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EdRAM-CIO: Schuldenobergrenze-Anhebung setzt Bankreserven unter Druck!

Der globale Anlagechef (CIO) von Edmond de Rothschild AM (EdRAM) warnt vor jenen negativen Auswirkungen, die mit der Anhebung der US-Schuldengrenze einhergehen könnten.

Benjamin Melman, Edmond de Rothschild AM
Benjamin Melman, Edmond de Rothschild AM

© Edmond de Rothschild AM

Vor der aktuellen Entwicklung in den USA erscheint zumindest aus derzeitiger Sicht ein Zahlungsausfall der USA unwahrscheinlich, schreibt Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar.

Die wichtigste Erkenntnis daraus lautet: Eine Anhebung der Schuldenobergrenze würde dazu führen, dass die Reserven des Finanzministeriums bei der Fed wieder aufgefüllt werden, was wiederum Druck auf die Bankreserven ausübe. Laut Melman dürften sich des Weiteren die kurzfristigen Spannungen auflösen und die Finanzmärkte einen Schub erhalten sobald das Thema Schuldenobergrenze abgeschlossen ist.

Konjunkturabschwächung
Das wirtschaftliche Umfeld ist laut Melman nach wie vor unsicher, da sich die Konjunktur und die Inflation sowohl in den USA als auch in Europa nur zögerlich abschwächen, während sich der Arbeitsmarkt und die Löhne weiter dynamisch entwickeln. Die erschwerten Kreditvergabebedingungen, der Rückgang der Kreditnachfrage, der in den Fed- und EZB-Umfragen deutlich wird, sowie die deutsche ZEW-Umfrage, die den dritten Monat in Folge sank, lassen Melman zufolge allerdings wenig Zweifel daran, dass sich die Konjunktur verlangsamen wird. Eine drohende Rezession, die in aller Munde ist, sich bislang aber hinauszögert, steht somit weiter im Raum. In den USA scheint das Risiko einer Bankenkrise indessen eingedämmt, doch ist die Lage weiter fragil.

Liquidität der Zentralbanken dürfte schrumpfen
Während die Aktien von US-Regionalbanken ihren Abwärtstrend fortsetzen, verzeichnen die Banken zwar weiterhin einen leichten Abzug von Einlagen, der jedoch laut Einschätzung Melmans nicht dramatisch scheint. Ebenso verzeichnen CMBS (Commercial Mortgagebacked Securities) zwar eine Ausweitung der Spreads, da Gewerbeimmobilien als wesentlicher Risikofaktor identifiziert wurden, doch scheinen sich die Schäden bislang in Grenzen zu halten.

Die Liquidität der Zentralbanken dürfte nach Ansicht Melmans schrumpfen, da die US-Banken die Fazilitäten der Fed nicht länger in Anspruch nehmen. "Angesichts der sehr niedrigen Reserven, die das US-Finanzministerium bei der Fed hält, dürften zudem die Bankreserven im Zuge der quantitativen Straffung wieder auf einen Abwärtspfad schwenken. Parallel dazu geht auch die EZB in Europa auf eine Straffung über, während die Bank of Japan aufgrund der Stabilisierung der japanischen Anleihemärkte ihre Bilanz nicht länger ausweiten muss, um ihre Politik der Zinskurvenkontrolle weiterzuführen", führt Melman aus.

Outperformance-Potenzial bei chinesischen Aktien
Insgesamt sieht Melman zurzeit keinen Grund, die eher vorsichtige Positionierung an den Aktienmärkten zu verändern. "Wir nutzen den jüngsten Rendite-Anstieg, um die Gewichtung von Anleihen in unseren Portfolios zu erhöhen. Im Anleihesegment sind wir über alle Bonitätskategorien hinweg diversifiziert, bevorzugen jedoch Titel mit solider Qualität. Wir gehen davon aus, dass die Anleihemärkte davon profitieren werden, wenn sich eine Verlangsamung der US-Inflation bestätigt. Sollte dies nicht der Fall sein, dient die höhere Gewichtung als Schutz der Portfolios – sofern die Inflation nicht wieder steigt, was wir jedoch für unwahrscheinlich halten."

Derweil nutzt EdRAM die Outperformance-Potenziale chinesischer Aktien, die nach wie vor ein angeschlagenes Profil aufweisen, jedoch davon profitieren dürften, dass die Erholung weiter an Fahrt gewinnt. Letztlich habe die Regierung aufgrund der sozialen Probleme, die sich in einer sehr hohen Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen widerspiegeln, keine andere Wahl, als dafür zu sorgen, dass sich die Wirtschaft erholt.

Den größten Risikofaktor sieht Melman weiterhin in den geopolitischen Entwicklungen. "Unser Fokus liegt nach wie vor auf den Themen Gesundheit und Humankapital sowie auf dem Bereich Big Data, der zu den Hauptprofiteuren der revolutionären Entwicklungen der künstlichen Intelligenz zählt", erklärt Melman abschließend. (aa)

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