Das war der bewegte Monat Juni 2022 für Staatsanleihen
Während die Notenbanken weltweit aggressiv ihre Geldpolitik strafften, um die Inflation zu bekämpfen, setzten zehnjährige Staatsanleihen ihren Renditeanstieg fort und erreichten in allen großen Märkten im Juni ein Dreijahreshoch, berichtet Tradeweb.
Viele Entscheidungsträger gehen davon aus, dass die Zinssätze im Verlauf des Jahres weiter steigen, was die globalen Anleihemärkte zusätzlich unter Druck setzen dürfte.
Eurzone
Die Europäische Zentralbank (EZB) bestätigte auf ihrer geldpolitischen Sitzung vom 9. Juni, dass sie die Zinszügel weiter anziehen will. Geplant sind eine Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte im Juli und möglicherweise ein weiterer Zinsschritt im September. Europaweit verzeichneten Staatsanleihen durchgehend Renditeanstiege, allen voran in den Niederlanden mit 43 Basispunkten (Monatsende: 1,73 Prozent) und in Belgien mit 42 Basispunkten (Monatsende: 2,05 Prozent). In Deutschland legte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe um 24 Basispunkte zu und beendete den Monat bei 1,37 Prozent, dem höchsten Stand seit drei Jahren. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurde für den Juni, gemessen am Zwölfmonatsanstieg des Verbraucherpreisindex (VPI), eine Inflationsrate von +7,6 Prozent erwartet.
USA
In den USA erhöhte der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) seinen Leitzins am 15. Juni um 0,75 Prozent; dies war der größte Anstieg seit 1994. Fed-Präsident Jerome Powell sagte, er erwarte auf der Juli-Sitzung des FOMC eine weitere Leitzinserhöhung um 50 oder sogar 75 Basispunkte. Indessen haben mehrere andere Notenbanker ihre Wachstumsprognosen für 2022 deutlich nach unten revidiert und gehen nun von einem BIP-Anstieg um lediglich 1,7 Prozent aus, nachdem sie im März noch eine Zunahme um 2,8 Prozent erwartet hatten. Die Rendite der zehnjährigen US-Treasury beendete den Monat bei 2,97 Prozent und lag damit 13 Basispunkte über dem Stand des Vormonats.
Großbritannien
Kurz darauf stimmte der geldpolitische Ausschuss der Bank of England (BoE) auf seiner Sitzung am 16. Juni mit 6:3 Stimmen dafür, den Leitzins um 0,25 auf 1,25 Prozent anzuheben. Auf der jährlichen EZB-Konferenz am 29. Juni in Sintra, Portugal verkündete BoE-Gouverneur Andrew Bailey, dass er eine Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte auf der nächsten Sitzung im Juli nicht ausschließe. Der geldpolitische Ausschuss geht davon aus, dass die Inflation im weiteren Jahresverlauf auf über enf Prozent steigen wird. Die Rendite der zehnjährigen britischen Staatsanleihe stieg um knapp 15 Basispunkte und beendete den Berichtsmonat bei 2,26 Prozent.
Japan ist anders
Im Gegensatz zu den meisten anderen Notenbanken, die ihre Geldpolitik zur Inflationsbekämpfung straffen, hielt die Bank of Japan auf ihren Sitzungen am 16. und 17. Juni an ihrer Ultra-Niedrigzinspolitik fest obwohl der Yen zuletzt auf ein 24-Jahrestief gesunkenen ist. Die Entscheidungsträger glauben, dass die Bank of Japan (BoJ) an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festhalten muss, um mittels nachhaltiger Lohnsteigerungen die Binnennachfrage zu stützen. Die Rendite der japanischen Staatsanleihe beendete den Monat bei 0,22 Prozent, was einem Rückgang gegenüber dem Vormonat um zwei Basispunkte entsprach. (kb)