Berliner Fintech Solaris wird von japanischer SBI Holdings gerettet
Das Berliner Fintech Solaris SE wird im Zuge einer neuen Finanzierungsrunde nach Japan verkauft. Der Rettungsdeal ist symptomatisch für die Entwicklung der Fintech-Szene Deutschlands.

Der japanische Finanzdienstleister SBI Holdings, ein Spin-Off von SoftBank, erwirbt einen Anteil von mehr als 70 Prozent an Solaris, wie ein Informant gegenüber Bloomberg sagte. Weiteres Geld werde zudem von der Gruppe Börse Stuttgart und Bestandsinvestoren eingesammelt. Die Gesamtsumme der eingeworbenen Mittel belaufe sich damit auf bis zu 150 Millionen Euro. Weitere Elemente wie neue AT1-(Additional Tier One)-Anleihen seien ebenfalls Teil des Deals, hieß es.
Dringend nötiges Cash für die nächsten zwei Jahre bis zur Erreichung der Gewinnzone
“Solaris hat einen wichtigen Meilenstein in ihrem Finanzierungsprozess erreicht. Eine Gruppe von Investoren und Partnern hat ein abgestimmtes Finanzierungskonzept entwickelt, das unseren Shareholdern zur Abstimmung vorgelegt wurde. Die finale Investment Agreement soll noch in diesem Monat abgeschlossen werden”, teilte ein Sprecher von Solaris auf Anfrage von Bloomberg per E-Mail mit.
Im Schoße der Japaner mit einer Brise Hoffnung für die Altaktionäre
Die Japaner hatten bereits im März 2024 eine 96 Millionen Euro schwere Finanzierungsrunde angeführt. Die Stuttgarter Börse erklärte, gemeinsam mit Geschäftspartnern an einem Finanzierungskonzept für die nachhaltige Stärkung der Solaris zu arbeiten. Das Geld aus der Finanzierungsrunde soll ausreichen, bis es Solaris in etwa zwei Jahren in die Gewinnzone schafft. Alt-Investoren bekommen die Möglichkeit eingeräumt, bei einem möglichen Weiterverkauf oder Börsengang von Solaris einen Teil ihres Geldes zurückzubekommen.
Firmenhistorie
2021 wurde die 2015 gegründete Solaris laut Pitchbook mit rund 1,6 Milliarden US-Dollar bewertet. Das Fintech tritt im Kern selbst nicht unter eigener Marke im Endkundengeschäft auf. Stattdessen ermöglicht Solaris anderen Firmen, Produkte wie etwa Kreditkarten oder Darlehen anzubieten. Dazu stellen die Berliner ihre eigene Infrastruktur und Banklizenz zur Verfügung. Solaris litt zuletzt unter hohen Kosten für eine misslungene Akquisition und die Übernahme eines Kreditkartenportfolios des ADAC sowie unter Streitigkeiten mit der Finanzaufsicht Bafin. Im Zuge von Sparmaßnahmen reduzierte Solaris die Zahl der Mitarbeiter von mehr als 700 auf etwa 450, wie Bloomberg News letzten Monat berichtete.(kb)