China verhängt Vergeltungszölle, nimmt Google ins Visier
Das Land der Mitte reagiert auf die von den USA verhängen Zöllen ihrerseits mit der Ankündigung von Zöllen auf ausgewählte US-Produkte und kündigt darüber hinaus an, ein Kartellverfahren gegen Google zu eröffnen. Die Analysten geben tendenziell aber Entwarnung.

Nachdem die von den USA angekündigten Strafzölle in Höhe von zehn Prozent gegen China in Kraft getreten sind, hat umgehend auch Peking neue Zölle auf eine Reihe von US-Produkten eingeführt. Zudem kündigte China eine Kartellrechts-Untersuchung gegen Google an. Das berichtet Bloomberg News.
Auf Importe auf Kohle und Flüssigerdgas aus den USA führt Peking einen Zoll von 15 Prozent ein. Einfuhren von Öl und landwirtschaftlichen Geräten werden mit einer Abgabe von 10 Prozent belegt.
USA wendet Wildwest-Methoden an
“Die einseitige Verhängung von Zöllen durch die USA stellt einen schweren Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation dar”, erklärte das chinesische Finanzministerium. “Sie ist nicht nur nicht hilfreich bei der Lösung ihrer eigenen Probleme, sondern untergräbt auch die normale Wirtschafts- und Handelskooperation zwischen China und den USA.”
China brachte zudem Exportkontrollen für Materialien aus Wolfram auf den Weg und nahm die Calvin-Klein-Mutter PVH und den Gentechnikspezialisten Illumina in seine Liste unzuverlässiger Unternehmen auf.
Trump hatte die Kommunistische Partei Chinas am Samstag in einer Exekutivanordnung aufgefordert, kriminelle Organisationen zu stoppen, die den Handel mit illegalen Drogen erleichtern.
Die Such- und Internetdienste von Google sind für Verbraucher in China seit 2010 nicht mehr verfügbar. Allerdings ist das Unternehmen dort nach wie vor aktiv, vor allem im Bereich Werbung.
Eine Eskalationsspirale von Zöllen und Vergeltunsgzöllen könnte den Handel der USA mit der sehr exportabhängigen chinesischen Wirtschaft stark beeinträchtigen.
Die Finanzmärkte haben sich nach anfänglicher Nervosität aber schnell wieder beruhigt. Analysten bezeichneten die Schritte Pekings als recht maßvoll.
Das sagen ausgewählte Analysten und Strategen
Xin-Yao Ng, Investment Director bei abrdn in Singapur: “China wird immer Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, wie die meisten Länder auch, einfach weil es politisch nicht als unterwürfig angesehen werden kann. Die Vergeltungsmaßnahmen sind meiner Meinung nach maßvoll. Ebenso ist Trumps Zoll von zehn Prozent bisher auch viel maßvoller als die ursprünglich angekündigten 60 Prozent. Aber ich erwarte definitiv sehr intensive Handelsgespräche mit weiteren Zolldrohungen und damit wiederholtem Druck auf chinesische Aktien.”
Charu Chanana, Chef-Investmentstratege bei Saxo Markets: "Die Abfolge der Ereignisse wirft die Frage auf, ob die Gespräche gescheitert sind oder ob wir uns immer noch in einer abwartenden Haltung befinden. Selbst wenn es keine guten Nachrichten gibt, scheint der Markt überzureagieren, und die Situation verdeutlicht die Volatilität und Unsicherheit auf dem Markt, der immer nervöser wird."
Steven Leung, Executive Director bei UOB Kay Hian Hong Kong: "Handelsgespräche sind kompliziert und ändern sich ständig, und es ist schwer vorherzusagen, ob sie zu einem Ergebnis führen können, daher dauert es eine Weile. Die jüngsten Ankündigungen sind “nur eine Geste, bevor man an den Verhandlungstisch geht”. Die Lage sollte sich stabilisieren, “wenn sich beide Seiten auf den Zeitpunkt für Handelsgespräche einigen.”
Lynn Song, Chefökonom für den Großraum China bei der ING Bank in Hongkong: "Auf den ersten Blick sieht es nach einer eher verhaltenen Vergeltungsmaßnahme aus. Energieimporte machten etwa 20 Milliarden Dollar oder 10 bis 15 Prozent der chinesischen Einfuhren aus den USA aus. Es besteht immer noch die Hoffnung, dass die Zölle nach persönlichen Gesprächen schnell aufgehoben oder ausgesetzt werden könnten.
Rajeev De Mello, Global Macro Portfolio Manager bei Gama Asset Management: "Nach der angekündigten Verschiebung der Zölle auf Importe aus Kanada und Mexiko bestand eine gewisse Chance, dass die USA auch die Einführung von Zöllen auf Importe aus China verschieben würden, was den Aktienmärkten heute Morgen zu einer Erholung verhalf. Da diese Hoffnungen nun zunichte gemacht wurden, hat der Zollkrieg begonnen.” (aa)