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Andrea Orcel: UniCredit braucht Zeit für mögliches Commerzbank-Angebot

Der Vorstandsvorsitzend der UniCredit zeigt sich in einem Interview hinsichtlich der Übernahme der Commerzbank entspannt und betont, alle Stakeholder von der Sinnhaftigkeit einer möglichen Übernahme zu überzeugen. Alternativ dazu wäre auch ein Verkauf des Aktienpakets mit hohem Gewinn opportun.

Andrea Orcel, Unicredit
Andrea Orcel, Unicredit© Hollie Adams / Bloomberg

Die italienische UniCredit plant im Kampf um ihre Rivalin Commerzbank kein unmittelbares Übernahmeangebot. Dies ließ der Chef der Mailänder Bank, Andrea Orcel, bei einem Interview mit Bloomberg wissen und bringt damit etwas Ruhe in die angespannte Situation.

“Es ist ein langer Prozess”, sagte Orcel in einem Bloomberg-Interview. “Wir wollen die Möglichkeit haben, alle wichtigen Interessengruppen, einschließlich der Bundesregierung, davon zu überzeugen, dass eine mögliche Fusion einen Mehrwert schafft.”

UniCredit gab im September bekannt, dass sie nun 21 Prozent der Commerzbank-Aktien kontrolliere. Orcel zufolge wird eine Übernahme der Frankfurter erwogen, was die bestehenden Aktivitäten der UniCredit in Deutschland stärken und ein bedeutendes Geschäft in Polen hinzufügen würde.

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp äußerte sich jedoch offen skeptisch zu den Vorteilen einer möglichen Fusion, und auch die Bundesregierung signalisierte Ablehnung.

Die Gegner des möglichen Deals befürchten durch die Übernahme der Commerzbank einen Kundenverlust - dem UniCredit jedoch widerspricht.

Die bestehenden Aktivitäten der italienischen Bank in Deutschland seien “in hohem Maße komplementär“ zur Commerzbank und eine Fusion würde “geringe Konzentrationsrisiken“ mit sich bringen, teilte UniCredit am Mittwoch mit. Der Deal könne zudem auch zu einer Verbesserung des Dienstleistungsniveaus führen.

UniCredit könnte sich letztendlich dafür entscheiden, seine Beteiligung an der Commerzbank mit Gewinn zu verkaufen, sagte Orcel in dem Interview weiter.

Commerzbank strebt weiteren Aktienrückkauf an, erhöht Prognose
Die Commerzbank hat mittlerweile ihren Jahresausblick angehoben und bereitet mitten im Übernahmekampf mit der italienischen UniCredit ein weiteres Aktienrückkaufprogramm vor.

Die Frankfurter hoben ihre Prognose für die Erträge aus dem Kreditgeschäft sowie für den Zins- und Provisionsüberschuss leicht an und erhöhten den Ausblick für eine wichtige Kennzahl der Kapitalstärke. Die Erwartung eines weiteren Rekordgewinns wurde beibehalten.

Die Commerzbank teilte außerdem mit, dass sie bei der EZB einen weiteren Aktienrückkauf in Höhe von rund 400 Millionen Euro beantragt hat, nachdem der Nettogewinn im dritten Quartal mit 642 Millionen Euro deutlich über den von Analysten geschätzten 550 Millionen Euro lag.

“Wir sind überzeugt, dass wir den Gewinn in diesem Jahr erneut steigern können. Das Kundengeschäft hat sich im dritten Quartal sehr gut entwickelt”, teilte Vorstandsvorsitzende Orlopp am Mittwoch.

Orlopp versucht, die Investoren davon zu überzeugen, dass die Commerzbank als eigenständige Bank besser aufgestellt ist. Die Bank hatte im September eine bessere Profitabilität und eine höhere Ausschüttung an die Anleger versprochen, nachdem sich der italienische Konkurrent einen Anteil von 21 Prozent gesichert und eine Übernahme als Option ins Spiel gebracht hatte.

Commerzbank verkauft SRT, will Kapital freisetzenDie Commerzbank arbeitet an einer Transaktion, um Kreditrisiken von der Bilanz zu bekommen und damit Kapital freizusetzen. Das könnte ausgeschüttet oder für Investitionen genutzt werden.

Deutschland zweitgrößte börsennotierte Bank spreche mit Investoren über einen signifikanten Risikotransfer (SRT) für ein zwei Milliarden Euro schweres Portfolio an Unternehmenskrediten, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Die 150-Millionen-Euro-Transaktion befinde sich in einem fortgeschrittenen Stadium, die endgültigen Bedingungen stünden aber noch nicht fest, hieß es.

Die Commerzbank will mit dem Deal Kapital freisetzen, um mehr Spielraum zu schaffen für Ausschüttungen an Investoren sowie für Investitionen und Akquisitionen, wie Bloomberg berichtet hat. Neben dem verstärkten Einsatz von SRTs will die Commerzbank die Risikoeffizienz verbessern, etwa in dem sie unrentable Kunden aussortiert.

Vorstandschefin Orlopp hatte bereits im September angekündigt, Ausschüttungen an Aktionäre erhöhen zu wollen.

Bei einem SRT bezahlt eine Bank in der Regel institutionelle Investoren dafür, dass sie sich bereit erklären, Verluste aus dem riskantesten Teil eines bestimmten Kreditportfolios zu decken, und bietet so eine Art Versicherung für Kreditbündel, die sich häufig auf mehrere Milliarden Euro belaufen. Durch diesen Schutz kann die Bank einen Teil des regulatorischen Kapitals freisetzen, das sie als Absicherung für die Kredite vorhalten muss. In der Regel erwirbt eine Bank so Ausfallschutz für bis zu 15 Prozent eines Kreditportfolios und zahlt den Investoren im Gegenzug eine Rendite, die häufig über zehn Prozent liegt. (aa)

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