Logo von Institutional Money
| Märkte

Analyse: Warum die Märkte erneut zu viele Zinssenkungen einpreisen

Viele Marktteilnehmer preisen wohl wieder zu viele Zinssenkungen der Fed ein – das hat weltweite Auswirkungen. Deborah Cunningham von Federated Hermes erwartet hingegen lediglich eine moderate Senkung.

Deborah Cunningham, Chief Investment Officer, Global Liquidity Markets, Senior Portfolio Manager bei Federated Hermes
Deborah Cunningham, Chief Investment Officer, Global Liquidity Markets, Senior Portfolio Manager bei Federated Hermes© Federated Hermes

Nach Einschätzung von Deborah Cunningham, Chief Investment Officer, Global Liquidity Markets, Senior Portfolio Manager bei Federated Hermes, preisen die Märkte zu viele Zinssenkungen der Fed ein. Wie sie zu dieser Einschätzung kommt, worauf Anleger achten sollten und wie es weitergeht, erklärt sie in einer ausführlichen Analyse.

Zu viel Optimismus im Markt?
Es sollte eigentlich nicht überraschen, wenn die Finanzmärkte ihre eigenen Erwartungen übertreffen. Man muss auch kein Experte in Verhaltensökonomie sein, um zu erkennen, dass Anleger selten rein rational handeln. Dennoch ist es ärgerlich, wenn Händler übermäßig risikofreudig werden, die Volatilität anheizen und die Marktliquidität belasten. Deborah Cunningham kommentiert und warnt daher: „Wie bereits Ende des vergangenen Jahres setzen die Märkte darauf, dass die US-Notenbank die Zinsen schneller senken wird, als es die politischen Entscheidungsträger signalisiert haben – und vor allem schneller, als es die aktuellen Wirtschaftsdaten rechtfertigen.“

Die erhebliche Abwärtskorrektur der im vergangenen Jahr neu geschaffenen Arbeitsplätze seitens des US-Arbeitsministeriums sowie die zurückhaltenden Äußerungen von Powell auf dem Symposium der Zentralbank in Jackson Hole haben am Futures-Markt für Aktivität gesorgt. Dieser pocht nun auf eine Zinssenkung um 50 Basispunkte bei der geldpolitischen Sitzung im September. „Wir sind anderer Meinung“, sagt Cunningham, „Unsere Prognose sieht lediglich eine Zinssenkung um einen Viertelpunkt vor.“

Blick auf die Beschäftigungszahlen
Das Arbeitsministerium gab bekannt, dass die Wirtschaft in den zwölf Monaten bis März 818.000 Arbeitsplätze weniger geschaffen hat als ursprünglich gemeldet. Da dies die größte Abwärtskorrektur seit 2009 darstellt, werten Anleger dies offenbar als Anzeichen einer bevorstehenden Rezession. „Wir sind jedoch der Ansicht, dass die Fed mit einem monatlichen Anstieg von etwa 150.000 Arbeitsplätzen gut zurechtkommt, da dies auf ein solides Wirtschaftswachstum hindeutet“, meint Cunningham. Der neue Durchschnitt liegt nun bei 174.000 – weniger dynamisch als vor der Korrektur, aber immer noch stark genug, um auf eine sanfte Landung der Wirtschaft hinzudeuten.

Jedes Wort wird auf die Waagschale gelegt
Zwar wirkt die Geldpolitik immer erst mit einer gewissen Verzögerung, allerdings dürfte die Fed der Ansicht sein, dass der Arbeitsmarkt eine weiche Landung und keinen abrupten Absturz unterstützt. „Schließlich nutzt auch Powell wie alle politischen Entscheidungsträger den typischen FedSpeak“, merkt Cunningham an.

Zudem fiel in seiner Rede in Jackson Hole eine ungewöhnliche Formulierung auf: „Eine weitere Abkühlung der Arbeitsmarktbedingungen wird von uns weder angestrebt noch begrüßt.“ Cunningham kommentiert dies wie folgt: „Unserer Meinung nach wäre eine außergewöhnlich schwache Beschäftigungszahl im August, kombiniert mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenquote, notwendig, um unsere Prognose von einer Zinssenkung um einen Viertelpunkt anzupassen - auf eine Senkung um einen halben Punkt bei der FOMC-Sitzung im September. Umgekehrt müssten die Daten sehr positiv ausfallen, um die Fed überhaupt von einer Lockerung abzuhalten.“

"Natürlich spielen aber auch die Inflationsdaten bis dahin eine entscheidende Rolle. Die Entscheidungsträger werden vor ihrer Sitzung am 16. und 18. September alle drei wichtigen staatlichen Berichte - den PCE für Juli sowie den VPI und PPI für August - erhalten haben, merkt Cunningham abschließend an. (aa)

Dieses Seite teilen