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Das waren die Highlights des Auftakt-Talks am IM-Kongress!

Die Top-Experten Andreas Dombret, Clemens Fuest, Veronika Grimm und Jan Hatzius analysierten zu Beginn des 16. Institutional Money Kongresses im Rahmen des „Auftakt-Talks“ wichtige Fragestellungen aus Investorensicht.

ifo-Präsident Prof. Clemens Fuest, Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm, Moderator Gabor Steingart, Goldman Sachs-Chefökonom Jan Hatzius und Prof. Andreas Dombret (v.l.n.r) im Gespräch.
ifo-Präsident Prof. Clemens Fuest, Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm, Moderator Gabor Steingart, Goldman Sachs-Chefökonom Jan Hatzius und Prof. Andreas Dombret (v.l.n.r) im Gespräch.© Christoph Hemmerich

Der mit Spannung erwartete „Auftakt-Talk“ zu Beginn des ersten Tages des 16. Institutional Money Kongresses verschaffte den zahlreichen Zuhörern im Großen Vortragssaal des Frankfurter Congress Centers ein perfektes Markt-Update. Unter der pointierten Moderation von Journalisten-Legende Gabor Steingart diskutierten Banken-Doyen Prof. Andreas Raymond Dombret, ifo-Präsident Prof. Clemens Fuest, Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm und Goldman Sachs-Chefökonom Jan Hatzius.

Stimmung der Investoren geteilt
Den Anfang machte eine kurze Saal-Umfrage unter den zahlreichen institutionellen Investoren. Auf die erste Frage, ob der DAX dieses Jahr steigen oder fallen wird, war die Mehrzeit im Saal bullisch gestimmt. Bei der zweiten Frage, betreffend die zukünftigen Erfolgsaussichten der deutschen Wirtschaft, hielten sich die Optimisten und die Pessimisten die Waage. Bei der dritten Frage wurde eruiert, ob Donald Trump gut oder schlecht für die US-Finanzmärkte sei. Hier war nur eine Minderheit optimistisch, eine Mehrheit pessimistisch gestimmt.

Dies führte zur ersten Frage von Moderator Steingart an Jan Hatzius, wo der vor ein paar Monaten noch an den Märkten gespielte „Trump Trade“ mittlerweile sei. Hatzius räumte ein, dass sein Haus diesbezüglich nun pessimistischer sei als noch vor ein paar Monaten. Aus dem von der Wiederwahl Trumps erhofften Rückenwind für die US-Wirtschaft sei nun mehr Gegenwind geworden und die BIP-Wachstumserwartungen gesunken. Im Gegenzug sei die Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA von circa 15 Prozent im vierten Quartal auf nunmehr rund 35 Prozent im ersten Quartal gestiegen – mit steigender Tendenz. Hatzius zufolge wird es nun interessant, ob und inwieweit Trump auf das Rezessionsrisiko mit einer besseren Wirtschaftspolitik reagiert.

Deutsches Investitionspaket
Von Moderator Steinhart zu ihrer Einschätzung zum Paket der deutschen Regierung befragt, hätte es Prof. Grimm lieber gesehen, wenn zuerst Reformpläne ausgearbeitet und erst im zweiten Schritt Schulden beschlossen worden wären. Ihrer Einschätzung nach werde dadurch ein System (mit Geld) gegossen, dass nicht so gut funktioniere. Des Weiteren monierte Grimm die abnehmende Produktionsleistung Deutschlands in Verbindung mit einem an Bedeutung gewinnenden Service-Sektor. Denn dadurch seien Produktivitätsfortschritte schwerer zu erzielen. Grimm zufolge benötige Deutschland strukturelle Veränderungen, beispielsweise eine Senkung der hohen Steuern wie auch der hohen Lohnnebenkosten.

Prof. Fuest äußerte sich seinerseits positiv zum deutschen Paket, da sich die geopolitische Großwetterlage geändert habe. Aufrüstung sei wichtig und richtig, um die Sicherheit zu gewähren. „Keiner investiert in Europa oder Deutschland, wenn keine Sicherheit gewährleistet ist.“

Fuest stimmt Grimm zu, dass die Ausarbeitung eines Gesamtkonzepts vor des Schulden-Beschlusses sinnvoller gewesen sei. „Schulden aufnehmen kann jeder!“

Fuest erinnerte daran, dass er bereits vorab, nämlich schon Ende 2024 der alten Ampelregierung riet, mehr für die Sicherheit zu machen respektive zu investieren. Nun musst das alte Parlament unter Zeitdruck am letzten Drücker eine Entscheidung treffen.

Der ehemalige Deutsche-Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret plädierte in seinem Statement für mehr Stabilität und weiterhin niedrige Schulden. Er rät zur Gründung einer Kommission, die über die zukünftigen Ausgaben beraten sollte, um nicht zu viele Schulden aufnehmen zu müssen: „Es droht die Gefahr, dass Fehler gemacht werden.“ Dombret befürchtet, dass Deutschland zukünftig Probleme bekommen könnte, falls in der Gegenwart keine vernünftige Politik gemacht werden sollte.

Was denkt die Wall Street?
Nach der Einschätzung der US-Finanzinvestoren zum deutschen Schuldenpaket befragt, erinnerte Hatzius daran, dass sich die US-Amerikaner traditionell nur wenig für die Vorgänge im Ausland interessieren. Dieses Mal sei es jedoch anders, Wall Street erachtet laut dem Goldman Sachs-Chefökonom die Lockerung der Schuldenbremse als positiv. Das erklärt auch, warum der Dax in den letzten Wochen gegenüber dem S&P500 besser performte. Denn in den Kursen deutscher Unternehmen war viel Pessimismus eingepreist, der nun wieder ausgepreist wird und durch Umschichtungen in deutsche Aktien zu steigenden Notierungen derselben führt.

Fed-Unabhängigkeit in Gefahr?
Gegen Ende des anregenden Auftakt-Talks stand das Thema Unabhängigkeit der Fed auf der Agenda und ob Jerome Powell allfälligen Zinssenkungswünschen von Donald Trump zukünftig widerstehen könnte. Für den Ex-Bundesbanker Dombret sei es aus rechtlicher Sicht für die US-Regierung nicht möglich, Powell vorzeitig abzusetzen. Hatzius ist sich da nicht so sicher und meint, dass Powells Amtszeit sich bereits im letzten Jahr befindet und es bald spannend wird, wen Trump als Powells Nachfolger vorschlagen könnte. (aa)

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