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Deutschland will Ausnahmen vom EU-Gasspeicherziel: Preis fällt

Nachdem Deutschland für dieses Jahr Ausnahmen von den EU-Gasspeicherzielen gefordert hatte, fielen die europäischen Gas-Futures so stark wie seit Anfang 2024 nicht mehr.

© Marvin (KI-generiert) / stock.adobe.com

Bei einem Treffen der Gaskoordinierungsgruppe am Donnerstag in Brüssel äußerten eine Reihe von Ländern die Befürchtung, dass die Gasspeicherziele der Union Marktspekulationen befeuern und zu steigenden Gaspreisen beitragen könnten. Berlin ist Kreisen zufolge der Ansicht, dass die Marktteilnehmer erwarten, dass die Mitgliedstaaten eingreifen müssen, um sicherzustellen, dass diese Ziele erreicht werden. Daher sei mehr Flexibilität erforderlich, um diese Erwartung zu dämpfen.

Wiederauffüllungsziele der EU immer wichtigeres Thema am Gasmarkt
Angesichts der rapide abnehmenden Gasvorräte werden größere Mengen benötigt, um die Ziele zu erreichen. Diese sollen sicherstellen, dass die Speicher bis zum 1. November zu 90 Prozent gefüllt sind. Die Preise waren am Mittwoch stark gefallen, nachdem Bloomberg berichtet hatte, dass mehrere EU-Länder auf Flexibilität bei der Befüllung der Gasspeicher drängen.

Spekulation hat sich etwas beruhigt
Die europäischen Referenzpreise für Gas sind am Donnerstag um bis zu 9,3 Prozent gefallen, das ist der stärkste Rückgang seit Januar 2024. Der Preisunterschied zwischen Gas für Lieferungen im April und Oktober hat sich gegenüber dem jüngsten Höchststand auf ein Drittel verringert. In den vergangenen Wochen war dieser Indikator für die Wirtschaftlichkeit von Gasspeicherung deutlich gestiegen.

Ungüstige Konstellation
Eine Kombination aus kaltem Wetter, geringer Windenergieerzeugung und dem Wegfall der russischen Gaslieferungen über die Ukraine nach Europa hat dazu geführt, dass die Gasvorräte in der Region in diesem Jahr schneller aufgebraucht sind als üblich. Die Speicher sind nun durchschnittlich zu 47Prozent gefüllt — der niedrigste Stand für diese Jahreszeit seit 2022.

Ukraine-Friedensgespräche beruhigen den Markt
Der Gaspreis ging am Donnerstag auch deshalb zurück, weil die Gespräche zwischen Washington und Moskau die Aussichten auf ein Ende des Krieges in der Ukraine und damit auch auf eine mögliche Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen weckten.

Gasspeicher-Füllstände sind stark zurückgegangen
Füllstände am 11. Februar im Vergleich zum Höchststand

Subventionen für die Gasspeicherbefüllung?
Die Aussicht auf eine erhöhte Nachfrage in diesem Sommer trieb die Erdgaspreise Anfang dieser Woche auf ein Zweijahreshoch. Auch die Sommerpreise sind hartnäckig hoch, selbst nach dem jüngsten Rückgang, was die Lagerung des Brennstoffs unrentabel macht. Der Erdgas-Marktmanager Trading Hub Europe befindet sich deshalb nach eigenen Angaben in “intensiven Gesprächen” mit den Behörden über mögliche Subventionen für die Gasspeicherbefüllung.

Derzeit stehen zwei Ansätze zur Diskussion
Die Lockerung der Wiederauffüllungsziele in diesem Jahr und das Beibehalten dieser Flexibilität auch in den kommenden Jahre. Frankreich schloss sich der Forderung Deutschlands an und erklärte, dass es nicht genügend Flexibilität bei den Lieferungen gebe, um die Ziele zu erreichen, ohne die Preise in die Höhe zu treiben. Die Länder befürchten, dass die Händler von den Regierungen erwarten, Gas um jeden Preis zu kaufen. Die Niederlande waren anderer Meinung als Deutschland und Frankreich, ist zu hören. Die Tschechische Republik sei noch weiter gegangen und habe gefordert, dass die Ziele freiwillig sein sollten. Andere Länder, die weitreichende Bedenken hinsichtlich der Verordnung äußerten, waren unter anderem Italien, Österreich, Dänemark, Spanien und Griechenland.

Was die EU-Kommission plant
Die EU-Kommission plant derzeit, Anfang nächsten Monats eine zweijährige Verlängerung der bestehenden Regelung, die Ende des Jahres ausläuft, vorzuschlagen. Bei dem Treffen erklärte die EU-Kommission, dass die Regeln bereits ausreichend flexibel seien, einschließlich einer Toleranz von fünf Prozent Abweichung von den Zwischenzielen. Außerdem bestehe die Möglichkeit, die Anforderung, die Speicher bis zum 1. November zu 90 Prozent zu füllen, um einen Monat zu verlängern. Die Kommission würde nur im Falle einer erheblichen und anhaltenden Abweichung von den Ziel handeln, hieß es.

Der Analyse der Kommission zufolge entsprachen die Gasentnahmen aus den Speichern dem Fünfjahresdurchschnitt vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Wenn dieser Winter mit einem Speicherfüllstand von etwa 30 bis 35 Prozent endet, würden nach Angaben der Personen bis zu 70 Milliarden Kubikmeter Gas benötigt, um das 90 Prozent-Ziel zu erreichen. Der jährliche Gasbedarf der EU liegt laut der Analyse etwa 80 Milliarden Kubikmeter unter dem Bedarf vor der Krise, was etwa 20 Prozent entspricht. (kb)

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