EdRAM: Diese Faktoren geben Corporate Hybrids Rückenwind
Vianney Hocquet von Edmond de Rothschild AM beleuchtet das Segment hybrider Unternehmensanleihen (Corporate Hybrids) und dabei insbesondere jene Treiber, die für steigende Emissionsvolumina sorgen.
Der Markt für hybride Unternehmensanleihen, der historisch auf Europa konzentriert war, wächst weltweit rasant. Im Jahr 2024 haben US-amerikanische Unternehmen zum ersten Mal seit zehn Jahren mehr Hybridanleihen begeben als ihre europäischen Pendants, wodurch der Markt auf über 350 Milliarden Euro angewachsen ist. "Das Segment konkurriert nun mit europäischen Hochzinsanleihen und liegt vor Contingent Convertible Bonds (Cocos), was eine neue Wachstumsphase für die Anlageklasse einläutet", hält Vianney Hocquet, Portfolio Manager Corporate Hybrid Debt bei Edmond de Rothschild AM, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag fest.
Hybride Unternehmensanleihen gelt als besonders vorteilhaft, da sie es den Unternehmen ermöglichen, Quasi-Eigenkapital ohne Verwässerungseffekt zu wettbewerbsfähigen Kosten zu emittieren, insbesondere dank der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Kupons in den meisten Rechtsordnungen. "Das Niedrigzinsumfeld in Europa, das durch die Schuldenkrise in den Peripherieländern entstanden ist, hat das Interesse der Anleger an dieser Anlageklasse von Anfang an beflügelt", merkt Hocquet an.
Zahlreiche Wachstumskatalysatoren für hybride Unternehmensanleihen
1) Überarbeitete Methodik der Ratingagenturen
Der Erfolg hybrider Unternehmensanleihen lässt sich laut Hocquet auf mehrere Faktoren zurückführen. Erstens hat die Ratingagentur S&P 2012 ihre Methodologie aktualisiert, indem sie den Beitrag zum Eigenkapital („Equity Credit“) und die Behandlung von Kuponerhöhungsklauseln („Step-up“) präzisiert hat. Diese Änderung erleichterte die Entstehung einer neuen Generation von standardisierten Hybridanleihen mit einer Struktur, bei der der Verlust des Eigenkapital-Charakters mit dem Datum der ersten vorzeitigen Rückzahlung (Call) zusammenfällt.
Im Jahr 2024 überarbeitete Moody's seine Methodik, um US-Emittenten eine Quasi-Eigenkapitalbehandlung von 50 Prozent zu ermöglichen, ohne die steuerliche Abzugsfähigkeit von Kuponzahlungen zu opfern. Diese Änderung förderte die Einführung von Hybridanleihen auf der anderen Seite des Atlantiks, da sie die Attraktivität dieser Instrumente im Vergleich zu Vorzugsaktien erhöhte.
Die Änderung der Methodik führte laut Hocquet zu einer neuen, defensiveren Struktur. Diese hat eine Laufzeit von 30 Jahren, während sie früher eine unbegrenzte Laufzeit oder eine Laufzeit von 60 Jahren hatte.
Die Call-Option wird typischerweise nach zehn Jahren ausgeübt und fällt damit mit dem Verlust des Eigenkapitalcharakters zusammen. Im Gegensatz zur traditionellen europäischen Struktur gibt es keinen Kuponaufschlag. "Aufgrund der begrenzten Laufzeit kann diese Struktur für Investoren attraktiver sein und wird unserer Meinung nach weiter an Beliebtheit gewinnen", betont Hocquet.
2) Schlüsselrolle bei der Optimierung der Finanzierungsstruktur von Unternehmen
Die Behandlung von Hybridanleihen durch die Rating-Agenturen (50 Prozent Eigenkapitalanteil) verbessert die Bonitätskennzahlen, während die steuerliche Abzugsfähigkeit die Finanzierungskosten senkt. Daher ist es für Emittenten mit einem niedrigen Investment-Grade-Rating (BBB oder BBB-) sinnvoll, Hybridanleihen zu begeben, um ihre Bonität zu verbessern.
3) Steigende Energienachfrage in den USA
Die steigende Energienachfrage in den USA fügt der Relevanz hybrider Unternehmensanleihen eine weitere Dimension hinzu. Angesichts eines prognostizierten Anstiegs der Stromnachfrage um fast 20 Prozent bis 2034, der vor allem auf die Elektrifizierung von Fahrzeugen und die Entwicklung von KI zurückzuführen ist, müssen die Versorgungsunternehmen massiv in kapitalintensive Projekte investieren. Hybridanleihen bieten laut Hocquet hier den Vorteil, dass diese Projekte finanziert werden können, ohne die Bilanzstruktur zu gefährden.
Eine Anlageklasse im Einklang mit europäischen Nachhaltigkeitskriterien
Der wichtigste Sektor für grüne Anleihen („Green bonds“) in Europa ist - wenig überraschend - der Versorgersektor, der sich auf Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien konzentriert. Dieser Sektor ist auch der größte Emittent von hybriden Unternehmensanleihen, die 2024 fast 33 Prozent des europäischen Marktes ausmachten, was die entscheidende Rolle dieser Instrumente bei der Finanzierung der Energiewende unterstreicht (siehe Grafik unten).
"Hybride Unternehmensanleihen treten in eine zweite Wachstumsphase ein und diversifizieren die Anlageklasse weiter. Wie 2012 bei S&P sorgt auch diesmal eine methodische Änderung, diesmal bei Moody's, für frischen Schwung und wachsendes Interesse bei Emittenten und Investoren – besonders im USD-Markt", erklärt Hocquet abschließend. (aa)
Grüne Anleihen gewinnen an Bedeutung