalten Anlass zu Kritik gibt. Dazu zählen Verstöße gegen Menschenrechte, eine schwere Schädigung der Umwelt oder Korruption. Als Aktien-Benchmark dient dem norwegischen Staatsfonds im Übrigen der FTSE Global All Cap Index.

Vor allem der Verzicht auf Tabakfirmen kostete Performance

Der Bericht zeigte, dass der Ausschluss von Tabak- und Waffenproduzenten den Aktienertrag um 1,9 Prozentpunkte verringerte, wo bei der Auschluss der Tabakfirmen 1,16 Prozentpunkte Performance von 2006 bos 2016 kostete, während der Ausstieg aus Waffenproduzenten sich mit einem Perfomance-Minus von 0,75 Prozentpunkten bemerkbar machte. Der Ausschluss von Minengesellschaften, so sie in ihrem Verhalten gegen ethische Grundlagen verstißen, fiel nur geringfügig ins Gewicht. Der Ausschluss von Kohleproduzenten hingegen brachte ein relatives Performance-Plus von 0,78 Prozentpunkten.

Angedachte Neuaufstellung

Der 855 Milliarden US-Dollar schwere Sovereign Wealth Fund soll in Zukunft unabhängig von der Zentralbank Norwegens gemanagt werden, lautet der Vorschlag einer norwegischen Regierungskommission, die die Norges Bank und das norwegische Geldsystem einer Überprüfung unterzogen hatte. Ob dieser beschriebene Performancenachteil in die Beurteilung einfloss und etwas mit dem Urteil der Kommission zu tun hat, ist nicht bekannt.

Wörtlich genommen

NImmt man die Aussage Slynstads wörtlich, dass "der Fonds kein Geld mit Unternehmen verdienen soll, die Menschen das Leben kosten", müsste man Alkohol-, Schokolade- und Zuckerproduzenten und -händler ebenso verbieten wie Verkehrsmittel. Jedenfalls zeigt sich, dass die - aus welchen Gründen auch immer - vorgenommenen Einschränkungen des Investmentuniversums die Freiheitsgrade und damit die Performance-Chancen einschränken. Mit der Anlagepolitik Politik machen zu wollen, kostet offensichtlich Geld.(kb)

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