BlackRock-Strategin: „You can't hurry rate cuts, you just have to wait“
Laut Ann-Katrin Petersen, Senior-Kapitalmarktstrategin beim BlackRock Investment Institute, hat es die EZB nicht eilig mit Zinssenkungen und wartet auf aktuellere Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung. Damit müssen auch Investoren geduldig warten.
Die EZB wird die Zinsen im Jahr 2024 senken, hat es aber nicht eilig – sie betrachtet ihren Kampf gegen die Inflation immer noch als unvollendet. Wie erwartet beließ die Zentralbank bei ihrer jüngsten Sitzung alle Leitzinsen unverändert. Präsidentin Lagarde betonte „Datenabhängigkeit“ statt „Datumsabhängigkeit“ – widersetzte sich jedoch nicht deutlich den Markterwartungen hinsichtlich Zinssenkungen ab April, rekapituliert Ann-Katrin Petersen, CFA, Senior-Kapitalmarktstrategin beim BlackRock Investment Institute, in einer aktuellen Markteinschätzung.
Sinkende Inflationserwartungen
Petersen geht davon aus, dass die Gesamtinflation im Jahr 2024 auf das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent sinken oder sogar vorübergehend darunter fallen wird, da die Auswirkungen des Energieschocks nachlassen und das straffe Zinsniveau seine Bremswirkung entfaltet. Die meisten Inflationsmessgrößen haben weiter nachgelassen und die Wirtschaftstätigkeit bleibt gedämpft.
Aber das ist laut Petersen immer noch keine Rückkehr zur Welt, wie wir sie kannten. Angesichts des angespannten Arbeitsmarktes und der gedämpften Produktivität könnte der Lohndruck weiterhin hoch bleiben und dazu führen, dass die Teuerung im Euroraum nicht nur schwankungsreich bleibt, sondern wieder ansteigt, sobald die Anpassung der Energie- und Güterpreise abgeschlossen ist. Es wird wahrscheinlich mindestens bis zu den Lohnverhandlungen im Frühjahr dauern, bis die EZB zuversichtlich ist, dass die Inflation dauerhaft auf die Zwei-Prozent-Zielmarke zurückkehrt. "Deshalb gehen wir davon aus, dass die EZB die Zinsen nicht überstürzt senken wird", hält Petersen fest.
"Wir erwarten eine anhaltende Volatilität an den Anleihemärkten und bleiben bei unserer taktisch neutralen Haltung gegenüber Staatsanleihen des Euroraums. Die Markterwartungen für das Ausmaß der Zinssenkungen in diesem Jahr erscheinen dabei weniger ehrgeizig als für die Fed – auch wenn wir glauben, dass die EZB aggressiver auf die Bremse getreten ist als ihr US-amerikanisches Pendant", schreibt Petersen.
Was wäre nötig, damit sich die Rallye am Anleihenmarkt fortsetzt? Laut Petersen Anhaltend schwächere makroökonomische Daten, unerwartete weitere Fortschritte an der Inflationsfront und eine noch stärkere Haushaltskonsolidierung im Euroraum als derzeit erwartet, und damit einhergehend ein geringeres Anleihenangebot.
Petersen zieht folgendes Fazit: "Frei nach Phil Collins gilt das Motto derzeit „You can't hurry rate cuts, you just have to wait“. Die EZB wird die Zinsen im Jahr 2024 senken, hat es aber nicht eilig. Die Märkte müssen sich gedulden, bis die EZB davon überzeugt ist, dass die Aussicht auf Preisstabilität gewährleistet ist." (aa)
Redaktionelle Anmerkung: In der kommenden März-Ausgabe (1/2024) von "Institutional Money" ist ein Interview mit Ann-Katrin Petersen geplant. Das Ende März erscheinende Magazin können Sie HIER kostenlos bestellen: