Bundesanleihen: Überdeckungsquote und Bid-Cover auf Rekordtief
Die restriktivere Geldpolitik der EZB sorgt dafür, dass die Nachfrage nach Deutschen Bundesanleihen am Primärmarkt zumindest bei der jüngsten Auktion einer siebenjährigen Anleihe ein Rekordtief erreicht.
Die Finanzagentur des Bundes verzeichnete bei ihrer Auktion am Dienstag eine beispiellos niedrige Nachfrage nach Bundesanleihen. Investoren stellen sich offenbar ein auf eine Flut von Emissionen und den näher rückenden Abbau der Billionen Euro an Staatsanleihen, die in den Tresoren der Europäischen Zentralbank lagern. Darüber informiert Bloomberg News.
Die Finanzagentur begab am Dienstag Anleihen mit Fälligkeit 2029 im Wert von 1,784 Milliarden Euro. Die Überdeckungsquote (im Jargon auch Bid-Cover genannt) betrug das 1,04-fache der emittierten Wertpapiere. Das war das niedrigste Verhältnis, das jemals für Anleihen mit dieser Laufzeit verzeichnet wurde. Sie werden zwar erst seit zwei Jahren begeben, doch zuletzt gab es schon schwache Nachfrage für eine zehnjährige Auktion und eine dreißigjährige Syndizierung des Bundes.
Extrem niedriges Bid-Cover-Ratio bei siebenjährigen Bunds
Verdauungsschwierigkeiten
“Die Märkte haben sich schwer damit getan, das deutsche Angebot zu verdauen”, sagt Piet Christiansen, Chefstratege der Danske Bank. Das Gerede über den Beginn der so genannten quantitativen Straffung der EZB sei für die Emissionstätigkeit “nicht hilfreich”.
Die Danske Bank geht davon aus, dass die Netto-Emissionen von Staatsanleihen den höchsten Stand seit der Einführung des Anleihekaufprogramms der EZB im Jahr 2015 erreichen könnten. Beginnt die EZB mit dem lange erwarteten Abbau ihrer Bilanz, könnte der Angebotsdruck zunehmen, da die Zentralbank dann die Erlöse aus fällig werdenden Anleihen nicht mehr reinvestiert. Falken, wie Bundesbankpräsident Joachim Nagel, drängen darauf, den Abbau möglichst rasch zu beginnen.
Zwar weisen zwar gerade Auktionen von Bundesanleihen oft schlechte Überdeckungen auf, was zum Teil daran liegt, dass es für Primärhändler weniger Anreize als bei anderen Emittenten gibt, aggressiv zu bieten.
Auch reale Überdeckungsquote mies
Doch laut Michael Leister, Leiter der Zinsstrategie der Commerzbank, war bei der gestrigen Auktion auch die reale Überdeckungsquote mit 0,47 eine der niedrigsten aller Zeiten. Dabei werden die Gebote mit dem gesamten Emissionsvolumen verglichen, das hier vier Milliarden Euro betrug. Mehr als die Hälfte davon wurden zur Marktpflege in den eigenen Bestand des Bundes übernommen.
“Da die Bundesbank nicht mehr in der Lage ist, 33 Prozent jeder neuen Emission im Laufe der Zeit zu absorbieren, sind die Händler einfach nicht bereit, sich in diesem Umfeld Durationsrisiken aufs Buch zu nehmen”, sagt Leister. (aa)