DVFA-Leitfaden zur energetischen Transformation von Immo-Portfolios
Die DVFA-Kommission Immobilien hat eine umfassende Publikation veröffentlicht, die Immobilienunternehmen einen praxisnahen Ansatz zur energetischen Transformation ihrer Portfolios bietet.
Unter dem Titel „Modernisierungsfahrpläne im Rahmen der energetischen Transformation“ erläutert der Leitfaden die Herausforderungen und Chancen, die mit der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien in der Immobilienwirtschaft verbunden sind.
Regulatorische Herausforderungen und steigender Transformationsdruck
Angesichts der wachsenden regulatorischen Anforderungen, darunter die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD), die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sowie nationale Gesetzgebungen wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) stehen Immobilieneigentümer unter zunehmendem Druck. Ziel dieser Vorgaben ist es, die Energieeffizienz und Dekarbonisierung im Gebäudesektor voranzutreiben. „Die Anforderungen an die Immobilienbranche sind enorm gestiegen – nicht nur durch den gesetzlichen Rahmen, sondern auch durch veränderte Marktanforderungen“, erklärt Benjamin Klisa, stellvertretender Leiter der DVFA-Kommission Immobilien. „Die Transformation hin zu nachhaltigen Portfolios ist nicht länger optional, sondern eine dringende Notwendigkeit. Wer diese Herausforderung nicht annimmt, riskiert langfristig wirtschaftliche Einbußen, darunter sinkende Vermietbarkeit und Wertverluste durch den sogenannten ‚Brown Discount‘ für ineffiziente Immobilien.“
Energetische Modernisierungsfahrpläne als Schlüsselinstrument
Im Mittelpunkt der DVFA-Publikation stehen energetische Modernisierungsfahrpläne, die als strategisches Steuerungsinstrument dienen. Diese Fahrpläne ermöglichen es Immo-Frmen, notwendige Maßnahmen zur Dekarbonisierung und Effizienzsteigerung ihrer Bestände zu priorisieren, wirtschaftlich zu planen und schrittweise umzusetzen. Der Leitfaden erläutert, wie Modernisierungsmaßnahmen mithilfe fundierter Datenerhebungen und -analysen geplant werden können. Dabei spielen digitale Tools wie KI-gestützte Software und Business Intelligence Systeme eine entscheidende Rolle. Mit diesen Werkzeugen lassen sich gebäude- und portfoliobezogene Daten effizient erfassen und Maßnahmen strategisch steuern.
Von der Analyse bis zur Umsetzung: Ein ganzheitlicher Ansatz
Die DVFA empfiehlt einen systematischen Ansatz, der in vier Phasen unterteilt ist:
- 1. Status-quo-Analyse: Erfassung der energetischen und CO2-Intensität des Portfolios, Identifikation von „Problemobjekten“ und Festlegung von Ambitionsniveaus.
- 2. Strategische Planung: Abgleich der geplanten Maßnahmen mit gesetzlichen Vorgaben, Budgetrestriktionen und Unternehmenszielen.
- 3. Erstellung von Fahrplänen: Definition und Priorisierung von Maßnahmen unter Berücksichtigung ihrer Kosten und Einsparungspotenziale sowie Modellierung zukünftiger Energie- und CO2- Preisentwicklungen.
- 4. Operative Umsetzung: Detailplanung, Vergabe und Controlling der Maßnahmen inklusive kontinuierlicher Anpassung der Strategien an neue Rahmenbedingungen.
„Ein Modernisierungsfahrplan darf keine starre Vorgabe sein, sondern muss flexibel auf Veränderungen – wie technologische Fortschritte oder wirtschaftliche Rahmenbedingungen – reagieren können“, betont Patrick Hanßmann, Mitglied der DVFA-Kommission Immobilien.
Regulatorische Anforderungen als Chance für Innovation und Effizienz
Der Leitfaden stellt nicht nur die Herausforderungen heraus, sondern unterstreicht auch die wirtschaftlichen Chancen, die mit der Transformation verbunden sind. Nachhaltige Immobilien setzen neue Marktstandards, während emissions- und energieintensive Gebäude an Attraktivität verlieren. Investitionen in die Energieeffizienz zahlen sich nicht nur durch langfristigen Werterhalt aus, sondern fördern auch die Rentabilität durch niedrigere Betriebskosten und den Zugang zu Förderprogrammen.
Praktische Lösungen für verschiedene Portfoliotypen
Der Leitfaden richtet sich an unterschiedliche Marktteilnehmer, von institutionellen Investoren bis zu Eigentümern von Mehrfamilienhäusern. Während bei großen Portfolios skalierbare und digitale Lösungen im Vordergrund stehen, können individuelle Sanierungsfahrpläne (iSFP) für Wohnimmobilieneigentümer eine sinnvolle Ergänzung darstellen.
Fazit: Nachhaltigkeit als Treiber für wirtschaftlichen Erfolg
Die DVFA-Kommission Immobilien betont, dass Modernisierungsfahrpläne nicht nur eine Antwort auf regulatorische Anforderungen sind, sondern ein zentrales Instrument für die strategische Zukunftssicherung von Immobilienunternehmen. Sie hülfen, transitorische Risiken zu minimieren, Einsparpotenziale zu maximieren und gleichzeitig die gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. „Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehen Hand in Hand“, so Klisa und Hanßmann, und fassen abschließend zusammen: „Mit dem richtigen Ansatz können Immobilienunternehmen nicht nur ihre Klimaziele erreichen, sondern sich auch als Vorreiter einer nachhaltigen Immobilienwirtschaft positionieren.“ (kb)