Logo von Institutional Money
| Märkte

Bitcoin: Strategische Reserve und Fear of Missing Out (FOMO)

Im Vorfeld der Amtseinführung von Donald Trump spricht James Butterfill, Head of Research bei CoinShares, darüber, dass die möglichen prokrypto Maßnahmen, die in den USA am Horizont stehen, von zahlreichen weiteren pro-Bitcoin-Politiken oder zumindest pro-Bitcoin-Narrativen begleitet werden.

James Butterfill, Head of Research bei CoinShares
James Butterfill, Head of Research bei CoinShares© CoinShares

"Während 2024 beeindruckende 44,2 Milliarden US-Dollar Zuflüsse in ETPs verzeichnete – mehr als das Vierfache aller bisherigen Jahre, was den Erfolg von ETF-Einführungen unterstreicht –, gab es noch keine substanziellen Anstiege institutioneller Investitionen in diese Anlageklasse", weiß James Butterfill, Head of Research bei CoinShares, zu berichten.

Bitcoin - eine Frage der Glaubwürdigkeit
Bei CoinShares habe man in zahlreichen Interaktionen mit institutionellen Kunden festgestellt, dass eine der Hauptbarrieren für Investitionen in Bitcoin der Mangel an Glaubwürdigkeit unter Kollegen und Gleichgesinnten ist. Viele fürchten sich davor, verspottet zu werden, wenn sie vorschlagen, Bitcoin in Portfolios aufzunehmen, obwohl viele dieser Personen Bitcoin bereits in ihren privaten Konten halten.

Die Genehmigung und Umsetzung des Bitcoin-Acts – der Bitcoin de facto die Unterstützung der Wirtschaftssupermacht verleiht – würde das Stigma, dem institutionelle Investoren ausgesetzt sind, erheblich reduzieren. Kombiniert mit der Möglichkeit, dass andere Regierungen diesem Beispiel folgen, könnte eine solche Entwicklung in den kommenden Jahren einen viel größeren Kapitalfluss in Bitcoin auslösen.

Wo Bitcoin-freundlichen Maßnahmen erarbeitet oder zumindest diskutiert werden
Vereinigte Staaten:
- Gewählter Präsident Donald Trump: Erlass zur Beibehaltung des bestehenden Bitcoin-Bestandes.
- Senatorin Cynthia Lummis (Republikanerin): Einführung des „Bitcoin-Gesetzes“, das fordert, dass das US-Finanzministerium innerhalb von fünf Jahren bis zu einer Million Bitcoins erwirbt.

Zwei getrennte Ansätze zur Etablierung einer strategischen Bitcoin-Reserve in den USA
A. Das Bitcoin-Gesetz: Der Vorschlag von Senatorin Cynthia Lummis sieht vor, dass die USA eine strategische Bitcoin-Reserve einrichten und zur Finanzierung dieser Reserve US-Dollarschulden aufnehmen, um 1.000.000 BTC zu kaufen. Diese Menge entspricht knapp fünf Prozent des vollständig verwässerten Bitcoin-Angebots und würde über die nächsten fünf Jahre in jährlichen Tranchen zu je 200.000 BTC erworben. Die Coins wären für die nächsten 20 Jahre unverkäuflich, es sei denn, sie würden zur Tilgung der US-Staatsschulden eingesetzt.
Sollte das Gesetz verabschiedet werden, würde es verbindlich für alle aktuellen und zukünftigen Regierungen sein. Dies wäre für Bitcoin ein historischer Meilenstein und könnte eine globale Welle staatlicher Bitcoin-Käufe auslösen. Da die Spieltheorie des Bitcoin-Erwerbs diejenigen belohnt, die frühzeitig Risiken eingehen, wäre es für jede Nation, die der größten Wirtschaftsmacht der Welt nicht folgt, riskant, ein potenziell neues Währungsstandard zu ignorieren.

Einschätzung: Die Chancen auf eine Verabschiedung dieses Gesetzes sind jedoch eher gering, da es politisch schwierig durch den Kongress zu bringen wäre. Es ist unwahrscheinlich, dass Trump dies als Priorität ansieht, für die er sein politisches Kapital einsetzen würde. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit nicht gleich null, weshalb CoinShares empfiehlt, die Entwicklungen dieses Gesetzesvorhabens genau zu verfolgen.

B. Durchführung per Exekutive Order: Ein kürzlich durchgesickertes Dokument deutet auf einen Entwurf für einen Exekutiverlass hin, der das Finanzministerium anweist, alle Bitcoins, die aktuell im Besitz von US-Regierungsbehörden sind, zu übernehmen und zu behalten. Bitcoin als neuen Reservewert in den Exchange Stabilization Fund (ESF) des Finanzministeriums aufzunehmen. 21 Milliarden US-Dollar aus dem ESF zu nutzen, um weitere Bitcoin zu kaufen, die im ESF gehalten werden.

Sofern keine Gesetze verletzt werden, kann der US-Präsident Exekutiverlässe nach eigenem Ermessen in Kraft setzen, ohne den Kongress zu konsultieren. Daher könnte Trump diesen Erlass nach eigenem Gutdünken umsetzen. Allerdings wäre dies lediglich eine politische Maßnahme, die von einer zukünftigen Regierung entfernt oder rückgängig gemacht werden könnte.

