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Beat Thoma über die zunehmenden Probleme der USA

Für den Chief Investment Officer von Fisch Asset Management ist die US-Fiskalpolitik langfristig kaum tragfähig. Hinzu kommen einige "Giftpillen", die ausländischen Investoren den Appetit auf US-Wertpapiere verderben könnten.

Beat Thoma, Fisch Asset Management
Beat Thoma, Fisch Asset Management© Fisch Asset Management

Die US-Fiskalpolitik entwickelt sich zum Risiko für die eigene Wirtschaft – und womöglich sogar für die weltweite Konjunktur. Vorerst hält die fragile Stabilität, meint Beat Thoma, Chief Investment Officer bei Fisch Asset Management. Er erkennt in seinem aktuellen Marktkommentar aber immer mehr Anzeichen dafür, dass ein Gegensteuern zusehends schwierig werden könnte: „Obwohl die globale Konjunktur dank guter Liquiditätsversorgung widerstandsfähig bleibt, sehen wir eine zunehmende Belastung durch fiskalische und handelspolitische Risiken."

Langfristig kaum tragfähig
Die US-Fiskalpolitik wirkt laut Beat Thoma prozyklisch und sei daher kaum langfristig tragfähig – insbesondere, da sie den Staatsanleihenmarkt strukturell unter Druck setzt. Das Haushaltsdefizit beträgt bereits jetzt – trotz Vollbeschäftigung – ganze sieben Prozent. Als Resultat zeigen sich Thoma zufolge steigende Laufzeitprämien für US-Treasuries, die durch die bevorstehende Emissionswelle nach Aufhebung der Schuldenobergrenze im August wohl kaum sinken werden.

Nach wie vor führt die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zu anhaltender Unsicherheit, auch das wiederholte Aussetzen und Aufschieben der Zölle ist wenig hilfreich. Außerdem steht der geplante ‚One Big Beautiful Bill Act‘ an, ein Steuergesetz, das die Verschuldung der USA in den kommenden zehn Jahren um weitere vier bis fünf Billionen US-Dollar erhöhen könnte.

Zudem könnte Sektion 899 des geplanten US-Steuergesetzes ausländische Investoren mit deutlich höheren Verrechnungssteuern auf US-Zinserträge oder Dividenden belasten. Das würde die Rendite auf US-Vermögenswerte verringern und zu Kapitalabflüssen, einem schwächeren US-Dollar und höheren langfristigen Zinsen führen.

"Infolgedessen befindet sich die US-Notenbank Federal Reserve in einer schwierigen Lage. Die US-Zollpolitik wirkt stagflationär und die prozyklische Fiskalpolitik verstärkt den Inflationsdruck. An den Märkten werden dennoch bis Ende 2026 vier weitere Leitzinssenkungen erwartet", nennt Thoma das Dilemma, das die Märkte noch beschäftigen wird. (aa)

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