Credit-Märkte liefern Warnsignal für den Aktienmarkt
Der Indikator "Equity-Risk-Premium", gemessen an US-Unternehmensanleihen mit Rating "BBB", erreicht Werte, die zuletzt während der Großen Finanzkrise beobachtet wurden. Das könnte für Unruhe am Markt sorgen.
Der amerikanische Aktienmarkt steuert im Vergleich zu US-Staatsanleihen und Schuldverschreibungen von Unternehmen auf die größte Überbewertung seit rund zwei Jahrzehnten zu. Darüber berichtet Bloomberg News.
Die Gewinnrendite von S&P-500-Aktien - also die Umkehrung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses - ist im Vergleich zu den Renditen von US-Staatsanleihen auf dem niedrigsten Stand seit 2002. Dies deutet darauf hin, dass Aktien im Vergleich zu Festverzinslichen so teuer sind wie seit Jahrzehnten nicht mehr, merkt Bloomberg an.
Niedrigster Wert seit der Großen Finanzkrise
Im S&P 500 liegt die Gewinnrendite bei 3,7 Prozent. Damit liegt der Renditeabschlag gegenüber den 5,6 Prozent bei mit BBB bewerteten Dollar-Unternehmensanleihen nahe dem niedrigsten Wert seit 2008.
Die Gewinnrendite von Aktien liegt in der Regel über der Rendite von BBB-Anleihen, da Aktien risikoreicher sind. Liegt sie darunter, wie bereits zur Wende zum 21. Jahrhundert, signalisiert dies die Gefahr einer Blase am Aktienmarkt oder steigende Kreditrisiken, wie Bloomberg-Stratege Ven Ram vor kurzem angemerkt hat.
“Wenn man sich die BBB-Renditen und die Renditen anderer Benchmark-Papiere anschaut - zehnjähriger und zweijähriger - gibt es eine sehr deutliche Lücke zwischen ihnen und den Aktien-Gewinnrenditen”, sagt Brad McMillan, Chief Investment Officer bei Commonwealth Financial Network.
Der Spread zwischen der Gewinnrendite des S&P 500 und BBBs ist allerdings bereits seit etwa zwei Jahren negativ — und die Differenz kann über lange Zeiträume bestehen bleiben.
Belastungsfaktoren
Dennoch ist das Verhältnis zwischen Gewinn- und Anleiherenditen ein Warnsignal in Bezug auf die Bewertungen am Aktienmarkt. Morgan-Stanley-Strategen um Michael Wilson merken an, dass höhere Renditen und ein starker Dollar die Aktienbewertungen und Unternehmensgewinne belasten könnten.
Die Anleger bekamen einen Vorgeschmack auf das Risiko, als die Federal Reserve am 18. Dezember mitteilte, dass sie die Zinsen langsamer senken werde als ursprünglich erwartet. Die Befürchtung, dass die Fed die Zinsen länger als bisher vom Markt erwartet hoch halten würde, trug dazu bei, dass die US-Börse an diesem Tag um fast drei Prozent fiel. Es war der schlechteste Fed-Zinsentscheidungstag seit 2001. Seither hat die Börse einen Großteil des Verlusts allerdings wieder aufgeholt.
Im Allgemeinen signalisieren höhere Anleiherenditen, dass Aktien mehr Ertrag bieten müssen, um mithalten zu können — was bedeuten könnte, dass die aktuellen Börsenkurse niedriger sein sollten. Eine der großen Fragen an den Finanzmärkten ist nun, in welchem Zeitrahmen eine Korrektur erfolgen wird.
“Anleihen sind günstiger als das Risikopapier Aktie”, sagt Michael O’Rourke, Chef-Marktstratege bei JonesTrading. “Da Treasuries weiterhin unter Druck stehen und die Renditen steigen, sollten die Aktienbewertungen nach unten korrigieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.” (aa)
Warnsignal von Credit-Märkten