Einschätzung: Die Umsetzung einer strategischen Bitcoin-Reserve per Exekutiverlass ist weitaus wahrscheinlicher als durch Gesetzgebung. Ihr Einfluss wäre jedoch geringer und weniger zukunftssicher. Dennoch würde jede Form der Umsetzung ein klares globales Signal senden: Bitcoin ist nicht länger ein „schattenhaftes“ Untergrund-Asset, sondern ein bedeutender globaler Reservewert, der von der größten Regierung der Welt als Diversifikationsinstrument genutzt wird.

Deutschland
FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner, der bis zum Bruch der Ampel-Koalition Finanzminister war, will nicht, dass Deutschland und Europa im Hinblick auf Bitcoin-Adoption nicht von den USA abgehängt werden. Er wünscht, sich, dass geprüft wird, ob Krypto-Assets nicht auch Teil der Reserven der Notenbanken werden sollten.

Argentinien
Präsident Javier Milei: Ein überzeugter Befürworter von Bitcoin, der das Zentralbanksystem kritisiert und Bitcoin als Mittel betrachtet, um die monetäre Kontrolle an den privaten Sektor zurückzugeben.

El Salvador
Präsident Nayib Bukele: 2021 wurde El Salvador das erste Land, das Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführte, um die finanzielle Inklusion zu verbessern und ausländische Investitionen anzuziehen.

Kanada
Pierre Poilievre (Vorsitzender der Konservativen Partei und - noch - Oppositionsführer), ein prominenter Befürworter von Bitcoin, der es als Absicherung gegen Inflation und dezentrale Alternative zu traditionellen Währungssystemen betrachtet.

Russland
Abgeordneter Anton Tkachev - von der liberalen Oppositionspartei „Neue Leute“ - schlug die Schaffung einer nationalen Bitcoin-Reserve vor, um Wirtschaftssanktionen zu begegnen und die finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Auch Präsident Wladimir Putin hatte angekündigt, einen rechtlichen Rahmen schaffen zu wollen, um Krypto-Handel zu ermöglichen.

Brasilien
Abgeordneter Eros Biondini vom Partido Liberal, der größten Partei in der brasilianischen Abgeordnetenkammer: Er schlug ein Gesetz zur Einrichtung einer Souveränen strategischen Bitcoin-Reserve (RESBit) vor, die fünf Prozent der brasilianischen Devisenreserven umfassen soll, um globale Risiken abzusichern.

Japan
Oberhaus-Abgeordneter Satoshi Yamada fragte die Regierung nach dem Status nationaler Bitcoin-Reserven weltweit und schlug vor, dass Japan einen Teil seiner Devisenreserven in Bitcoin umwandelt.

Dollar verliert Status als Weltreservewährung
Nach Schätzungen der Experten von CoinShares würde dies einem Kauf von Bitcoin im Wert von 110 Milliarden US-Dollar entsprechen, was 5,5 Prozent des gesamten Angebots ausmacht.

Bitcoin als Alternative zum Dollar mag auf den ersten Blick nicht logisch erscheinen, da es direkt mit dem US-Dollar konkurriert. Dennoch verliert der Dollar, ob es der US-Regierung gefällt oder nicht, allmählich seinen Status als Weltreservewährung, was Fragen zur Wirksamkeit der Geldpolitik nach Bretton Woods aufwirft. Der Übergang zu einem „Bitcoin-Standard“ wäre zutiefst destabilisierend für die globale Wirtschaft. Im Wesentlichen unterscheidet sich dieser Ansatz jedoch nicht grundlegend davon, Gold als strategische Reserve zu halten – eine Strategie, die Regierungen bereits verfolgen.

Theoretische Sicht
Aus diesem Blickwinkel könnte das Halten eines diversifizierten Portfolios strategischer Reservewerte dazu beitragen, das Problem der Staatsschulden anzugehen. Es wäre zu einfach, Bitcoin nur deshalb abzulehnen, weil es mit dem Dollar konkurriert. Ebenso stimmen Butterfill und seine Kollegen nicht mit der Ansicht überein, dass es keine Krise im Zusammenhang mit dem Dollar gibt. Tatsächlich diversifizieren die Zentralbanken, ihre Reserven. Laut IWF-Daten sank der Anteil des Dollars an den globalen Währungsreserven von 71 Prozent im Jahr 2000 auf 59 Prozent im Jahr 2022.

Schlüsselrolle der USA
Sollten die USA Bitcoin als strategischen Reservewert kaufen, würde dies die Glaubwürdigkeit von Bitcoin erheblich steigern und möglicherweise einen erheblichen Einfluss auf dessen Preis haben, was eine Kettenreaktion in der globalen Wirtschaft auslösen könnte. "Es ist daher ermutigend zu sehen, dass viele Länder nun in Betracht ziehen, Bitcoin in ihre strategischen Reserven aufzunehmen, da es absolut sinnvoll ist, einen der härtesten und unveränderlichsten Werte der Welt zu halten", findet James Butterfill. (kb)

Dieses Seite teilen