BKC über die Zukunft deutscher und europäischer Banken sowie Fintechs
Vor dem Hintergrund des wahrscheinlichen Ausscheidens der Commerzbank aus dem DAX und der Deutschen Bank aus dem Eurostoxx 50 Index erläutert Andre Schettler von der BKC die Gründe für diesen Bedeutungsverlust deutscher, aber auch europäischer Banken.
Andre Schettler, Portfolio Manager im Asset Management der Bank für Kirche und Caritas (BKC), thematisiert in einem hauseigenen Interview, aus dem wir die Highlights bringen, das drohende Ausscheiden der Commerzbank aus dem Dax und die damit zusammenhängenden Probleme deutsche Finanzhäuser. Die Commerzbank als Dax-Gründungsmitglied wird höchstwahrscheinlich durch den Technologie- und Finanzdienstleister Wirecard ersetzt.
Deutsche Banken gerieten in einen "perfekten Sturm"
Laut Schettler zeige sich, dass die deutschen Banken den Anforderungen einer globalisierten und komplexer werdenden Wirtschaft nicht gerecht und von ihren angelsächsischen Konkurrenten abgehängt werden. In den USA wurde alles getan, um den Banken wieder auf die Beine zu helfen. Es gab regulatorische Unterstützung vor allem nach der Wahl von Trump und eben auch keine Währungskrise. Denn den Anschluss haben deutsche Institute endgültig nach Ausbruch der Euro-Krise 2011/2012 verloren. Das sei für Schettler auch ein Beleg, wie fragil die Basis ist, auf der die Gemeinschaft des Euros fußt. Dazu kommen hausgemachte Probleme: Für die Commerzbank kam die Übernahme der Dresdner Bank zu einem denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Und am Beispiel der Deutschen Bank werde offensichtlich, wie wichtige eine gute Corporate Governance ist.
Beginnt das Zeitalter der Fintechs?
Damit stellt sich die Frage, ob die Zeit der großen Universalbanken vorbei sei und jetzt das Zeitalter der FinTechs beginne. Für Schettler sind die FinTechs ohne Zweifel auf dem Vormarsch. Jugendliche und junge Erwachsene wüssten heute teilweise gar nicht mehr, wie eine Bankfiliale von innen aussieht. Diese Unternehmen haben das Potenzial, Marktanteile, von den großen Banken abzuschöpfen. Aber sie müssen bei der Kundenakquise oft bei null anfangen, was extrem kostenintensiv ist. Dagegen besitzen Großbanken bereits große Kundenpools und können daher neue Technologien schnell massentauglich machen – auch wenn sie für die Einführung manchmal etwas länger brauchen.
Europäischer Bankenmarkt: Quo vadis?
Auf die Frage, wie Schettler den europäischen Bankenmarkt sehe, antwortet der BKC-Mann wie folgt: "Auf Basis des StoxxEurope600 Banks Index weisen nur sehr wenige Banken per heute eine positive Performance seit dem Hoch vor der Lehman-Krise aus (Zeitraum: 31.05.2007 bis 31.08.2018). Am besten abgeschnitten haben noch die Skandinavier: DNB, Svenska Handelsbanken oder Nordea. Aber hierunter findet sich eben keine Bank aus dem Euroraum!
Immerhin haben alle französischen Banken (Societe General, Credit Agricole, Natixis, BNP Paribas), die heute noch im Index vertreten sind, in diesem Zeitraum besser abgeschnitten als die Commerzbank (-96,3%) oder die Deutsche Bank. (-88,9%). Letztlich hängt aber auch die Zukunft der französischen Institute stark von der Zukunft des Euros bzw. des Euroraums ab. Erst im Krisenfall (Italien) wird man sehen, inwieweit ihre Verfassung wirklich besser ist. Bis dahin bleiben europäische Bankenwerte sicherlich ein sehr volatiles Investment.“ (aa)