Bantleon: Welche Laufzeiten bei Green Bonds derzeit attraktiv sind
Wo sich institutionelle Investoren auf der Zinsstrukturkurve von Grünen Anleihen am sinnvollsten positionieren sollten, arbeitet ein bekannter Bantleon-Fondsmanager in einer aktuellen Marktanalyse heraus.

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Das Umfeld am Anleihenmarkt hat sich in den vergangenen zwölf Monaten deutlich verändert. Neben den stark gestiegenen Renditen sind Anleger und vor allem Banken mit einer inversen Zinsstrukturkurve konfrontiert. Gleichzeitig stehen Emittenten vor deutlich höheren Refinanzierungskosten und müssen Anlegern bei Neuemissionen deutlich attraktivere Coupons bieten. So wurden während der langen Niedrigzinsphase viele negativ rentierende Anleihen mit einem Coupon von 0,00 Prozent begeben. In der Konsequenz lag der durchschnittliche Couponertrag des Green-Bond-Marktes Ende 2022 nur noch bei 1,70 Prozent.
Die im April 2023 emittierte grüne italienische Staatsanleihe mit Fälligkeit im Jahr 2031 schüttet hingegen einen Coupon von 4,00 Prozent aus. Unternehmensanleihen wie der Green Bond von Siemens Energy mit Fälligkeit im Jahr 2029 bringen es sogar auf einen Coupon von 4,25 Prozent. Entsprechend nutzen Anleger derzeit Neuemissionen, um ihre Couponerträge dem aktuellen Zinsumfeld anzupassen. Über diese Entwicklungen berichtet Marcio da Costa, Senior Portfolio Manager für SSA & Green Bonds bei Bantleon, in einer aktuellen Analyse.
Hohe Renditen bei Kurzläufern oder Planungssicherheit bei mittleren Laufzeiten
Die jüngsten Green-Bond-Emissionen wurden laut da Costa mehrheitlich im mittleren und langen Laufzeitband begeben. Dies liegt unter anderem an der inversen Zinsstrukturkurve und den höheren Finanzierungskosten für Emittenten bei kurz laufenden Anleihen.
Anleger stehen nun vor der Wahl, von den hohen Renditen bei Kurzläufern zu profitieren oder sich für tiefere Renditen bei mittleren Laufzeiten zu entscheiden, um Planungssicherheit zu haben. So bieten deutsche Bundesanleihen mit einjähriger Laufzeit eine Rendite von 3,10 Prozent und damit etwa 0,80 Prozent-Punkte mehr Rendite als fünfjährige Bundesanleihen. Bei US-Treasuries liegt die Renditedifferenz zwischen den entsprechenden Laufzeiten sogar bei 1,20 Prozent-Punkten.
"Sollte unsere Erwartung einer signifikanten Rezession und sinkender Zinsen im Jahresverlauf eintreten, müssen kurz laufende Anleihen im kommenden Jahr auf deutlich tieferen Zinsniveaus reinvestiert werden. Mittlere Laufzeiten hingegen ermöglichen mittelfristig planbare Erträge auf dem aktuellen Zinsniveau, weshalb wir derzeit mittlere Anleihenlaufzeiten bevorzugen", hält da Costa fest.
Hohe laufende Rendite schützt vor steigenden Zinsen und Risikoprämien
Das Potenzial der aktuell attraktiven laufenden Erträge zeigt sich in der Performance-Attribution des Green-Bond-Marktes: Seit Jahresanfang bis Anfang Mai betrug die Wertenwicklung für den breiten Green-Bond-Markt währungsgesichert in EUR gemäß "ICE BofA Green Bond Index" 2,43 Prozent. Davon resultieren 1,18 Prozent-Punkte aus der laufenden Verzinsung, während 1,25 Prozent-Punkte dem rückläufigen Zinsniveau bei mittleren und langen Anleihenlaufzeiten geschuldet sind. Die Entwicklung der Risikoprämien wirkte sich kaum auf die Performanceentwicklung aus. So hatte die laufende Verzinsung die gleiche Ertragskraft wie die Duration.
Damit wird da Costa zufolge deutlich, dass mit Anleihen auch in Phasen seitwärts gerichteter Zinsen und Risikoprämien attraktive Erträge erwirtschaftet werden können. Gleichzeitig bietet die hohe laufende Rendite einen natürlichen Puffer gegen steigende Zinsen und Risikoprämien.
Belegen lässt sich dies laut da Costa durch eine historische Simulation: Von September 2005 bis September 2007 stiegen die Renditen fünfjähriger Bundesanleihen von 2,15 Prozent auf 4,15 Prozent. In dieser Phase erwirtschafteten ein bis zehnjährige Investment-Grade-Euro-Anleihen dennoch einen Ertrag von 1,01 Prozent.
In den nächsten Monaten dürften die Zinsen grüner Staatsanleihen wegen der konjunkturellen Abkühlung weiter fallen, während die Risikoprämien von Unternehmensanleihen steigen sollten. Entsprechend bevorzugen wir im Segment Unternehmensanleihen defensive Sektoren wie Versorger, nicht-zyklische Konsumgüter und Telekommunikation.
Auf der Zinskurve ist da Costa im mittleren Laufzeitbereich übergewichtet und präferiert hier das ausgewogenere Verhältnis aus Rendite und Zinsrisiko.
Green Bonds bei Bantleon
Bantleon bewirtschaftet Green Bonds in nahezu allen Anleihenstrategien, unter anderem im Green-Bond-Publikumsfonds Bantleon Select Green Bonds (LU2208869482) sowie im nachhaltigen Multi-Asset-Fonds Bantleon Changing World (LU1808872706) mit einem Anteil von derzeit 30 Prozent. (aa)