Chefvolkswirt: Staatliches Schuldenmachen dürfte teurer werden
Angesichts weltweit steigender Staatsschulden dürfte es Regierungen zunehmend schwer fallen, Abnehmer für ihre Anleihen zu finden. Als Folge rechnet Chefökonom Carsten Mumm mit höheren Langfristzinsen. Das könnte mit der Wahl von Donald Trump wahrscheinlicher werden.
Das weltweite staatliche Schuldenmachen wird den Zins auf Staatsanleihen in die Höhe treiben. Das erwartet Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Seiner Meinung nach begrenzt das auch den politischen Spielraum der hochverschuldeten USA.
Die Staatsschulden in Europa und den USA seien seit der Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 deutlich angestiegen, so Mumm. Auch im Zuge der Corona-Pandemie stützten Regierungen mit massiven Ausgabenprogrammen die Wirtschaft. Deutschland bildet dabei mit einer Staatsverschuldung von rund 63 Prozent im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) eine Ausnahme: In Griechenland liegt die Verschuldung trotz Sparanstrengungen noch bei 164 Prozent, in Italien bei 135 Prozent und in Frankreich bei knapp 110 Prozent.
Gläubiger fordern höhere Zinsprämien von Schuldnern
Seit der Euro-Staatsschuldenkrise werde an den Kapitalmärkten auch zwischen den Eurostaaten deutlich differenziert, so Mumm. Das zeigte sich auch in diesem Jahr, als die Risikoprämie französischer Staatsanleihen mit der Ankündigung vorgezogener Neuwahlen durch Staatspräsident Emmanuel Macron im Juni deutlich anstieg. Im Vergleich zu Bundesanleihen rentieren französische Staatsanleihen seitdem 0,8 Prozentpunkte höher, während diese Zinsprämie zuvor bei etwa 0,5 Prozentpunkten lag.
Mumm glaubt, dass sich dieser Trend fortsetzen wird: "Anleger werden unsolide Finanzpolitik von Staaten künftig stärker sanktionieren und haben damit einen erheblichen Einfluss auf die Politik." Auch mit Blick auf die USA sei dieser Aspekt relevant. "Zu stark steigende Staatsschulden werden Renditen bei längeren Laufzeiten trotz sinkender Leitzinsen hoch halten", sagt der Chefvolkswirt. Die hohen Zinsausgaben im Zuge der in den USA schon jetzt auf mehr als 120 Prozent angestiegenen Staatsschuldenquote begrenzen seiner Ansicht nach fiskalische Spielräume in der Zukunft. (jh)