AllianzGI: Italiens Banken droht erneut große Finanzierungslücke
Italiens Banken sind im europäischen Vergleich sehr abhängig von den Targeted Longer-Term Refinancing Operations (TLTROs) der EZB. Bedenklich ist, dass die TLTROs höher als gewisse vorgeschriebene Reserven sind. Bis zur Fälligkeit sollten Italiens Banken jedoch eine Lösung finden.
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Italienische Banken haben laut einer Analyse von Allianz Global Investors den größten Bedarf an Liquidität unter den europäischen Instituten, um die billige Finanzierung durch die Europäische Zentralbank zu ersetzen. Die sogenannten TLTROs laufen dieses und nächstes Jahr aus. Das berichtet Bloomberg.
Im Verhältnis zu ihren Reserven haben die Banken in Italien den größten TLTRO-Betrag in Anspruch genommen, so Kreditanalyst Simon Outin von Allianz GI in Paris. Die ultrabilligen Kredite sollten die Kreditvergabe an die Wirtschaft ankurbeln. Griechische und spanische Kreditgeber belegten in der Allianz-Analyse den zweiten und dritten Platz, wie die Grafik unten zeigt.
TLTROs sind höher als die Reserven
“Alle Länder befinden sich in einer komfortablen Zone, außer einem: Italien”, sagte Outin. Er verglich die Höhe der Kreditaufnahme im Rahmen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte mit den bei der EZB gehaltenen Barmitteln und sagte: “Wir sehen, dass Italien ziemlich abhängig von den TLTROs ist, wobei die TLTROs mehr als die Reserven darstellen.”
Die italienischen Banken hätten freilich “glaubwürdige” Pläne, um dies in Griff zu bekommen, so Outin bei einem Briefing am Dienstag. Die Banken haben die Möglichkeit, sich am Markt Geld zu beschaffen oder andere EZB-Fazilitäten in Anspruch zu nehmen.
Geforderte Liquiditätsdeckungsquote könnte unterschritten werden
Im Gegensatz zu den USA, wo Anfang des Jahres mehrere kleinere Banken zusammenbrachen, müssen europäischen Kreditgeber Mindestwerte für die sogenannte Liquiditätsdeckungsquote erfüllen. Das heißt, sie müssen über hochwertige liquide Wertpapiere verfügen, um Abflüsse von Einlagen ausgleichen zu können, die in einem 30-tägigen Stress-Szenario zu erwarten wären. Die EZB konzentriert sich bei ihrer jährlichen Überprüfung der Risiken für den Sektor in diesem Jahr vorrangig auf die Liquiditätsniveaus.
“Wenn italienische Banken nichts unternehmen würden, würden sie auf aggregierter Ebene unter 100 Prozent liegen und damit die Liquiditätsdeckungsquote unterschreiten”, sagte Outin. Das Problem bestehe darin, dass die Sicherheiten, die die EZB den Banken nach Ablauf der TLTROs zurückgeben werde, im Allgemeinen nicht als liquide Mittel zählten, führte er aus.
Hoffnung: Italiens Banken werden reagieren
AGI habe mit allen großen italienischen Banken gesprochen und deren Treasurer hätten alle “einen glaubwürdigen Plan, deshalb wird es wohl kein Problem geben”, so Outin. Eine Möglichkeit sei, dass die Banken vorrangige Anleihen begeben. Sie sollten für wohlhabende Kunden attraktiv sein als besser verzinsliche Möglichkeit, Geld zu parken.
“Die Inanspruchnahme der anderen EZB-Fazilitäten ist ein interessanter Punkt, denn wäre dies ein Stigma oder nicht?”, so Outin. “Wie würde der Markt reagieren, wenn er sieht, dass Italien 80 Prozent oder 90 Prozent der Refinanzierungsgeschäfte der EZB in Anspruch nimmt? Ich habe mich mit meinen Portfoliomanagern diesbezüglich sehr klar ausgedrückt, für mich ist das ein potenzielles Volatilitätsrisiko.” (aa)